Digitalisierung in Unternehmen
Wie Transformation scheitert
Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.
7. Skill-Misere
Eine digitale Transformation erfordert neue Talente. Zum Beispiel Softwareentwickler, die Erfahrung mit den neuesten Programmiersprachen haben oder Produktmanager, die wissen, was ein Kunde von einem virtuellen Assistenten erwartet. Unternehmen bezahlen Unsummen für UX-Design-Spielereien, DevOps-Spezialisten, Data Scientists und KI-Profis - wenn sie welche finden.
Die Nachfrage übersteigt das Angebot an fähigen IT-Spezialisten um ein Vielfaches und die allermeisten Unternehmen tun sich ziemlich schwer, entsprechende Spezialisten von Apple, Google oder Facebook wegzulocken.
8. Fatale Backend-Liebe
Obwohl die richtigen Mitarbeiter an Bord sind, kann eine kundenorientierte InnovationInnovation scheitern, wenn der Fokus des CIOs zu sehr auf der Infrastruktur liegt. Alles zu Innovation auf CIO.de
Rajan Kohli rät dazu, die Entwicklung nicht aus den Augen zu verlieren: "Beispielsweise sollten Unternehmen Teams für die Migration in die Cloud-Infrastruktur abstellen, dabei aber trotzdem mit mobilen Applikationen, Chatbots, BlockchainBlockchain oder IoT experimentieren." Alles zu Blockchain auf CIO.de
9. Integrationswehen
Viele CIOs, die technologische Innovationen einführen möchten, implementieren diese stückweise, statt ein geschlossenes Ökosystem zu schaffen.
Davon ist zumindest IT-Assistenzprofessor Ruben Mancha vom US-amerikanischen Babson College überzeugt: "Im Ergebnis scheitern viele Unternehmen daran, ihre Wertschöpfungskette im Sinne des Kunden neu zu erfinden. Erfolgreiche Transformationsprojekte nutzen aufkommende Technologien, um eine kontextuelle Computing-Erfahrung zu schaffen, die den Kunden einerseits hoch-personalisierte, andererseits hoch-innovative, Services zur Verfügung stellt."
- Kundenbedürfnisse
Erkennen Sie die Bedürfnisse Ihrer (potenziellen) Kunden – möglichst bevor diese sie selbst bemerkt haben – und entwickeln Sie kreative Lösungen. - Werteversprechen
Klären Sie für sich, welchen Teil der Kundenbedürfnisse Sie erfüllen wollen. Daraus ergibt sich, ob Sie eine eigene Plattform entwickeln, sich als einer unter vielen Plattformen positionieren oder Apps und Services für Plattformen Dritter entwickeln. - Vernetzung
Begreifen Sie Ihr Unternehmen als Teil der Plattformökonomie und bringen Sie Ihre Leistungen in den erweiterten Markt ein. - Fortschritt
Bringen Sie Ihre Kompetenzen ein, um die Plattformen, auf denen Sie sich bewegen, fortlaufend weiterzuentwickeln. - Positionierung
Definieren Sie Ihre spezifische Rolle im digitalen Ökosystem. Sind Sie Entwickler, Designer, Produzent, Händler? Welche Aufgabe können Sie mit Ihren Stärken am besten erfüllen? Sobald Sie Ihre Rolle gefunden haben: Machen Sie sich unverzichtbar.
10. Digitalkluft
Ein großes Problem in einigen Firmen: Digitale Initiativen werden vom Mutterkonzern abgetrennt. Das Argument: Transformationsprojekte müssen eine ganz andere Prozessgeschwindigkeit vorlegen, weswegen es sinnvoll ist, sie autonom zu betreiben. Stichwort Digital Labs.
Natürlich haben die daraus resultierende Geschwindigkeit und Entscheidungsfreiheit ihre Vorteile. Wer aber daran scheitert, die digitalen Möglichkeiten und die Transformation selbst über das gesamte Unternehmen zu "ziehen", der verschwendet Geld und Ressourcen.
11. Kostenexplosionen
Wenn eine Implementierung oder die Prozesskosten das geplante Maß um ein Vielfaches übersteigen, kann die digitale Transformation einen langsamen, unschönen Tod sterben.
McKinsey empfiehlt daher: "Führende Unternehmen starten die Transformation, indem sie sich schnelle Erfolge zum Ziel setzen und so Werte erschließen, die den Aufwand refinanzieren. Oft schon in den ersten drei Monaten des Projekts."
- Wie Sie Mitarbeiter für die digitale Transformation begeistern
Die Analysten von IDC geben Tipps, wie die Digtialisierungsstrategie von CDO und CIO in kurz-, mittel- und langfristigen Schritten geplant werden sollte. Der Fokus richtet sich dabei auf den Faktor Mensch, denn nur mit motivierten Mitarbeitern wird die digitale Transformation ein Erfolg. - Tipp 1: Prozesse überprüfen
Schritt 1 - kurzfristige Maßnahmen: Durchleuchten Sie die aktuellen Digitalisierungsinitiativen. In welchem Maß erfordern diese Projekte Veränderungen an den organisatorischen Abläufen, den Arbeitsprozessen und der Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen? - Tipp 2: Bedenken der Mitarbeiter sondieren
Schritt 2 - kurzfristige Maßnahmen: Besprechen Sie gemeinsam mit den Abteilungsleitern, welche Bedenken die Mitarbeiter hinsichtlich der Veränderungen haben könnten. - Tipp 3: Sorgen der Mitarbeiter adressieren
Schritt 3 - kurzfristige Maßnahmen: Überlegen Sie, wie die möglichen Sorgen der Mitarbeiter hinsichtlich der Veränderungen durch Kommunikationsmaßnahmen angesprochen werden können. - Tipp 4: Fokusgruppen bilden
Schritt 1 - mittelfristige Maßnahmen: Führen Sie für künftige Digitalisierungsinitiativen, die organisatorische Veränderungen zur Folge haben, Fokusgruppen oder Interviews mit Mitarbeitern ein, um deren Bedenken kennenzulernen. - Tipp 5: Kommunikationsstratiegie ausarbeiten
Schritt 2 - mittelfristige Maßnahmen: Prüfen Sie die Möglichkeiten, wie die interne Kommunikation für künftige Rollouts eine Kommunikationsstrategie gestalten kann, um diese Bedenken zu adressieren. - Tipp 6: Mitarbeiter motivieren
Schritt 3 - mittelfristige Maßnahmen: Überlegen Sie, wie Sie durch die Einbindung der Mitarbeiter in den Planungsprozess deren Engagement im Vorfeld des Rollouts gewinnen können. - Tipp 7: Mitarbeiter schulen
Schritt 1 - langfristige Maßnahmen (12 bis 24 Monate): Bauen Sie ein gutes Verhältnis zur internen Kommunikation und zur Personalabteilung auf. Prüfen Sie die Möglichkeiten, wie diese Abteilungen mit Kommunikation und Mitarbeitertraining die menschliche Komponente der digitalen Transformation flankieren können. - Tipp 8: Budget prüfen
Schritt 2 - langfristige Maßnahmen: Identifizieren Sie mögliche Auswirkungen dieser menschlichen Komponente innerhalb der digitalen Transformation auf das Budget. Suchen Sie Unterstützung bei der Rechtfertigung zusätzlicher Mittel, um die Akzeptanz der Mitarbeiter im Rahmen eines Digitalisierungsprojekts effektiv sicherzustellen.
12. Kontinuitätskrise
Wie oft haben Sie schon von einem CIO gelesen, der lang und breit über die gerade stattfindende digitale Transformation seines Unternehmens spricht, nur um wenig später (freiwllig oder auch unfreiwllig) einen Abgang hinzulegen.
CIO-wechsel-dich-Spielchen schmälern die Chancen eines Unternehmens, ihre digitale Agenda auf den Weg zu bringen. So landen immer wieder groß angelegte Transformations-Initiativen auf dem Projektfriedhof.
Wesentlich ist: Eine digitale Transformation setzt Führung von oben voraus. Wenn diese fehlt, sind alle Digitalisierungsbemühungen zum Scheitern verdammt.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation CIO.