MINT-Berufe 2019
Wo Informatikerinnen und Ingenieurinnen am besten verdienen
Die gute Nachricht zuerst: "Die sehr hohe Nachfrage nach IT-Expertinnen und -Experten führt zu hohen Gehältern in der Branche", stellt Tim Böger, Geschäftsführer von Compensation Partner fest. Die Hamburger Vergütungsexperten und Betreiber von gehalt.de haben im Auftrag der COMPUTERWOCHE die Verdienstchancen von IT-Experten und Ingenieuren über alle Altersklassen, Firmengrößen, Branchen und Regionen hinweg ermittelt - und nach Geschlechtern unterschieden. Wir wollten wissen, wie die Lohnlandkarte in Deutschland für Ingenieure und Informatiker aussieht - speziell für Ingenieurinnen und Informatikerinnen.
Am meisten verdienen Frauen mit einer technischen Ausbildung, wenn sie innerhalb eines Unternehmens die Zulassung von neuen Produkten betreuen: Die Regulatory-Affairs-Managerin geht also mit durchschnittlich rund 67.000 Euro im Jahr nach Hause. An zweiter Stelle folgt die IT-Projektleiterin, die sich über knapp 66.000 Euro Jahresgehalt freuen kann. Die Produktmanagerin bringt es auf über 65.000 Euro im Jahr, knapp gefolgt von der Expertin in der medizinischen Forschung, die etwas weniger als 65.000 Euro mitnimmt.
IT-Beraterinnen und Vertriebsingenieurinnen kommen im Schnitt auf etwas über 64.000 Euro. Mit etwa 2.600 Euro weniger im Jahr müssen Spezialistinnen in der technischen Forschung und Entwicklung rechnen, liegen aber noch gut 700 Euro über dem JahresgehaltJahresgehalt der Test- und Versuchsingenieurinnen. Die Schlusslichter des Top-Ten-Rankings der besten IT- und Ingenieurberufe bilden Controllerinnen sowie Ingenieurinnen in der Produktion, die unter der 60.000-Euro-Marke liegen. Alles zu Gehalt auf CIO.de
Was Ingenieurinnen wert sind
Gehaltsbremse Gender Gap
Und wie sieht es mit den Gehältern der männlichen Kollegen aus? Die Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern würden durch die hohe Nachfrage immer geringer, fügt Vergütungsexperte Böger hinzu, und lägen in der IT nicht selten im einstelligen Bereich. Trotz des positiven Trends, sprechen die jüngst erhobenen Zahlen eine deutliche Sprache: Durch die Bank zahlen Unternehmen in allen oben erwähnten MINT-Berufen Männern mehr Lohn. Der Gender Gap ist nach wie vor da und von Equal Pay kann immer noch keine Rede sein - das ist die schlechte Nachricht.
So verdient beispielsweise der Vertriebsingenieur mit durchschnittlich knapp 80.000 Euro Jahresgehalt 24 Prozent mehr als eine Mitarbeiterin in vergleichbarer Position. Eine ähnlich große Entgeltlücke findet sich in der IT-Projektleitung: Hier kommen Männer am Jahresende auf 21 Prozent (13.800 Euro) mehr Geld im Portemonnaie als ihre Kolleginnen. Produktmanager und Experten in der technischen Forschung und Entwicklung gehen im Schnitt mit jeweils 17 Prozent mehr Lohn nach Hause.
- Strategie ist Trumpf
Zum einen sollten sich Frauen grundsätzlich darauf einstellen, dass überhaupt verhandelt wird. Zum Zweiten geht es um das Konkrete: wie viel „Puffer“ kalkuliert man ein? Mit welchen Argumenten belegt man die eigene Forderung? Solche Fragen muss man vorbereiten. - Sich selbst eine gute Spielpartnerin sein
Wer nicht wirklich von sich selbst überzeugt ist, könnte über den „innerlichen Kritiker“ stolpern. Eine typisch weibliche Schwäche. Frauen sollten sich bewusst machen, was sie schon geschafft haben. Sie können zum Beispiel Zeugnisse oder Auszeichnungen über ihrem Schreibtisch aufhängen oder sich die Mails mit den anerkennenden Worten ihrer Kunden durchlesen. - Cool und professionell bleiben
Es geht nicht um ein undurchsichtiges Pokerface. Wohl aber um sachliche Distanz. Will das Gegenüber Forderungen herunterhandeln, dann ist das bitte nicht als persönlicher Angriff zu verstehen. Der Verhandlungspartner versucht eben, für sich oder sein Unternehmen einen guten Preis herauszuholen. - Pulver nicht zu schnell verschießen
Frauen neigen zu der Haltung: Bevor wir hier noch ewig herum verhandeln, gebe ich eben nach – sonst geht ja nie was vorwärts. Sie müssen verstehen, dass die Verhandlung Teil ihrer Arbeit oder ihres Auftrags ist und kein lästiges Beiwerk. - Die Verhandlung spielerisch sehen
Eine spielerische Haltung kann nicht schaden. Frauen können sich die Argumente als Karten vorstellen. Wer wird welchen Spielzug ausführen? Hier gilt das Motto: "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!" - Sandra Schubert
Sandra Schubert versteht sich als Expertin für Verkauf und positive Psychologie. Sie engagiert sich außerdem als Mentorin für ein MINT-Programm an der Fachhochschule Rosenheim (Hochschule für angewandte Wissenschaften). Ihre Beobachtung: "Die jungen Frauen brauchen keine Schutzzäune mehr!" - Tanja Peters
Tanja Peters ist Verhandlungsexpertin, systemische Beraterin und Trainerin. Weil Erfolg nicht nur Kopfsache ist, biete sie auch MUTMuskeltraining an.
Trotz aller Gender-Unterschiede waren die Verdienst- und Karrierechancen für Frauen in MINT-Berufen nie besser als heute, zumal Unternehmen in Zeiten des Fachkräftemangels sich verstärkt um Mitarbeiterinnen in technischen Berufen bemühen. "Wir stellen fest, dass immer mehr Frauen in MINT-Berufen tätig werden, doch der Anteil ist immer noch deutlich geringer als der von Männern. Er liegt zwischen 20 bis 25 Prozent", stellt Böger von Compensation Partner fest. Auch hier ist noch viel Luft nach oben.