Die Grenzen der IT-Industrialisierung (Teil II)
Wo Prozesse und Prozess-Steuerung Sinn machen
Von Johann Walter und Harald Mang (*)
Im ersten Teil dieses Artikels kamen wir zu dem Ergebnis, dass man insgesamt nicht um die Tatsache herumkommt: Die IT kann im Healthcare-Bereich nicht ihren Anspruch einlösen, die Geschäftsprozesse umfassend zu verbessern. IT-Systeme verbessern zwar einzelne Abläufe oder periphere Prozesse, beispielsweise die Abrechnung oder die Lagerverwaltung. Die medizinischen Leistungsprozesse der Diagnose und Therapie lassen sich jedoch nur selektiv unterstützen. Am weitesten fortgeschritten ist die IT-Unterstützung noch bei einzelnen Funktionen, beispielsweise der Radiologie, der Labordiagnostik oder in der Anästhesie.
Um Dienstleistungen zu optimieren, ist ein anderes Vorgehen notwendig als in der IndustrieIndustrie: Eine Möglichkeit im klinischen Ablauf sind die Case Manager, die sich um einen Fall beziehungsweise einen Patienten kümmern. Es gibt im Krankenhaus drei große Interessensgruppen - die Ärzte, die Pflege und die Verwalter und Kaufleute -, die alle mit einem Fall zu tun haben. Getrieben durch die Klinikverwaltung sind die Verwalter und die Kaufleute eifrig dabei, die Zustände der Supportfunktionen zu verbessern. Die Pflege hat spätestens seit der Einführung der Fallpauschalen erkannt, dass das Prozessmanagement ihr hilft, um die Abläufe zu verbessern. Es bleiben die klinischen Prozesse: Diagnostik und Therapie. Top-Firmen der Branche Industrie
Um erfolgreich und letztlich exzellent zu sein, sind am Ende die klinischen Prozesse Diagnose und Therapie zu verbessern. Innerhalb des Operationen- und Prozeduren-Schlüssels umfassen die diagnostischen Maßnahmen etwa 8 Prozent der Seiten, die Hälfte davon sind bildgebende Diagnosen, die Operationen machen zwei Drittel aller Prozeduren aus, den Rest von ein Viertel machen die nicht-operativen Prozeduren aus. Hinter den Diagnosen und Therapien steckt sehr viel medizinisches Wissen, Expertise, Know-how, Erfahrung und Geschick. Bisher ist dieser Wissensbereich sehr stark an die handelnden Personen, in erster Linie die Ärzte, gebunden. Es dürfte sich aber lohnen, gerade in den sehr personalintensiven Prozessen nach Verbesserungsmöglichkeiten zu schauen – in der medizinisch-therapeutischen Behandlung selbst und in dem näheren Umfeld, in dem die Behandlung stattfindet.
Die diagnostischen Maßnahmen machen zwar nur 8 Prozent der Operationen und Prozeduren aus, sie werden aber doch häufig angewendet, nach den Angaben des statistischen Bundesamtes machen sie etwa ein Drittel aller Maßnahmen aus.