Healthcare IT


Die Grenzen der IT-Industrialisierung (Teil II)

Wo Prozesse und Prozess-Steuerung Sinn machen

10.09.2009
Von Hartmut  Wiehr

Die Automobilindustrie zeigt, wie geringe Ausfälle der Autos im Betrieb erreicht werden können: ein Qualitätsmanagement-System, das verschärfte Standards nutzt, regelmäßige Inspektionen des Systems und Assessments der Prozesse, vor allem des Software-Entwicklungsprozesses, einschließlich der Vorgabe von Reifegraden, die erreicht sein müssen, um als Lieferant an neue Aufträge zu kommen.

Zusätzlich kommen methodische Ansätze wie Six Sigma zum Einsatz, um die Probleme gezielt und nachhaltig anzugehen. Der Erfolgsfaktor Nummer Eins sind im Krankenhausbereich allerdings die Menschen: die Führungskräfte, die Fehler als Chance zur Verbesserung betrachten, und die Mitarbeiter, die die Notwendigkeit der sorgfältigen Arbeit erkennen und Fehler offen ansprechen können.

Behandlungsfremde Tätigkeiten, beispielsweise die Abrechnung, dürfen die klinischen Prozesse nicht behindern: Die Supportfunktionen übernehmen die Aufgaben des Controlling, also des Planens und Kontrollierens, und der Statistik, sie halten diese Tätigkeiten fern von den Personen, die unmittelbar mit dem Patienten zu tun haben. Sie optimieren damit die Abläufe soweit, dass sie nicht als hinderlich angesehen werden, vor allem die Arbeit mit den Krankenversicherungen, die für den Patienten die Kostenerstattung übernehmen.

Die Finanzierung der Kliniken ist heute zweigeteilt: Die Behandlungskosten werden nach DRG über die Krankenkassen erstattet, die Investitionen haben die Länder und Gemeinden zu tragen. Prozessverbesserungen lassen sich ohne Investitionen nur in marginalem Umfang realisieren; oft sind verbesserte Abläufe nur in entsprechenden Gebäuden möglich, die Zusammenfassung der Lager erfordert ein Zentrallager. Prozessverbesserungen, die nachweislich Geld einsparen, müssen auch über das Budget und den Investitionsplan hinaus möglich sein. IT-gestützte Verfahren sind hier inzwischen selbstverständlich.

Die Klinik als Wirtschaftsunternehmen

Alle Handlungsträger müssen sich heute darüber im Klaren sein: Eine Klinik ist ein Wirtschaftunternehmen – nach der Einführung der DRGs mehr denn je. Und ein Wirtschaftsunternehmen steht im Wettbewerb: Um erfolgreich am Markt agieren zu können, müssen seine Produkte einen Kunden finden, der das Produkt als Lösung seines Problems betrachtet und deshalb bereit ist, Geld dafür auszugeben. Doch so einfach läßt sich dieses Wirtschaftsmodell dennoch nicht auf den medizinischen Sektor der Gesellschaft übertragen. Eine Klinik hat auch einen Versorgungsauftrag für alle zu erfüllen, als Universitätsklinikum zusätzlich noch einen Lehr- und Forschungsauftrag.

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