Platz 3 - Mittelstand
Zuhören und Rückgrat zeigen
Auf die Belange der Fachbereiche eingehen, dabei aber nicht die eigenen Ziele aus den Augen verlieren", beschreibt Siller, wozu ein CIO aus seiner Sicht fähig sein muss. Einfühlsames Durchsetzungsvermögen bewies der diplomierte Wirtschaftsingenieur schon bald nach seinem Amtsantritt bei der Bitburger Braugruppe, als er kurz hintereinander die technische Integration der drei übernommenen Brauereien Wernesgrüner (2002), König und Licher (2004) zu stemmen sowie die multiplen IT-Abteilungen zu zentralisieren hatte.
Agilität ist alles
Angesichts des im deutschen Braumarkt primär über Zukäufe zu erzielenden Wachstums ist Bitburger auf eine IT-Infrastruktur angewiesen, die eine zügige Einbindung der übernommenen Firmen ermöglicht. Um dafür die Grundlage zu schaffen, beschloss Siller, die gesamte Systemlandschaft des Unternehmens, allem voran die Desktops, zu virtualisieren - eine Entscheidung, die dem seinerzeit frisch gebackenen Hüter von IT und Organisation zunächst nicht nur Sympathien bescherte. "Damals hat man noch nicht bedacht, dass wir künftig darauf angewiesen sind, in einem heterogenen Umfeld unsere Systeme sehr schnell vor Ort zu bringen", blickt er zurück. Als "Firmenneuling, der schon nach kurzer Zeit etwas Neues einführen wollte", habe er viel Überzeugungsarbeit leisten müssen.
Vier Fliegen mit einer Klappe
Entscheidend ist für die Braugruppe aber auch die optimale Workflow-Unterstützung durch die IT - für Siller eine Grundvoraussetzung dafür, "mit künftig konstanter Personalstärke ein noch größeres Aufgabenpensum zu schaffen". Als einen Meilenstein erachtet er die letztjährige Einführung eines E-Mail-Management-Systems samt Filesystem-Archivierung, mit dem Bitburger gleich vier Fliegen mit einer Klappe schlug.
Dank Index-basierender Suche finden Mitarbeiter Mail-Dokumente samt Anhängen heute erheblich schneller wieder. Auch hat der mittels Archivierung reduzierte Umfang der Inboxen und Dateisysteme die Lage speziell im Marketing deutlich entspannt und ermöglicht im Ernstfall einen raschen Restore. Spezielle Ordner-Strukturen ermöglichen zudem echtes Mail-Sharing. Last, but not least löste Bitburger mit dem System eine betagte Jukebox-Technik ab, mit der das Unternehmen zuvor der gesetzlichen Forderung nach der revisionssicheren Aufbewahrung bestimmter Dokumente nachgekommen war.
Mit Web-Schulungen und Collaboration-spezifischen Workshops hat Sillers Mannschaft bei den Usern für Akzeptanz gesorgt. "Das neue E-Mail-Management erfordert von den Mitarbeitern ein strukturierteres Agieren", erklärt der IT-Chef. Insofern kam Siller eine durch Softwarekinderkrankheiten verursachte Verzögerung im Projektablauf nicht ganz ungelegen.
Uwe Siller (47), Bitburger Braugruppe
Position: Bereichsleiter IT & Organisation.
Branche: Brauerei (1900 Mitarbeiter).
Ein CIO muss ... zuhören können, ohne hörig zu sein.
Lieblingsfach ... in der Schule: Mathematik.
Wichtigstes Projekt: Einführung eines E-Mail-Management-Systems inklusive Filesystem-Archivierung.
Projektbereiche: unter anderem Messaging und Collaboration.
Herausforderungen: Softwarekinderkrankheiten; neue Arbeits abläufe vermitteln.
Zeitrahmen: Februar 2007 bis Mai 2008.
IT-Umgebung: zentralistische IT, Hauptprodukte: Microsoft, SAP, Citrix.