Von AOL zu Hansenet
Zwei Millionen Datensätze umgezogen
1.000 Attribute pro Kunde
Dazu war es nötig, nicht nur die alten Anwendungen von den AOL-Servern auf die Rechner von Hansenet zu überspielen. Vor allem die Kundendaten, die unter anderem Adressen, Vertrags- und Einwahlinformationen enthalten, mussten übertragen werden. Schon die schiere Menge der Daten - AOL Deutschland hatte rund zwei Millionen Kunden - machte das zur Herkulesaufgabe. Aufgrund gesetzlicher Vorgaben mussten auch eine dreimonatige Kundenhistorie und Abrechnungsdaten bei laufendem Betrieb übertragen werden. "Pro Kunde mussten wir also rund 1.000 Attribute definieren", sagt Peter Spisak, der die Projektgruppe Datenmigration operativ geleitet hat. "Bei zwei Millionen Kunden ist das eine riesige Datenmenge."
Also versuchte man gar nicht erst, den riesigen Bestand in einem Schritt zu migrieren. "Stattdessen haben wir vier Projektschritte definiert", sagt Spisak. Der erste Schritt bestand im Sammeln der Daten. Alle Outsourcing- und Projektpartner stellten ihre Kundendaten zentral über einen FTP-Server zur Verfügung. Der setzte sich aus alten AOL-Daten zusammen, aber auch aus Daten von Partnerfirmen wie O2, die etwa Mobilfunkverträge zum AOL-Angebot beigesteuert hatten. "Wir haben erst einmal Kundendaten gesammelt, ohne Rücksicht auf Konsistenz, Vollständigkeit oder Datenformat", sagt Pape.
Im zweiten Schritt beschäftigte sich das Projekt-Team mit der Validierung der Daten. Die Mannschaft prüfte, ob mit dem Ausgangsmaterial ein konsistenter neuer Datensatz aufgebaut werden konnte, wie die verschiedenen Attribute wie unterschiedlich aufgeteilte Adressfelder zusammenpassen und welche Informationen anderswo fehlende Bits und Bytes ersetzen könnten. Im dritten Projektschritt schließlich transformierte das Team die Daten so, dass ein harmonischer Bestand entstand. Erst im vierten Schritt erfolgte die Übernahme der Daten in die beiden Zielsysteme von Hansenet und Telecom Italia.
Dass der Transfer über die vier Schritte hinweg funktioniert, testete das Migrationsteam für jede Kundengruppe anhand der Daten von 1.000 typischen Kunden. "Erst nachdem alles reibungslos lief, haben wir begonnen, größere Tranchen mit 200.000 Kunden auf einmal zu migrieren", sagt Pape.
Wann welche Kunden des Bestands dran waren, das war im Vorfeld des Projekts bis auf auf den Tag genau definiert worden. "Jeder Kunde und jede Kundengruppe kamen in ein feines Raster", sagt Spisak. "Alle zwei Wochen wurde eine Gruppe von Kunden migriert." Zunächst kamen die 950.000 Kunden an die Reihe, die sich über ein Modem mit AOL-Einwahldaten ins Internet einwählen. Bei den DSL-Breitband-Kunden waren die Abrechnungsmodi und Datenmodelle komplizierter, weil AOL als Weiterverkäufer von Anschlüssen auftrat, die die Deutsche Telekom abwickelte.