Von AOL zu Hansenet
Zwei Millionen Datensätze umgezogen
Einwegsoftware für die Migration
Das eingesetzte Migrations-Framework, ein System auf Oracle-Basis, entstand erst während des Projekts. Grundlage war eine Datentransferlösung von Accenture, die fortlaufend an die Anforderungen des Projekts angepasst wurde. Die Software sollte genau die Migration überstehen, keinen Tag eher aufgeben, aber auch keinen Tag länger gebraucht werden. Durch diese Maßgabe konnten der Zeitplan der Entwicklung gehalten und die Kosten minimiert werden. Oft waren die Programmierer den Projekt-Managern, die bestimmte Teile der Anwendung benötigten, nur um Haaresbreite voraus. "Wir haben gleichzeitig getestet und integriert. Noch während die Nutzer von Modemverbindungen als die ersten Kunden migriert wurden, arbeiteten wir an den Datenmodellen für die DSL-Kunden", sagt Pape. "Das war "rapid prototyping at its best"."
Sommerzeit stört Umzug
Für künftige ProjekteProjekte ist die Transferlösung tatsächlich nicht mehr zu gebrauchen. Wie das Gewinnermodell eines Seifenkistenrennens, das genau hinter der Ziellinie auseinanderfällt, ist die intensiv aufgebohrte und hastig geflickte Anwendung nach dem Vollgas-Projekt für weitere Aufgaben nicht mehr geeignet. Dafür hat sie sich aber während ihres Lebenszyklus so gut bewährt, dass große Störungen beim Übertragen der Datensätze ausblieben. Alles zu Projekte auf CIO.de
Wie wichtig das war, zeigt eine Panne, die durch den unterschiedlichen Beginn der Sommerzeit in den Vereinigten Staaten und Europa verursacht worden war: 30.000 Daten, die übertragen werden sollten, wurden wegen des Zeitzonenfehlers einen halben Tag zu spät von einem System in das andere eingespielt. "In dieser Zeit liefen die Telefone der Callcenter heiß", erinnert sich Pape.
Insgesamt ist man bei Hansenet mit dem Ergebnis der Umstellung zufrieden. Zwar meldete die Tageszeitung "Die Welt", eine Viertelmillion AOL-Kunden hätten die Hanseaten durch die Integration verloren, vor allem genervte Modem-Surfer. Hansenet bestreitet das aber. Die Zahl der Kündigungen von AOL-Kunden während der Migration entspreche dem Level der vergleichbaren Zahlen von AOL im Jahr 2006, also ein Jahr vor der Migration, sagt Sprecher Carsten Nillies.
Die verbliebenen AOLer können in jedem Fall nach wie vor auf das gewohnte, blau-weiße Icon auf ihrem Desktop klicken, wenn sie ins Netz wollen. Browser und Benutzeroberflächen haben sich nicht geändert. Dass die Einwahl und die AOL-Anwendungen über Hansenet-Server laufen, merken die alten AOL-Kunden inzwischen nur noch an der Rechnung. Und bei den DSL-Kunden kommt Hansenet noch besser an. Etliche haben bereits die AOL- gegen Hansenet-Verträge ausgetauscht, heißt es aus dem Unternehmen.