Mieten statt Leasen, Outsourcing statt Eigenleistung
Warum klassische TK-Anlagen out sind
Die Sterbeglocken für die klassischen TK-Anlagen läuten lauter denn je. Über zehn Jahre, nachdem erste Networking-Hersteller in den USA VoIP groß propagierten, setzt sich die Technik auch hierzulande auf breiter Front durch. Sie ist nicht mehr länger eine Domäne der Großkonzerne, sondern kommt in immer mehr kleinen und mittelständischen Unternehmen zum Einsatz.
Siegeszug der IP-Technik
Das Interesse an VoIP-TK-Anlagen hat mehrere Ursachen: Klassische TK-Anlagen wurden häufig mit einer Leasing-Laufzeit von fünf (mit Verlängerungsoption um fünf Jahre) oder zehn Jahren angeschafft. Nach der letzten Erneuerungswelle im Zusammenhang mit der Jahr-2000-Problematik steht nun wieder die Ablösung alter Geräte an. Zusätzlichen Migrationsdruck schafft die globalisierte Wirtschaft, die ein flexibleres Arbeiten verlangt - ein Punkt, an dem klassische TK-Anlagen oft passen müssen. Ebenso hapert es bei ihnen häufig in Sachen Skalierbarkeit.
Kommen neue Standorte hinzu, müssen neue Anlagen gekauft werden, und bei steigender Mitarbeiterzahl ist oft kein Upgrade möglich, sondern die Komplettanschaffung einer neuen Anlage erforderlich. Für die Migration in Richtung IP-Welt spricht zudem unter zwei Aspekten der Kostendruck: Zum einen lassen sich mit VoIP die Gesprächsgebühren senken, zum anderen verspricht eine ins IT-Netz integrierte Nebenstellenanlage (Private Branch Exchange = PBX) einen geringeren Wartungsaufwand und mehr Flexibilität.
Angesichts dieser Vorteile ist Joachim Trickl, Chief Operating Officer beim TK-Anbieter QSC, überzeugt, "dass in fünf Jahren nahezu hundert Prozent der deutschen Unternehmen eine IP-basierende TK-Anlage nutzen". Während der VoIP-Anteil bei kleinen und mittelständischen Unternehmen heute noch bei etwa 20 Prozent liegt, ist die VoIP-Migration bei großen Unternehmen nach den Erfahrungen von Matthias Feicht, Product Manager Unified Communications bei BT Deutschland, seit mehreren Jahren bereits im Gange.
VoIP-Trends Unabhängig von der Unternehmensgröße kristallisieren sich bei der Migration in die IP-Telekommunikation vier Trends heraus:
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Die Zeit der Featuritis, in der TK-Anlagen mit 300 und mehr Funktionen aufwarten mussten, ist vorbei.
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Immer mehr Unternehmen fordern eine sanfte Migration, wollen also alte TDM- und IP-Welt (TDM = Time Division Multiplexing) eine Zeitlang parallel betreiben.
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Die Kosten für die TK-Anlagen müssen sich in den Prozessen abbilden lassen, das gilt insbesondere für neue Features aus dem Unified-Communications/Collaboration-Umfeld.
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Die meisten Anwender schreiben nur wenige Funktionen vor, die eine Anlage aufweisen muss. Auf die wird dann bei der Anschaffung aber in keinem Fall verzichtet.
Damit hört es mit den Gemeinsamkeiten von Großkunden und Mittelstand schon auf. Cisco-Geschäftsführer Michael Ganser beobachtet, das Konzerne nach wie vor ihre PBX in Eigenregie betreiben, während sich der Mittelstand mit neuen Business-Modellen anfreundet. War dort bislang das TK-Outsourcing verpönt, können es sich Firmen mittlerweile durchaus vorstellen, ihre Telekommunikation in fremde Hände zu geben. Die Bereitschaft reicht dabei von der gemieteten Anlage über eine dediziert gehostete Lösung beim Provider des Vertrauens bis hin zu IP-Centrex-Lösungen, die im Prinzip nichts anderes als virtuelle mandantenfähige TK-Anlagen sind (siehe Kasten "Outsourcing-Wirrwarr"). Angesichts des Trends zum VoIP-Outsourcing sprechen viele schon in Analogie zur Entwicklung im Softwarebereich von VoIP as a Service (VaaS).