Agile Software

5 Jahre Scrum: Eine Bilanz

12.03.2014
Von Nadine Hege

Das agile Arbeiten findet bei der Scout24-Gruppe übrigens nicht ausschließlich in der Softwareentwicklung statt. Seit zwei Jahren arbeiten auch die angrenzenden Teams aus Marketing und Vertrieb stärker mit der agilen Vorgehensweise. Das Unternehmen will diesen ganzheitlich orientierten Ansatz in den nächsten Jahren ausweiten, so Scrum-Spezialist Gmeinwieser. "Auch aus der Perspektive des Personal-Managements und Employer Brandings ist die Scrum-Methode ein Gewinn", ist HR-Spezialist Knauer überzeugt. Denn die Methode passt zu den geänderten Ansprüchen jüngerer Arbeitnehmer, der so genannten Millennials oder Digital Natives. Sie mögen flache Hierarchien, kontinuierliches Feedback und ein Umfeld, das ihnen die Möglichkeit bietet, sich sichtbar einzubringen. "Genau das bietet Scrum, wenn Unternehmen die eigene Kultur an die Methode anpassen", sagt Knauer.

Vom Wasserfall-Projektleiter zum Scrum-Profi

Wie hat sich die Rolle der Führungskraft durch Scrum für Sie verändert?

Joachim Gmeinwieser:Ich habe 2008 als klassischer "Wasserfall-Projektleiter" bei AutoScout24 begonnen und bin dann mit der Einführung von Scrum zum Teamleiter geworden. Die Umstellung auf agiles Arbeiten bedeutete für mich Gelerntes und Etabliertes zu hinterfragen, aber vor allem auch Macht abzugeben. Die Führungskraft ist nicht mehr der einsame Held, der Beste. Deutlich effektiver ist es, die Mitarbeiter auf Basis ihrer Kompetenz und Motivation eng an Entscheidungen zu beteiligen und Verantwortung zu übertragen. Es geht weniger darum, alles selbst zu entscheiden. Man muss loslassen können, den Mitarbeitern Entwicklungs- und Entscheidungsspielraum geben, um die Lösung selbst zu finden. Ich unterstütze hierbei nur und bin mehr Coach als Führungskraft.

Welche Voraussetzungen muss ein Scrum Coach mitbringen, welche ein Scrum-Master und die Team-Mitglieder?

Thomas Knauer: Egal ob als Coach, Scrum-Master oder Teammitglied - man steht in ständigem Austausch mit dem Team und sollte daher offen sein und auf Menschen zugehen können. Man sollte bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. Was die einzelnen Rollen betrifft, sollte der Coach sein Team motivieren, beraten und auf den richtigen Kurs bringen, ohne zu stark führen zu wollen. Der Scrum-Master muss kein Fach-Know-how mitbringen, er entwickelt nicht, er konzipiert nicht. Er sollte vielmehr das Talent besitzen, die Arbeitsabläufe der einzelnen Scrum-Teams zu koordinieren, die Einzelinteressen in Einklang zu bringen und vor Störungen zu schützen. Die einzelnen Team-Mitglieder hingegen müssen Spezialwissen mitbringen, um die Produkte optimal weiterzuentwickeln können.

Zur Startseite