Cloud Computing


Phasen-Modell

5 Tipps für die Orchestrierung von Cloud-Services

04.11.2015
Von Thomas Stossberg

Gibt es Best Practices? Paint the big picture

Wer es richtig machen will, sollte aus den Erfahrungen anderer lernen. Diese Maxime gilt auch hier. In der Praxis hat sich ein Fünf-Phasen-Modell bewährt.

1. Bestandsaufnahme der IT-Infrastruktur

Es beginnt mit einer Bestandsaufnahme der bestehenden IT-Landschaft sowie der zukünftigen Unternehmensziele und Geschäftsprozesse, welche die IT-Infrastruktur unterstützen soll. Auf dieser Grundlage sollte die IT-Abteilung ein erstes Framework der zukünftigen IT-Infrastruktur entwickeln. Es definiert die optimale, in der Regel hybride "Mischung" unterschiedlicher Betriebsmodelle für das Unternehmen sowie den Weg dahin - einschließlich der IT-Systeme und -Services, die im jeweiligen Modell umgesetzt werden sollen.

In diesem Stadium definiert die IT-Abteilung auch Sicherheits- und Zugriffsregeln, integriert gesetzliche bzw. Corporate-Governance- und Compliance-Vorgaben sowie SLAs. Dieser Cloud-Bebauungsplan braucht Zeit und eine strategisch denkende Unternehmens- und IT-Leitung. Aber sobald er steht, kann die IT-Abteilung wohl vorbereitet mit der Umsetzung beginnen.

Letztlich sollte jedes Unternehmen eine Cloud-Strategie entwickeln, der zufolge es aus den aktuell verfügbaren Cloud-Angeboten die für das eigene Unternehmen am besten geeigneten aussucht. Daraus ergeben sich alle weiteren Phasen.

2. Aufbau einer Private Cloud

Im nächsten Schritt geht es um den Aufbau einer Private Cloud. Bereits bestehende IT-Systeme können in diese überführt werden. Sie kann entweder on-premise beim Unternehmen selbst aufgebaut und intern/extern betrieben oder komplett an einen externen Dienstleister ausgelagert werden.

3. Um zusätzliche Module erweitern

Das Erweitern der IT-Landschaft durch zusätzliche Module bildet den Kern der dritten Phase. Hier ist zunächst die Entscheidung zu fällen, was mit nicht Cloud-fähigen IT-Systemen geschehen soll. Bei Legacy-Systemen bietet sich ein dediziertes Hosting an. Systeme, die nicht standardisiert werden können oder sollen, lassen sich in ein Colocation-System überführen. Das Ziel dabei ist, die Flexibilität des Gesamtsystems weiter zu steigern und Kosteneinsparungspotentiale zu nutzen.

4. IT-Infrastruktur dynamisieren

Der vorletzte Schritt widmet sich der globalen Dynamisierung der IT-Infrastruktur. Hier geht es darum, mit dynamischen IT-Ressourcen aus der Cloud eine weitere auch internationale Expansion flexibel zu unterstützen. Dafür werden Cloud-Services über eine Management-Konsole so in die bestehende Private Cloud integriert, dass die bereits vorhandenen Sicherheits- und Zugriffsrichtlinien übernommen sowie Corporate-Governance- und Compliance-Vorgaben eingehalten werden. Im Ergebnis entsteht so eine global einheitliche Private Cloud.

5. Public-Cloud-Services einbinden

Einbinden von Public-Cloud-Angeboten in das Framework. Für IT-Services mit geringer Fertigungstiefe können kostengünstige Lösungen aus der Public Cloud herangezogen werden. Auswahl und Implementierung der Dienste erfolgt in enger Absprache mit den Fachabteilungen, jedoch stets unter Leitung und Kontrolle der IT-Abteilung, um die Gefahr einer Schatten-IT auszuschließen.

Einer unserer Kunden integrierte z.B. als letzten Schritt in den ganzheitlichen Stack eine Amazon Entwicklerplattform, die vorher weitgehend autark arbeitete. So konnte auch die Schatten-IT eingehegt werden, die bisher außerhalb der Kontrolle des IT-Managements lief.

Was sind also die zentralen Erfolgsfaktoren für die Orchestrierung von Cloud-/ IT-Projekten?

Hier gilt es, die Fachabteilung zu fragen, deren Anforderungen zu untersuchen und die real existierende Schatten-IT kennenzulernen. Die Einführung einer orchestrierten Cloud-Umgebung ist danach vor allem eines: Aufklärung bzw. Sensibilisierung in Bezug auf die Dos und Don'ts der Arbeit in der Cloud. Am Ende steht die Bedienerfreundlichkeit im Vordergrund.

Ein Wunschkatalog der Fachabteilungen sollte auf Realisierbarkeit und Sinnhaftigkeit hinterfragt werden. Außerdem sollte er auf Kernanforderungen, die man im Projekt wieder finden muss, zugespitzt werden. Ein Self-Service-Portal, mit dem die Mitarbeiter eigene Einstellungen vornehmen oder ändern können, ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Orchestrierung.

Was sind die technischen Grundlagen für die Orchestrierung? Warum wird dieser Ansatz erst seit wenigen Jahren verfolgt?

Dieser Ansatz ist erst seit wenigen Jahren praxisreif, weil früher jeder Anbieter von Clouds oder einer API-Programmierschnittstelle eine eigene Cloud-Vision verfolgte, sprich proprietär unterwegs war. Heute weiß man aus der Praxis, dass Unternehmen mit einer anbieterspezifischen Cloud in der Regel nicht gedient ist. Fast immer sind mehrere Clouds parallel oder in Kombination im Einsatz, um die Anforderungen bestmöglich abzudecken.

Mit der Zusammenführung verschiedener Clouds, die über APIs angesteuert werden, sowie zusätzlichen Services in einer Verwaltungsoberfläche wird die Orchestrierung erst operationell. Anders gesagt: Je besser die Automatisierung, desto mehr Möglichkeiten hat der Anwender. Diese Einsicht hat sich aber erst in den letzten Jahren durchgesetzt.

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