Strategien


IT-Manager wetten

Adaptive ­Software steuert jeden Prozess

03.03.2017
Von Sven Gábor Jánszky

Die wichtigste Zukunftsentwicklung ist, dass dann Economy- und Premium-Segment nach unterschiedlichen Logiken funktionieren. Während das bisherige Abwägen zwischen Qualität und Preis dem Economy-Segment vorbehalten bleibt und hier neue Extreme ausprägt, treffen die Kunden im Premium-Segment ihre Kaufentscheidung nicht nach Qualität und Preis, sondern aufgrund der Frage, ob ein Produkt zu ihrer Identität passt und diese unterstreicht.

Unternehmen, die ihre Position im Economy- Bereich stärken wollen, müssen ihre Prozesse und Produkte mit der Logik der Digitalisierung verbinden. Es reicht hier nicht aus, die bisherigen Produkte nun auch online verkaufen zu wollen. Vielmehr geht es um eine wirklich intelligente Verschmelzung von digitaler Logik und physischer Präsenz.

Unternehmen, die ihre künftige Position im Premium-Bereich suchen, müssen sich als Identitätsmanager ihrer Kunden präsentieren. Marken, Produkte und Personen werden Identitätsträger sein. Sie machen ihr Geschäft dann, wenn der Kunde seine eigene Identität ausdrücken kann, indem er von einem bestimmten Unternehmen ein bestimmtes Produkt kauft oder sich von einem bestimmten Experten betreuen und begleiten lässt.

Debatten über Industrie 4.0 greifen zu kurz

Eine derzeit stark unterschätzte Rolle spielt in der Digitalisierung die Veränderung unserer Wahrnehmung von Daten. Vor zehn Jahren basierten die Digitalisierungsschritte auf statischen Daten in Datenbanken, also auf "alten Daten". Alle heutigen Schritte der Digitalisierung von Social Media über digitale Plattformen und Kundenschnittstellen bis hin zu den Industrie-4.0-Debatten haben ein anderes Verständnis von Daten zur Grundlage: die Echtzeitdaten.

Doch dies ist nur ein kleiner Zwischenschritt der Digitalisierung. Die meisten Industrie-4.0-Studien und -Strategien greifen viel zu kurz. Sie beschreiben zumeist nur die Vernetzung, Automatisierung und Rationalisierung. Dies geschieht natürlich heute. Aber die wirklichen Auswirkungen der Digitalisierung zeigen sich erst später, dann nämlich, wenn die Computer mit ihrer Prognostikkompetenz die Steuerung und Kontrolle im Unternehmen übernehmen. Ich persönlich rede bei meinen Kunden nicht mehr über Industrie 4.0, sondern nur noch vom Predictive Enterprise.

Echtzeit reicht nicht - Predictive Enterprises sind schneller

Dieser Schneller-als-Echtzeit-Trend führt dazu, dass nahezu jeglicher Unternehmensprozess durch ein intelligentes Betriebssystem gesteuert wird. Ein Beispiel: Das Workforce-Management eines Flughafens wird von einer intelligenten Software gesteuert, die prognostiziert, welche Person mit welcher Kompetenz in 20 Minuten am Punkt X gebraucht wird. Entsprechend werden die Personaleinsatz-Prozesse durch den Computer gesteuert. So verändern sich dann die Anforderungen an FührungFührung und Personalabteilungen. Alles zu Führung auf CIO.de

Ein anderes Beispiel: In einem HandelsunternehmenHandelsunternehmen der Zukunft, das mit solch einem intelligenten Betriebssystem arbeitet, prognostiziert der Computer, welche Ware in welcher Anzahl an welchem Point of Sale (PoS) am kommenden Samstag verkauft werden wird. Entsprechend dieser Prognose steuert der Computer alle Beschaffungs- und Logistikaktivitäten sowie alle beteiligten menschlichen Arbeitskräfte, sofern sie noch gebraucht werden. Top-Firmen der Branche Handel

Paradigmenwechsel für Geschäftsmodelle

Welche Auswirkungen haben solche Predictive Enterprises? Sie bedeuten nicht weniger als einen Paradigmenwechsel für unsere Geschäftsmodelle. Denn die heutigen Schritte der Digitalisierung beziehen sich zumeist auf das Bedienen der neu entstandenen digitalen Kanäle. Wir versuchen, unsere Standardprodukte auf die neuen Kanäle zu verteilen. Gut so! Doch das ist nur ein kleiner Schritt auf einem langen Weg. Die eigentlichen Zukunftschancen in einer Schneller-als-Echtzeit-Welt liegen in der Anpassung der Produkte und Services an die sich verändernden Nutzungsbedürfnisse jedes einzelnen Kunden: individuell und situativ.

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Foto: cio.de

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