AR bei DHL, Volkswagen, Apple, Amazon
Augmented Reality boomt
Über der Abbiegespur schweben grüne Pfeile und biegen um die Straßenecke. Rote Warnzeichen begleiten eine Fußgängerin über den Zebrastreifen und am Straßenrand zieht der Schriftzug "Café" vorbei - aber nur auf der Windschutzscheibe. Die echte Sicht des Autofahrers, erweitert (engl.: augmented) um digitale Infos aus dem Navigationsgerät: Bald Alltag, verspricht das Start-Up Wayray, dessen holografisches Navi auf Messen schon Preise einfuhr und 2019 in den USA und China auf den Markt kommen soll. Auch AppleApple meldete zuletzt ein Patent für eine Windschutzscheibe mit Augmented Reality (AR) an. Alles zu Apple auf CIO.de
Um die Vorstellung, dass Menschen ihren Alltag bald virtuell angereichert sehen könnten, wurde es nach dem PR-Desaster um Googles mit Kamera ausgestattete AR-Brille Glass zunächst eine Weile still. Doch leise reiften Technik und Anwendungen für ein Comeback im großen Stil heran.
Augmented Reality kommt in den Alltag
In fünf Jahren werde bereits jeder vierte Deutsche regelmäßig AR-Dienste nutzen, sagen der Digitalverband Bitkom und die Unternehmungsberatung Deloitte voraus. Schon in diesem Jahr soll es in Deutschland 2,2 Millionen aktive Nutzer geben. Denn auf SmartphonesSmartphones und TabletsTablets ist AR schon jetzt im Aufwind. Alles zu Smartphones auf CIO.de Alles zu Tablets auf CIO.de
Längst hat der HandelHandel das Potenzial entdeckt und bietet Apps, mit denen Möbel im eigenen Wohnzimmer oder Kleidung am eigenen Körper ausprobiert werden können - nach dem gleichen Prinzip wie Social-Media-Apps wie Snapchat, die Nutzer mit virtuellen Masken in Echtzeit lustig oder hübscher aussehen lassen. Reiseführer und Museumsguides liefern mittels Handy-Kamera und Ortung gezielte Infos und lassen schon mal das Stadtmaskottchen die Führung übernehmen. Top-Firmen der Branche Handel
Das beim Erscheinen im Sommer 2016 von großem Hype begleitete AR-Spiel "Pokémon Go" mit bislang 800 Millionen Downloads war nur ein Anfang. Erschienen die virtuellen Wesen zunächst nur recht flach über der Ansicht aus der Handy-Kamera, legten die Entwickler bereits nach: In einem Demovideo ist zu sehen, wie Pikachu und Co demnächst um Bäume oder Spaziergänger herumwuseln sollen.
Augmented Reality sei weltverändernd
Neue Prozessoren und Kameras mit mehreren Linsen erlauben zunehmend anspruchsvollere Spiele und Apps. "Das Entscheidende ist, dass zunehmend die nötige Hardware gegeben ist", erklärt Christopher Meinecke von Bitkom. Apple und GoogleGoogle bieten neuerdings Plattformen für AR-Entwickler. Nach Ansicht von Apple-Chef Tim Cook könnte Augmented Reality so weltverändernd werden wie das Smartphone selbst. Alles zu Google auf CIO.de
- Maps
Apple hat Zugriff auf seine eigenen Kartendaten. Ein iOS Maps Feature, das Informationen zu Gebäuden oder Bauwerken auf den Smartphone--Screen bannt sobald die Kamera sie erfasst, könnte einen relativ simplen, aber sehr nützlichen Augmented-Reality-Ansatz darstellen. - Chat
Gerüchten zufolge soll das iPhone 8 über Gesichtserkennung verfügen. Der dazu notwendige 3D-Scanner könnte aber nicht nur zur Authentifizierung, sondern auch für AR-Features genutzt werden. Zum Beispiel um, ähnlich wie bei Snapchat, AR-Elemente in (Video-) Chats einzubinden. - Fotografie
Laut Bloomberg interessiert sich Apple insbesondere für den Einsatz der Augmented-Reality-Technologie im Bereich der Fotografie, beziehungsweise der Bildbearbeitung: So könnten künftig bestimmte Objekte in einem Foto isoliert, hinzugefügt oder herausgenommen werden. - Games
Wenn die Kamera des iPhone 8 Augmented Reality unterstützt, könnte jeder iOS-Spieleentwickler die Vorzüge von 3D-Scanner und Sensoren nutzen. Sollte auch die Frontkamera des Jubiläums-iPhones die AR-Technologie unterstützen, könnten die Spieleentwickler Sie – beziehungsweise ein virtuelles Abbild Ihrer Person – künftig direkt ins Geschehen projizieren.
Auch die Brillen selbst haben sich hinter den Kulissen etabliert. "AR-Brillen werden sich jetzt im Unternehmensbereich schnell und massiv durchsetzen, da sind wir jetzt schon dabei", sagt Meinecke. "Ein Monteur bei Boeing wird nicht mehr lange mit einem physischen Handbuch hantieren, wenn er ein Flugzeug repariert."
Augmented Reality bei Volkswagen und DHL
Die weiterentwickelte Version der bei Verbrauchern auch wegen Datenschutz-Ängsten gescheiterten Google Glass nutzen laut Google Konzerne wie VolkswagenVolkswagen und General Electric. Der Paketdienst DHL blendet - an manchen Standorten - auf Datenbrillen Arbeitsanweisungen oder Schulungsprogramme für Mitarbeiter ein. "Diese Technik hat zu durchschnittlichen Produktivitätssteigerungen von 15 Prozent geführt und gleichzeitig die Fehlerquote reduziert", erklärt eine Sprecherin. Brillen wie die Hololens von MicrosoftMicrosoft erzeugen Hologramme, die zum Beispiel als virtuelle Schalter mit der Hand im Raum bedient werden können. Top-500-Firmenprofil für Volkswagen Alles zu Microsoft auf CIO.de
Dass das virtuell erweiterte Blickfeld auch bei Verbrauchern einen erfolgreichen zweiten Anlauf starten wird, sind sich Experten sicher. "Eyeables" - tragbare Elektronik rund ums Auge - böten sich als logisches Gegenstück zur sich rasant durchsetzenden Sprachsteuerung an, meint etwa der US-Technologie-Vordenker Stowe Boyd.
Vision einer AR-Kontaktlinse
Auch AmazonAmazon, Heimat der Sprachassistentin Alexa, arbeite an einer dazugehörigen Datenbrille, berichtete vor einem Jahr die "Financial Times". Geleitet wird das Projekt demnach vom Physiker Babak Parviz, der einst Google Glass mitentwickelte. Parviz machte schon 2009 Schlagzeilen: An der Universität von Washington testete sein Team erfolgreich Kontaktlinsen mit Schaltkreisen und Leucht-Pixeln. Alles zu Amazon auf CIO.de
Tatsächlich ist es womöglich dann gar nicht mehr eine Brille, die digitale Anreicherung ins Auge der meisten Betrachter bringt. "Langfristig kann ich mir vorstellen, dass es sogar eher die AR-Kontaktlinse ist", meint Meinecke. Mit technologisch erweiterter Kontaktlinsen, die etwa Blutzucker messen, wird derzeit experimentiert. Berichten zufolge meldeten Samsung, Google und Sony bereits Patente auf Kontaktlinsen mit Mikrokameras an.
"Es würde mich nicht wundern, wenn wir in zehn bis fünfzehn Jahren AR-Kontaktlinsen hätten", sagt Meinecke. "Mit denen läuft dann vielleicht nicht sofort jeder Zweite herum, aber jede Technologie startet langsam, bevor sie sich in der Breite durchsetzt." (dpa/rs)