Geringe Interoperabilität zwischen den Systemen

Balkanisierung prägt die Server-Virtualisierung

05.03.2009
Von Wolfgang Sommergut

Microsoft bindet Virtualisierung an Windows

Als Bestandteil von Windows Server 2008 liefert Microsoft die erste Version von Hyper-V aus, einen Hypervisor vom Typ 1. Neben der mit Windows ausgelieferten Variante des Hypervisors existiert noch eine Standalone-Ausführung namens "Hyper-V Server 2008", die Microsoft kostenlos abgibt.

Hyper-V fehlen in der aktuellen Ausführung noch einige wesentliche Features, darunter das Verschieben von laufenden virtuellen Maschinen auf andere physikalische Server oder das Hinzufügen und Entfernen von virtuellen Festplatten (VHD) zur Laufzeit. Diese sollen in der kommenden Version nachgereicht werden, wobei das Hot-Plugging von virtuellem RAM entgegen ersten Ankündigungen vermutlich nicht unterstützt wird. Hyper-V 2.0 wird 2010 mit Windows Server 2008 R2 auf den Markt kommen, es liegt derzeit in einer Betaversion vor.

Microsofts VMM 2008 kann auch VMware-Systeme verwalten.
Microsofts VMM 2008 kann auch VMware-Systeme verwalten.

Die Bündelung der Virtualisierungssoftware mit Windows sowie die zusätzlichen eigenständigen Ausführungen machen die Lage für Anwender kompliziert. So bleiben die fortgeschrittenen Features der nächsten Hyper-V-Version den Anwendern von Windows Server 2008 R2 vorbehalten. Wenn Anwender von Hyper-V 1.0 etwa in den Genuss von Live Migration kommen wollen, dann müssen sie nicht nur den Hypervisor, sondern auch das Betriebssystem aktualisieren. Außerdem sorgen die Lizenzbedingungen dafür, dass die kostenlose Standalone-Ausführung von Hyper-V nur in Frage kommt, um ältere Windows-Versionen als Gastsysteme zu betreiben. Ein Update von dieser Gratisvariante auf jene, die mit Windows Server 2008 ausgeliefert wird, ist nicht möglich. Schließlich hält Microsoft noch den ebenfalls kostenlosen Typ-2-Hypervisor "Virtual Server 2005" bereit, um 32-Bit-Server zu virtualisieren, da Hyper-V nur auf 64-Bit-Hardware läuft.

Zum mächtigsten Tool zur Verwaltung virtueller Microsoft-Umgebungen avancierte der "System Center Virtual Machine Manager", der in der Version 2008 neben VMs unter Hyper-V und Virtual Server auch solche auf Basis von VMware verwalten kann. Diese Öffnung gegenüber dem Marktführer erklärt sich vor allem damit, dass Microsoft seine eigene Virtualisierungssoftware erst relativ spät herausbrachte und nun in vielen Unternehmen auf VMware-Installationen stößt. Aufgrund der beschränkten Interoperabilität der beiden Plattformen müssten potenzielle Kunden ihre VMware-Investitionen über Bord werfen, um zu Microsoft zu wechseln. Mit VMM 2008 können sie beide Systeme parallel betreiben, allerdings nur in Zusammenspiel mit einer kompletten "Virtual Infrastructure".

Zur Startseite