Geringe Interoperabilität zwischen den Systemen
Balkanisierung prägt die Server-Virtualisierung
Oracle virtualisiert seine Welt
Oracle stellte vor rund einem Jahr seine eigene Virtualisierungslösung namens "VM" vor, die ebenfalls auf Xen basiert. Der kalifornische Softwareanbieter ist seit Ende 2008 Mitglied bei Xen.org und beteiligt sich an der Weiterentwicklung des freien Hypervisors. Oracle VM kann kostenlos von der Website des Herstellers heruntergeladen werden, der Support ist jedoch kostenpflichtig. Die Software umfasst neben Xen ein eigenes Administrations-Tool, das jedoch nicht als Open Source verfügbar ist. Es bietet dem Systemverwalter eine Browser-basierende Oberfläche und setzt zwingend eine Oracle Datenbank voraus (wobei auch die kostenlose "Express Edition" unterstützt wird).
Der Softwarekonzern führt mit dem Einstieg in Virtualisierungstechnik einen Kurs fort, den er mit seinen Investitionen in Grid- und Middlewaresysteme schon länger beschreitet. Sie bilden zunehmend die Basis für die hauseigenen Anwendungen und die Datenbank. Bereits im Rahmen seiner Scale-out-Strategie verfolgte Oracle mit Cluster- und Grid-Technik das Ziel, vernetzte Server zu Pools zusammenzuschalten und ihre Ressourcen flexibel an Anwendungen zuzuteilen. Allerdings ist ein Server die kleinste Einheit in einem Grid, so dass sich dieser Ansatz vor allem dazu eignet, leistungshungrigen Applikationen den transparenten Zugriff auf die Ressourcen mehrerer Maschinen zu gewähren.
Mit Oracle VM lässt sich die Rechenleistung von Server-Farmen nun feiner abgestuft auf Anwendungen verteilen, weil die elementaren Einheiten des Grid nicht mehr physikalische Server, sondern virtuelle Maschinen sind.
Derzeit befindet sich die Software in einem relativ frühen Stadium. Der Funktionsumfang ist zwar vergleichbar mit jenem von gängigen Konkurrenzsystemen, in der Praxis weisen einige Features wie etwa Live Migratation noch Kinderkrankheiten auf. Die Interoperabilität mit anderen Systemen beschränkt sich auf den Import von virtuellen Maschinen aus VMware. Das P2V-Tool kann zudem physikalische in virtuelle überführen.
Die Virtualisierungssoftware präsentiert sich nicht nur technisch als eine Komponente des Oracle-Softwarestapels, sondern auch unter Marketinggesichtspunkten. Oracle leistet für seine Applikationen und seine Datenbank auf virtualisierten Servern nur dann Support, wenn sie unter Oracle VM laufen. Konkurrierende Systeme von VMware oder Microsoft werden nicht unterstützt. Keine Ausnahme macht Oracle indes für die Lizenzierung seiner Software, wenn sie unter VM läuft: Kunden müssen Gebühren immer auf Basis der in einer Rechnern physikalisch vorhandenen CPUs bezahlen, auch wenn sie in einer virtuellen Maschine laufen, die nur einen Teil der Gesamtleistung nutzt.