Geringe Interoperabilität zwischen den Systemen
Balkanisierung prägt die Server-Virtualisierung
Sun xVM ist offen und spät
Neben den drei meistgenannten Playern VMware, Citrix und Microsoft versuchen eine Reihe anderer Hersteller, auf Basis des quelloffenen Xen eine eigene Infrastruktur für die Virtualisierung der Server-Hardware zu entwickeln. Dazu zählen neben kleineren Anbietern wie Virtual Iron auch IT-Größen wie Sun.
Die Unix-Company verfolgt weitgehende Ambitionen, indem sie komplette Lösungen von der Hardware (Server, Speicher und Netzkomponenten) über das Betriebssystem bis zur Virtualisierungssoftware anbieten möchte. Die Fertigstellung der zentralen Bausteine, des Hypervisors "xVM Server" und des dazugehörige Management-Tool "Ops Center 2.0" verzögerten sich mittlerweile um mehr als ein Jahr. Während Letzteres nun Ende Januar freigegeben wurde, harrt die Basissoftware weiter ihrer Fertigstellung. Sun ist daher gezwungen, seine Hardware zusammen mit ESXi oder Hyper-V auszuliefern und seine Lösung zur Desktop-Virtualisierung "Sun VDI 3.0" auf Grundlage des Typ-2-Hypervisors "VirtualBox" anzubieten.
Im Gegensatz zu den führenden Herstellern von Virtualisierungssoftware setzt Sun stärker auf Open Source. Es beteiligt sich nicht nur an der Weiterentwicklung von Xen, sondern gibt die meisten eigenen Erweiterungen, die Teil des xVM Server sind, als freie Software frei. Auch Ops Center und VDI sollten laut einer Ankündigung von Sun in quelloffenen Ausführungen erscheinen. Derzeit stehen sie aber nur als kostenpflichtige und geschlossene Software zur Verfügung, auf openxvm.org findet sich kein Hinweis auf eines der beiden Produkte. VirtualBox, das mit der Übernahme der Innotek GmbH zu Sun gelangte, unterliegt ebenfalls der GNU General Public License (GPL).
Auch technisch betrachtet beschreitet Sun mit xVM und Ops Center interessante Wege. Der Hypervisor nutzt als Servicebetriebssystem in Dom0 nicht wie bei Xen üblich Linux, sondern Solaris. Auf diese Weise gelangen einige Enterprise-Features in die Virtualisierungssoftware, beispielsweise Selbstheilungsfunktionen ("Predictive Self Healing"), die Gastsysteme von diversen Hardwaredefekten abschirmen können. Außerdem können Gäste, inklusive Windows und Linux, transparent auf das ZFS-Dateisystem zugreifen und so dessen Snapshot-, Backup- und Verschlüsselungsoptionen nutzen.
Bei virtuellen Festplatten verzichtet Sun auf die Entwicklung eines eigenen Formats und möchte VHD sowie VMDK unterstützen. Images für virtuelle Maschinen sollen laut Steve Wilson, Vice President für xVM, von Hyper-V oder ESX direkt übernehmen und starten lassen.
Neben der Virtualisierung der Server-Hardware bietet Sun seit Solaris 10 auch eine solche des Betriebsystems an. "Solaris Container" erlaubt die Partitionierung des Systems in voneinander getrennte virtuelle Maschinen. Ähnlich wie bei Parallels, das eine derartige Technik für Windows und Linux anbietet, hat dieser Ansatz zwar den Vorteil, dass die Virtualisierungsschicht relativ wenige Ressourcen beansprucht, dafür kann als Gäste nur weitere Instanzen des Host-Betriebssystems in Frage. Aufgrund dieser Merkmale setzen vor allem Hosting-Unternehmen auf diese Virtualisierungsvariante.