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Work-Life-Balance nur Lippenbekenntnis

Berater schauen sich nach neuen Jobs um

Andrea König schreibt seit 2008 für CIO.de. Die Schwerpunkte ihrer Arbeit für die CIO-Redaktion sind Themen rund um Karriere, soziale Netzwerke, die Zukunft der Arbeit und Buchtipps für Manager. Die Arbeit als freie Autorin für verschiedene Redaktionen ist mittlerweile kein Vollzeitjob mehr - hauptberuflich arbeitet sie als PR-Beraterin bei einer Hamburger Kommunikationsagentur.
Unternehmensberater bezweifeln, dass ihre Arbeitgeber künftig Top-Talente angeln können. Junge Berater lernen zwar viel, müssen aber auch Abstriche in Sachen Work-Life-Balance und Familienfreundlichkeit machen.
  • Erhöhte Wechselbereitschaft unter Beratern
  • Wachsende Konkurrenz von Startups und dynamischen Digitalfirmen
  • Work-Life-Balance in der Beratung noch Lippenbekenntnis

Laut aktuellem Consulting-Monitor von Odgers Berndtson, ist es die größte Herausforderung der Unternehmensberatungen, Talente für sich zu gewinnen. Die befragten 175 Berater zeigten wie bereits im Vorjahr eine erhöhte Wechselbereitschaft. Für rund die Hälfte ist ein beruflicher Karriereschritt in den kommenden zwölf Monaten wahrscheinlicher geworden. Der führt meist in die Industrie, aber auch in Startups und dynamische Digitalfirmen.

Auch die Selbständigkeit ist für erfahrene BeraterBerater eine Alternative. 42 Prozent der Befragten können sich selbst vorstellen, als Freelance-Berater tätig zu sein. Die Studienautoren gehen davon aus, dass das Interesse an Selbstständigkeit noch weiter steigen wird, wenn Angehörige der Generation Y ihrem häufig geäußerten Wunsch nach flexibleren Arbeitsmodellen nachkommen möchten. Alles zu Consultant News auf CIO.de

Sogwirkung erfolgreicher Startups und Digitalfirmen

Personalberater Matthias Busold findet, dass gerade junge Berater durch viele unterschiedliche Projekt unglaublich viel lernen.
Personalberater Matthias Busold findet, dass gerade junge Berater durch viele unterschiedliche Projekt unglaublich viel lernen.
Foto: Busold

Personalberater Matthias Busold, der unter anderem jahrelang für Kienbaum gearbeitet hat, erklärt die Anziehungskraft von Startups und Digitalfirmen so: "Erfolgsgeschichten von Unternehmen wie Zalando, Lieferheld und Spotify ziehen gute Leute mit, die auch etwas Eigenes machen möchten." Busold, der sich in diesem Jahr mit Busold Consulting Executive Search selbständig gemacht hat, weist aber darauf hin, dass man in jungen Firmen häufiger scheitern kann als in etablierten Industrieunternehmen oder Beratungen. Letztere böten den Vorteil, dass junge Berater im Projektgeschäft, das sie in verschiedene Unternehmen, Fachbereiche und Branchen führe, sehr viel lernen.

Work-Life-Balance noch ein Lippenbekenntnis

Damit sich Absolventen auch weiterhin für eine Beraterkarriere entscheidet, muss sich auch das Umfeld ändern. 80 Prozent der Befragten des Consulting-Monitors sind der Meinung, dass Beratungshäuser künftig ein Umfeld bieten müssen, welches für die Generation YGeneration Y attraktiv ist. "Ich beobachte, dass McKinsey und Co. noch mal einen drauflegen, um Talente zu ködern. Das reicht von der Promotionsförderung über Zugriff auf Datenbanken bis zu einem Career Center, das Unternehmensberater in den letzten sechs Monaten vor ihrem Ausscheiden ganz gezielt für die Zeit nach der Beratung aufs Arbeitsleben vorbereitet", sagt Matthias Busold. Alles zu Generation Y auf CIO.de

Dass sich Themen wie Work-Life-Balance in Unternehmensberatungen bereits verbessert haben, hält er allerdings für eine Lippenbekenntnis. "Natürlich kann man formal sagen, dass man auch in Teilzeit bis zum Partner aufsteigen kann und dazu ein Beispiel herauskramen. Aber der Realität entspricht das einfach nicht, das ist tendenziell weiterhin die 70- bis 80-Stunden-Woche", so Busold.

Elternzeiten für Frauen wie Männer würden zähneknirschend akzeptiert, doch auch hier habe noch kein Wandel zum familienfreundlichen Unternehmen stattgefunden. Bleibt es bei der aktuell guten Konjunktur, werde auch der Kampf um Talente anhalten, sagt Busold, der 2013 das Buch War for Talents veröffentlicht hat. Er sieht die künftige Entwicklung so: "Unternehmensberatungen brauchen attraktivere Angebote für internationale Bewerber und Frauen, um diesem Mangel zu begegnen."

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