Web-Industrie
Berlin ist für Startups der Himmel auf Erden
Goodbeans
Mit T-Shirt und Jeans ginge Hebenstreit locker selber als Gründer durch. Dabei ist er in der Szene ein alter Hase. Zusammen mit Unternehmensgründer Gadowski hat er vor gut einer Dekade den Online-T-Shirt-Bedrucker Spreadshirt aus der Taufe gehoben. Aus der Studentenklitsche in Leipzig wurde ein Unternehmen mit zuletzt gut 40 Millionen Euro Umsatz, 300 Mitarbeitern und Niederlassungen unter anderem in London, Paris und Boston. 2008 haben er und Gadowski dann Team Europe gegründet und kümmern sich seitdem um Internet-Startups. "Wir haben keine externen Investoren, sondern stecken eigenes Geld, das bei Exits aus Alt-Investments zurückfließt, in unsere neuen Firmen", sagt Hebenstreit. Der Rückgriff auf bereits halbwegs bewährte Geschäftsmodelle sei auch der Ansatz von Team Europe.
Dass das Berliner Netz der Internet-Startups auch für ganz andere Dinge gut ist, hat Verena Delius in den vergangenen Monaten erfahren. Delius leitet seit Ende 2010 als Geschäftsführerin den Spielehersteller Goodbeans im Prenzlauer Berg.
Mit dem Internet-Kinderspiel Panfu ist das vor fünf Jahren gegründete Unternehmen auf zuletzt schätzungsweise rund vier Millionen Umsatz gewachsen - aber auch in einer strategischen Sackgasse gelandet. "Panfu ist hochprofitabel, aber nicht mehr unser Fokus", sagt Delius. "Der gesamte Markt für Kinderspiele dreht sich in Richtung Mobile und Apps - darauf mussten wir mit einem Komplettumbau reagieren."
Das hat die 33-Jährige getan: Ende 2011 entließ sie 15 von 60 Leuten. Seit Jahresanfang hat sie wiederum zehn neue Entwickler eingestellt. Grund für das Feuern und Heuern: "Für Apps brauche ich Entwickler mit einem anderen Know-how als für ein Internet-Spiel", so Delius.
Die überflüssigen Leute hat sie nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. "Wir haben die Chefs von mehreren Startups angerufen, darunter die Spieleentwickler Wooga und Smeet sowie das E-Commerce-Portal Dawanda", sagt Delius. In kürzester Zeit fanden alle 15 bei Goodbeans Entlassenen einen neuen Job. "In Berlin ist der Know-how-Transfer sehr groß. Man setzt sich mit anderen Gründern an einen Tisch und tauscht seine Erfahrungen aus. Daher kann man sich bei Fragen und Problemen auch leichter helfen", sagt Delius.
Als Helfer hat sich nun auch Maschmeyer angeboten - bei seiner Firmenbeteiligung Orderbird. "Er will bei uns höchstpersönlich eine Vertriebsschulung machen, das ist natürlich der Hammer", sagt Mitgründer Schmidtke, der früher Kassensysteme anderer Hersteller verkaufte.
Ein einstiger Einpeitscher, der seine Versicherungsvertreter früher nur so in die deutschen Wohnzimmer trieb, nun als Verkaufsberater der Startup-Szene - das gibt es nur in Berlin.
(Quelle: Wirtschaftswoche)