Digitalisierung
Bezahlter Angriff auf die Wertschöpfungskette
Und wo liegen die größten Herausforderungen?
Gisbert Rühl: Als Handelsunternehmen, das vornehmlich mit fremd produzierten Produkten zu tun hat, kooperieren wir mit unterschiedlichen Partnern - Lieferanten wie Kunden. Dahmit sind wir prädestiniert, eine Industrieplattform zu schaffen. Wir möchten zunächst die Händler mitnehmen, die unser bestehendes Produktportfolio erweitern können oder in Regionen tätig sind, die wir nicht abdecken.
Für die Vielzahl von kleinen und mittelgroßen Wettbewerbern ist die eigene Entwicklung von Tools und Webshops zu aufwendig, und für dne Aufbau einer eigenen Plattform fehlt eine ausreichend große Kundenbasis. Bei solchen Kooperationen würden wir über die Transaktionsprovisionen mitverdienen und uns gleichzeitig der potenziellen Konkurrenz von außerhalb unserer Branche erwehren.
"Eine spezielle Logistik"
Wo kommt denn diese Konkurrenz her?
Gisbert Rühl: Insbesondere dort, wo kein besonderes Produkt-Know-how erforderlich ist und die Teile auch mit der Post verschickbar sind, könnten uns die Amazons dieser Welt durchaus in die Quere kommen. Deshalb bauen wir an unserem Standort in Frechen gerade eine spezielle Logistik auf, mit der auch Kleinstbestellungen für den Privatbereich wirtschaftlich abgewickelt werden können.
Zudem gibt es Bestrebungen, Stahlhandelsplattform unabhängig von den großen Anbietern zu betreiben.
Gisbert Rühl: Das sehen wir noch nicht als Gefahr für uns. Aus heutiger Sicht würde ich sagen, denen fehlt der Zugang zur Branche, zu den Herstellern und zu den Kunden. Aber das kann sich schnell ändern. Man sollte auf alles vorbereitet sein - auch auf Konkurrenz von außen.
Wie konkret ist Ihre Idee von einer Industrieplattform derzeit?
Gisbert Rühl: Aktuell sind noch verschiedene Ansätze denkbar. Beispielsweise könnte es sein, dass wir das gemeinsam mit einem oder mehreren Partnern machen. Aber wenn man hier mitspielen will, muss man früh anfangen und den Markt genau beobachten. Zunächst konzentrieren wir uns aber auf den konzernweiten Rollout unserer Webshops bis zum Jahresende und die Entwicklung innovativer Tools zur Erhöhung des Kundennutzens, für die wir bereits viel positive Resonanz erhalten haben.
Das klingt aber eigentlich mehr nach einem traditionellen Supply-Chain-Management, das es in Ihrer Branche offenbar noch nicht gibt.
Gisbert Rühl: Doch, das gibt es, zumindest in Ansätzen. Aber unsere Branche ist tatsächlich sehr traditionell. Hier werden Aufträge immer noch gern per Telefon oder Fax erteilt. Letztendlich geht es aber um deutlich mehr als nur um die Optimierung der Supply-Chain. Es geht um vollständig digital vernetzte Kunden- und Lieferantenbindungen und die Abwicklung sämtlicher Prozesse über eine digitale Industrieplattform.