Sylvia Steinmann, CIO bei der Swiss Re
Bindeglied zwischen den Kulturen
Das Besondere war die Konsequenz, mit der Swiss Re diesen Globalisierungsprozess durchgezogen hat. "Wir haben mit Java-Programmierung aus 35 lokalen Datenbanken eine globale Kundendatenbank aufgebaut; für andere Applikationen sind wir immer noch mitten im Prozess. Aber wir haben jetzt einen globalen Brand: Swiss Re." Das hat die IT entsprechend nachvollzogen - 1999 wurde ihr zusätzlich ein Teil der Applikationsentwicklung übertragen. "Ich wollte auch beweisen, dass das globale Konzept umsetzbar ist, und habe das erste umfassende Business-System aufgebaut." 2000 gab sie den strategischen Planungsprozess ab und übernahm dafür die Verantwortung für andere globale Systeme wie Portale und Lotus Notes .
"Es geht darum, die Trennung zwischen Business und IT aufzuheben und im Unternehmen transparent zu machen, wie innovative und tragfähige Lösungen im Zusammenspiel von Unternehmensstrategie, Technologie und operativem Geschäft aussehen können, und was zu einem vernünftigen Kosten-Nutzen-Verhältnis möglich ist und was nicht", sagt sie. Essentielle Fragen seien: "Was kann ich im Unternehmen mit den Technologien machen? Wie gestalten wir Prozesse, die neben Automation auch persönliche Interaktion zulassen?" Denn die Entscheidungsprozesse bei der Rückversicherung - etwa die Frage, welche Schadensfälle mit welcher Wahrscheinlichkeit auftreten - bestünden neben guten Statistiken hauptsächlich aus menschlicher Erfahrung, die man nicht automatisieren könne. "Es geht für uns darum, die Maschinen die richtigen Informationen zu den Entscheidungsprozessen liefern zu lassen."
Kein Blindflug mehr fürs Business
Die 38-Jährige ist dabei, diese Prozesse kontinuierlich zu verbessern und ein globales Change-Management aufzusetzen. Ein neues umfassendes Dokumentenmanagement soll die Arbeitsabläufe optimal unterstützen. Steinmann: "Wir wollen den Wandel durchsetzen. Nicht nur in der Buchhaltung, sondern auch im Underwriting, im Claims-Management - aus Administrationsmanagement werden Informationsprozesse. Auch für die Entscheider soll es keinen Blindflug mehr geben. Steinmanns Anspruch ist es, die Antwort auf die Kernfrage zu liefern: "Welche Informationen braucht das Management, um gezielte Entscheidungen treffen zu können?"
Auch bei McKinsey, wo sie fünf Jahre gearbeitet hat, war sie ihrer Zeit voraus: "Ich habe damals schon ein bisschen quer in der Landschaft gestanden", resümiert sie ihre Zeit als Beraterin, die gleichzeitig für die dort getrennten Bereiche Finanz- wie auch für IT-Dienstleistungen zuständig sein wollte. Sylvia Steinmann ist dem übergreifenden Denken treu geblieben und hat jetzt bei Swiss Re Financial Services beides in der Hand.