Streitfall Public IT
Booz-Chef reagiert auf Kritik
CIO: Der IT-Leiter der Bayerischen Landesunfallkasse hat Ihnen vorgeworfen, Sie machten es sich mit Ihrer Kritik an Behörden zu einfach. Wie sehen Sie das?
Zink: Ich fürchte, es entsteht der falsche Eindruck, wenn man nur seine Thesen liest. So behauptet Herr Renfer, dass wir die gesamte Verwaltung auf einen Mega-Konzern reduzieren würden. Zudem schreibt er, dass Booz die Auffassung vertrete, IT-Projekte scheiterten einfach aufgrund der niedrigeren Gehälter im öffentlichen Dienst. Das ist unzutreffend wiedergegeben. Booz arbeitet seit Jahrzehnten mit Behörden auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene sowie weiteren öffentlichen Institutionen und ist mit den Nuancen sehr wohl vertraut.
Wie lernfähig sind Behörden nach Ihrer Erfahrung?
Auch Behörden sind selbstverständlich lernende Organisationen, obwohl sich ihre Aufträge und Prozesse von denen privater Organisationen unterscheiden. Das Amt einer Stadt hat nicht die Möglichkeit, unrentable oder unbeliebte Aufgaben schlichtweg einzustellen. Die Lernfähigkeit bemisst sich dabei an der einzelnen Organisation und ihren Mitarbeitern selbst. So variiert zum Beispiel die Qualität des Angebots von Bürgerservices in vielen Städten erheblich.
Erkennen öffentliche Einrichtungen ihre IT-Chancen schlechter?
Grundsätzlich ist festzustellen, dass viele Behörden die Potenziale von infrastrukturellen Neuerungen erkennen. Eine davon ist zum Beispiel die Einführung einer Service-orientierten Architektur (SOA). Auch die zunehmende Verbreitung des ITIL-Framework ist ein Hebel für eine stärkere Serviceausrichtung. Und schließlich: Gerade bei den häufig eher belächelten Web-2.0-Instrumenten zeigt sich die Innovationsbereitschaft vieler Behörden. Die Einbindung eines Wiki für ein ämterübergreifendes Wissens-Management hat zum Beispiel das Potenzial, herkömmliche hierarchisch geprägte Verfahrenswege erheblich zu verflachen.
Wie steht es um das allerorten diskutierte Thema Cloud Computing?
Das ist auch bei der öffentlichen Hand ein Thema. Fakt ist jedoch, dass Behörden nicht so locker mit den Diensten etwa von GoogleGoogle umgehen können wie private Firmen. In vielen Bereichen muss klar sein, wer wann Zugriff auf welche Daten hat beziehungsweise hatte. So ausgeprägte Schutzmechanismen und Nachweise fallen den gängigen Cloud-Dienstleistern aber schwer. Realistischer erscheint mir das Konzept einer Private Cloud im öffentlichen Bereich. Alles zu Google auf CIO.de