Coachin Petra Ulbrich
Chefs im Ausland scheitern an Privatem
Aus ihrer eigenen Erfahrung und ihrer bisherigen Arbeit als Coachin nennt Ulbrich fünf Herausforderungen für mitreisende Partnerinnen:
1. Verlust der gewohnten sozialen Kontakte
Nicht nur die eigenen Kolleginnen und Kollegen fallen weg, auch die privaten Freunde. Für die gibt es zwar Skype. Moderne Kommunikationswege ersetzen aber nie den echten Kontakt. Zudem können und wollen die Freundinnen in der alten Heimat die Situation der mitgereisten Ehefrau nur bedingt nachvollziehen.
2. Anfängliche Isolation im Ausland
Natürlich gibt es oft mehrere deutsche Manager, die am selben ausländischen Standort arbeiten. Dadurch könnten die Ehefrauen Verbündete finden. Das stimmt aber nur für eine oberflächliche Ebene, weiß Ulbrich. Über ihre Ängste oder Sorgen wollen die Frauen miteinander nicht sprechen - schließlich sind ihre Männer Kollegen oder gegebenenfalls auch Konkurrenten. Bis die Frauen Freundinnen gefunden haben, mit denen sie offen reden können, dauert es.
3. Veränderung der eigenen Identität durch Verzicht auf Berufstätigkeit
Oft können die mitreisenden Frauen im Ausland ihren eigenen Job nicht mehr ausüben. Dann fehlen ihnen nicht nur Anerkennung, Erfolg und Geld, sondern auch ein strukturierter Tagesablauf.
4. Kulturschock
Während ihre Ehemänner im vertrauten Unternehmen bleiben, sind die Frauen dem Kulturschock stärker ausgesetzt. Sie haben ja keine berufliche Rückbindung an ihr bisheriges Leben und damit an die Heimat.
5. Verantwortung der Familienmanagerin für die Integration der gesamten Familie
Von der Mutter hängt es ab, wie die Kinder im Ausland zurechtkommen. "Eine Mutter, die sich selbst mit der Entsendung identifiziert, strahlt positiv auf die Kinder aus und erleichtert ihnen die Integration im Gastland", beobachtet Ulbrich. Laufen die Dinge schlecht, riskieren die Eltern, dass die Kinder in ihrer Entwicklung Rückschritte machen.
Wie Ulbrich beobachtet, sind viele begleitende Partnerinnen in den ersten drei Monaten am neuen Wohnort "beinahe euphorisch". Der Reiz des Neuen wirkt. Dann aber setzt die Ernüchterung ein. Im schlimmsten Fall muss der Auslandsaufenthalt abgebrochen werden.
Und wenn es gut läuft? Dann vollbringen alle Familienmitglieder auf vielen Ebenen eine große Adaptionsleistung. "Sie kommen in einer neuen Arbeitswelt zurecht, entwickeln die Fähigkeit, mit Menschen einer neuen Kultur zu agieren", zählt Ulbrich auf. Nicht zuletzt lernen sie, sich in Sachen Klima, Essen und Kleidung anzupassen.
- Vereinbarkeit von Familie und Beruf
A.T. Kearney hat zum dritten Mal eine repräsentative Befragung von Arbeitnehmern zu den Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in ihren Unternehmen durchgeführt. An der Studie haben sich 1013 Beschäftigte im Alter von 18 bis 67 beteiligt. - Maßnahmen arbeitender Väter
Die Berater wollten wissen, welche Maßnahmen Unternehmen Vätern anbieten und wie diese genutzt werden. Meist entscheiden sich die Männer für flexible Tages- und Wochenarbeitszeiten (51 Prozent der Nennungen). Außerdem vereinbaren sie Auszeiten oder Sonderurlaub (30 Prozent) oder richten ein Arbeitszeitkonto ein (19 Prozent). - Teilzeit bei Frauen stärker akzeptiert
Werden die Antworten aller Befragten – Männer wie Frauen – zusammengezählt, erklären 67 Prozent, dass Teilzeit für Frauen in den Unternehmen akzeptiert ist. So sehen das bei den Männern mit nur 36 Prozent sehr viel weniger. Zum besseren Verständnis: A.T. Kearney hat hier nach "vollzeitnaher Teilzeit" gefragt, damit ist eine Reduktion auf 80 bis 90 Prozent gemeint. - ElterngeldPlus-Gesetz
A.T. Kearney hat die Erwerbstätigen gefragt, ob das ElterngeldPlus-Gesetz die Akzeptanz für Teilzeit in der Wirtschaft steigert. Hier werden wiederum geschlechtsspezifische Unterschiede deutlich. 56 Prozent glauben, dass es die Akzeptanz für teilzeitarbeitende Frauen erhöht – bei den Männern sagen das nur 37 Prozent. - Erreichbarkeit
Ein weiteres Thema der Studie ist das der ständigen Erreichbarkeit. Faktisch erklären 40 Prozent der Studienteilnehmer, von ihnen würde "häufig bis sehr häufig" erwartet, außerhalb der Arbeitszeit erreichbar zu sein. Lediglich 24 Prozent sagen, sie würden nie angerufen oder per Mail kontaktiert. - Professorin Jutta Allmendinger
Professorin Jutta Allmendinger, Ph. D., ist Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB). Sie sagt: "Idealerweise haben wir in zehn Jahren das Hauptverdiener-Zuverdiener-Modell überwunden. Stattdessen wird die bezahlte und die unbezahlte Zeit zwischen Männern und Frauen gleich aufgeteilt. Um dies zu erreichen, müssen wir das Modell einer neuen Normalarbeitszeit von beispielsweise 32 Stunden in der Woche entwickeln, die aber für das ganze Arbeitsleben gesehen wird."