Hamburger IT-Strategietage
CIO bei Audi: Wachsen ohne zu wachsen
Wachsen ohne zu wachsen. Dieser Herausforderung stellte sich derzeit das Management von Audi. Im Klartext bedeutet das, die Absatzzahlen weiter zu erhöhen mit gleichem oder geringerem Personalstamm. Zur selben Zeit steht Audi ein heftiger Management-Umbau bevor. Von rund 30 Top-Managern folgen zwölf Martin Winterkorn zu VW nach Wolfsburg.
Entsprechend voll gepackt ist das Programm, das Straub vorstellte. Die Kapital- und Umsatzrendite sollen weiter wachsen, Audi hat sich kein geringeres Ziel gesetzt als die erfolgreichste Premium-Marke weltweit zu werden - und der beste Arbeitgeber. Statt drei wie 2003 will der Autobauer in diesem Jahr 14 neue Produkte anstoßen. Mittelfristig soll die Produktivität um ein Viertel gesteigert werden. Schon heute arbeiten die Kollegen in 19 Schichten pro Woche. Auch für die IT hat das Folgen, denn ursprünglich war das Geschäft und damit auch die IT auf zwölf Schichten ausgelegt.
Die Zeiten, in denen die IT bei Audi als reiner Kostenfaktor galt, dürften endgültig vorbei sein. Straub richtet einerseits seine Organisation an den Vorgaben aus dem Geschäft aus, trägt aber auch selber immer Verantwortung für das Business. Ein Unterschied: Heute berät sich der CIO drei bis viermal mit seinem Vorstand und das „nie wegen technischer Themen“, so Straub. Dabei überschätzt er die Rolle der IT keineswegs: Die auf der Konferenz häufiger aufgestellte Forderung, die IT müsse auch die Businessstrategie mitdenken, teilt er nicht. „Ich werde doch nicht aussuchen, welches Produkt wir wann in welchem Markt bringen“, stellt er klar.
Stattdessen arbeitet Straubs Mannschaft an einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess, der sich durch den gesamten Konzern zieht. Nur einige Beispiele für Themen, die den CIO derzeit beschäftigen: Mit einem SAP-Projekt will er eine Instanz mit einem Mandanten für die Produktion von einer Million Autos aufbauen. Damit sollen die Finanzprozesse optimiert werden. Der Wholesale-Bereich in verschiedenen Regionen wird umstrukturiert, Schulungen sollen verbessert werden, um mehr Potenziale aus vorhandenen Anwendungen wie Office zu heben. Nicht zuletzt wird die Brüsseler VW-Fertigungsstätte in die Herstellung von Audi integriert.
Auch wie er es schafft, angesichts der Fülle von Aufgaben dennoch motiviert bleiben, kann Straub ganz leicht erklären: „Wenn man die Autos sieht, wie sie vor einem die Straße entlang rollen, bekommt man glänzende Augen und hat auch wieder Lust, weiter zu machen.