IT-MANAGEMENT VOM FEINSTEN
CIO des Jahres
TRENDS SIND NICHTS, was Michael Neff aus der Ruhe bringt. Was ihn eher aufregt, sind die Leute, die Trends blind folgen. Ein schönes Beispiel ist das Thema RFID: Sicher, es bewegt sich auf seinem Radarschirm -irgendwo am Rande. Aber: „Was passiert denn, wenn ich jetzt die Barcode-Identifizierung durch RFID-Tags ablöse?“, fragt der CIO der Heidelberger Druckmaschinen AGHeidelberger Druckmaschinen AG. Ist das interessanter als vorher, bringt es dem Unternehmen ein Mehr, das es vorher nicht hatte? Nein, lautet die klare Antwort. Noch nicht. „Wir sollten uns bei technologiegetriebenen Themen erst einmal zurücklehnen und einfach fragen: Na und?“, schlägt Neff vor. Er habe nichts gegen neue Technologien, betont er. Er selbst schafft moderne, State-of-the-Art-IT-Strukturen bei Heidelberg, aber er betont auch: „ Ich habe etwas dagegen, wenn sich Technologien in der IT verselbstständigen. Wir folgen dann irgendwelchen Wellen und vergessen, warum wir in der IT sind.“ Top-500-Firmenprofil für Heidelberger Druckmaschinen AG
Zwei konkrete Gründe hat der „CIO des Jahres“ für die Existenz von IT in Unternehmen: Entweder sie hilft dem Geschäft, die Produktivität zu steigern, oder sie ermöglicht es, ein Wettbewerbsvorteil zu erzielen. Dass Neff über diese Kriterien nicht nur redet, sondern auch danach handelt, ist einer der Gründe, warum die Jury ihn zum diesjährigen CIO des Jahres kürte (siehe Kasten „CIO des Jahres – Der Wettbewerb“). Auf den Rängen zwei und drei landeten Friedrich Wöbking, CIO der Dresdner Bank, sowie Johannes Helbig von der Deutsche Post AGDeutsche Post AG, Bereich Brief. Top-500-Firmenprofil für Deutsche Post AG
Wöbkings Arbeit zeichnete sich unter anderem dadurch aus, dass er die IT der Dresdner Bank nach der Übernahme durch die Allianz nahezu komplett auf den Kopf stellte. Er führte eine IT-Governance ein, baute eine zentral organisierte Struktur auf und senkte auch noch die Kosten der IT um mehr als ein Drittel auf unter eine Milliarde Euro. Dagegen zählt Johannes Helbig zu den wenigen IT-Managern, deren Budget in den vergangenen Jahren gewachsen ist. Für seine Platzierung sprach sein frühes Engagement für Service-orientierte Architektur. Schon 1999 legte Helbig den Grundstein dafür. Wichtig war und ist für ihn, dass SOA kein Technik-, sondern ein Managementthema ist.
Wie die jüngste Umfrage zu „State of the CIO“ ergab, denken die meisten CIOs, dass sie sich eng an den Bedürfnissen des Geschäfts zu orientieren haben. Die Bewertung der fünf wichtigsten technischen Ziele für 2006 fiel entsprechend bodenständig aus: Den IT-Managern ist vor allem die Weiterführung ihrer Systeme wichtig (70 Prozent), die Rationalisierung der IT-Architektur sowie Datensicherheit und –integrität (siehe Grafik links). Neue Technologien wie Grid oder RFID interessieren im nächsten Jahr gerade mal gut 13 Prozent. Die anderen 87 Prozent dürften es wie Michael Neff sehen, der sagt: „Wenn RFID etwas zum Unternehmenserfolg beitragen kann und sich ein ROIROI von einem Jahr erreichen lässt, dann machen wir das.“ Alles zu ROI auf CIO.de
Vorerst gibt es andere Themen, mit denen Neff beschäftigt ist. Seit seinem Antritt im Jahr 2000 ist es ihm gelungen, die IT so umzuorganisieren, dass sie als globale Serviceeinheit fungiert. Die gesamte Client-Hardware und –Software wurde standardisiert. Ebenso die weltweite Daten- und Sprachkommunikation, die an wenige große Provider übertragen wurde. Neff lagerte auch den Betrieb der SAP-Anwendungen für 9000 Anwender an HPHP aus. Und unter dem Titel „Merge“ konsolidierte seine Abteilung gemeinsam mit SAP- und HP-Spezialisten drei SAP-Systeme zu einer der heute weltweit größten SAP-Anwendung. Erwähnenswert sind eine eigenentwickelte globale Mobile Solution für die weltweit 4000 Serviceingenieure, die die Maschinen vor Ort betreuen, und auch die Remote-Maintenance-Lösung, für die Neffs Mitarbeiter gerade mit dem „Anwender des Jahres“, einem Preis der COMPUTERWOCHE, ausgezeichnet wurden. Alles zu HP auf CIO.de