Lessons Learned
CIOs berichten über ihre Industrie-4.0-Projekte
Technisch schon viel möglich - rechtlich oft wenig
Vor großen Umwälzungen stehen auch die Krankenhäuser. "Technisch ist schon unheimlich viel möglich", betonte Uta Knöchel vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Das Problem liege vor allem auch in rechtlichen Schranken. So darf beispielsweise ein Arzt seine Patienten in Videokonferenzen nur informieren, aber nicht beraten und das Gespräch abrechnen. Damit fehlt bisher die rechtliche Grundlage beispielsweise für eine Fernbehandlung in ländlichen Regionen.
Mahnendes Beispiel elektronische Gesundheitskarte
Ähnlich verhält es sich mit der elektronischen Gesundheitskarte, die schon 2006 an den Start gehen sollte. Bis heute befinden sich nur rudimentäre Daten auf dem Chip, von Online-Funktionen nicht zu reden. "Selbst Notfalldaten oder Medikationsdaten stehen noch nicht mit Hilfe der Karte im Zugriff. Wir diskutieren immer noch über den Datenschutz und hoffen auf den Durchgriff des eHealth-Gesetzes", sagt Uta Knöchel. Solange die deutschlandweite Telematikinfrastruktur und der sichere Austausch von Daten mit Hilfe der elektronischen Gesundheitskarte noch nicht gegeben sind, fällt sie auch als Basis für weitere ProjekteProjekte wie den signierten elektronischen Arztbrief, als Schlüssel für die elektronische Patientenakte oder das elektronische Rezept aus. Alles zu Projekte auf CIO.de
Beim CIO des Jahres gelang Uta Knöchel der Sprung unter die Top 10 in der Kategorie Großunternehmen mit dem 3-Jahres-Projekt "Zentralisierung der IT-Applikationen und IT-Services". Einen Platz unter die Top 10 errang auch ihr CIO-Kollege Kurt Kruber vom Klinikum der Universität München. Wie Knöchels Team betreut auch seine IT rund 10.000 IT-Anwender. Bei seinem Drei-Jahres-Projekt "Unified Communication - IP-Fest-Netz-Telefonie und Mobile Kommunikation im Klinikum" stellte der Leiter Medizintechnik und IT die Festnetzkommunikation auf Voice over IP um und bereitete den Ersatz der Krankenhauspiepser durch Mobiltelefone vor.
Mobile Patienten-Überwachung mit dem Smartphone
Außerdem hat das Klinikum eine zukunftsweisende App für die Patientenüberwachung auf einer Intensivstation eingeführt. Damit lassen sich beispielsweise Vitaldaten von Intensivpatienten auf das Smartphone des behandelnden Arztes und der Pflegekräfte übertragen. Sie erhalten sofort eine Nachricht, wenn sich bestimmte Parameter verschlechtern. Für das Klinikum liegt der Effizienzgewinn darin, dass sich weder Krankenpfleger noch Arzt immer in unmittelbarer Nähe des Patienten aufhalten müssen. "Damit haben wir als weltweit erstes Krankenhaus eine mobile Überwachung auf einem Smartphone realisiert", sagt Kruber.
Handyverbot im Krankenhaus abgeschafft
SmartphonesSmartphones im Krankenhaus? Eigentlich sind die nicht erlaubt, weil sie medizinische Geräte stören könnten. "Wir haben als eine der ersten Kliniken das Handyverbot im Krankenhaus aufgehoben", fährt Kruber fort. Bisher musste es immer einen Mindestabstand von 3,3 Metern zwischen Handy und einem medizinischen Gerät geben. Doch wenn der Handybetrieb in kürzerer Entfernung wirklich so gefährlich wäre, dann hätte es tausende von Todesfällen geben müssen, da immer wieder Patienten und Besucher heimlich in der Hosentasche ein Mobiltelefon eingeschaltet haben. Alles zu Smartphones auf CIO.de
"In einer Studie mit abschließendem Gutachten haben wir widerlegt, das Smartphones eine solche Gefahr darstellen, dass sie in der Entfernung Medizingeräte stören", sagt Kruber. Damit hatte die IT die Basis dafür gelegt, Projekte mit mobilen Geräten im Krankenhaus zu starten. Nur im OP-Saal und bei wenigen einzelnen Geräten dürfen im Umkreis von 1,5 Metern keine Smartphones angeschaltet sein.