Florian von Wangenheim im Gespräch
CRM nicht aus den Augen verlieren
Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Social Media ist ideal von Menschen mit seltenen Interessen
In den Beispielen zur Social-Media-Analyse ist immer von großen Kundengruppen die Rede. Ist das Thema nur für Konsumgüterhersteller relevant?
Florian von Wangenheim: Wichtig ist nicht die Größe der Kundengruppe, sondern ihre Erreichbarkeit. Kleine Zielgruppen können sich in konzentrierten Communities zu-sammenfinden. Vor 15 Jahren hatten Patien-ten mit seltenen Krankheiten kaum eine Chance, sich untereinander auszutauschen. Heute gibt es intensiven Austausch in sozialen Netzen oder Foren. Gerade Menschen mit seltenen Krankheiten finden es besonders hilfreich, online in Kontakt zu sein. Plötzlich sehen sich Ärzte und Pharma-unternehmen mit massiven Anfragen konfrontiert, die sich auf Erfahrungen aus der Community etwa zur Verträglichkeit und Wirksamkeit von Medikamenten berufen.
Generell sind soziale Plattformen für Menschen mit seltenen Interessen besonders relevant, weil sie sich weltweit suchen und finden können. Social Analytics ist keineswegs nur ein Thema für Unternehmen, die den Massenmarkt ansprechen.
Gibt es Einsatzmöglichkeiten jenseits des Marketings?
Florian von Wangenheim: Ja, zum Beispiel im Personalbereich, um etwa das Image eines Arbeitgebers zu analysieren. Auch die Politik interessiert sich, um auf Skandale schneller zu reagieren oder gesellschaftliche Phänomene zu verstehen. Die Tools können möglicherweise beim Katastrophenschutz helfen oder die Ausbreitung von Krankheiten und Seuchen frühzeitig erkennen. Auch Marktforschung wird über Social-Media-Analyse betrieben.
Im universitären Umfeld gibt es zurzeit wahnsinnig viele Forscher aus den unterschiedlichsten Bereichen, die sich für Social Analytics interessieren, etwa Soziologen, Informatiker und Physiker. Die wollen etwa herausfinden, wie sich Meinungen ausbreiten und wie man das messen kann.
Es heißt, dass das Marketing in Facebook wenig effizient sei. Wird das weltweit größte Social Network überschätzt?
Florian von Wangenheim: Im Moment stürzen sich alle auf FacebookFacebook, das sich selbst natürlich so darstellt, als ob das Marketing hier besonders effektiv wäre. Ich habe meine Zweifel, würde aber auch nicht pauschal davon abraten, hier aktiv zu sein. Unternehmen sollten Facebook als einen weiteren Marketing-Kanal neben Zeitungen, Online-Diensten und anderen sozialen Netzwerken sehen. In der Online-Welt geschieht heute das, was man in der Offline-Welt auch schon beobachten konnte. Die Dienste werden einander immer ähnlicher. Alles zu Facebook auf CIO.de
Wird es neben Facebook andere wichtige Dienste geben?
Florian von Wangenheim: Facebook verliert in der Kernzielgruppe der 18- bis 30-Jährigen an Relevanz. Irgendwann wird es etwas anderes geben - das könnte etwa WhatsApp sein, weil es etwas unverbindlicher ist. Wie ein neuer Dienst genau aussehen muss, um zu GoogleGoogle oder Facebook aufzusteigen, wüsste ich auch gerne. Alles zu Google auf CIO.de