Medizintechnik und IT verschmelzen
Das Novum von Göppingen
Beschränkte Mittel effizient einsetzen
Auch wenn der Anlass für die Umorganisation von IT und Medizintechnik in Compliance-Fragen zu suchen ist, liegen die Gründe freilich tiefer. Und dabei geht es um nicht viel weniger als die Zukunft der Krankenhäuser. "Gerade im öffentlichen Dienst verfügen wir nur über beschränkte finanzielle Mittel", erläutert Baumann. "Um die Kliniken dennoch mit modernen Diagnose- und Therapieverfahren ausstatten zu können, müssen diese Mittel effizient eingesetzt werden." Und das funktioniert nur, wenn MT und IT an einem Strang ziehen: "Es braucht den Blick aufs große Ganze", so der MIO-Leiter.
Die Göppinger Kliniken befanden sich von Beginn an in einer günstigen Position. Als Referenzhaus des Medizintechnik-Herstellers Philipps kamen dort schon sehr früh Geräte zum Einsatz, die mit Informationstechnologie arbeiteten. So vernetzte Hiller als einer der ersten MT-Verantwortlichen die Personalcomputer des medizinischen Personals mit der Medizintechnik und sorgte für entsprechende Schulungen. Auch die Verkabelung der gesamten IT fiel schon vor Jahren in seinen Verantwortungsbereich.
Anfangs kam es infolge der getrennten Abteilungen noch zu bizarren Situationen: So standen die Server für den IT-Bereich in den klimatisierten Räumen des Rechenzentrums, während die Zentralrechner für die Medizintechnik ihren Standort in einem zu kleinen Abstellraum der Intensivstation hatten. "Glücklicherweise fanden wir hier in Göppingen für solche Probleme früh pragmatische Lösungen", meint Hiller.
Doch auch wenn in Göppingen vieles über die Zeit wachsen konnte, stehen die Einrichtungen im Klinikbereich vor denselben Herausforderungen: engere Verzahnung von MT und IT aufgrund neuer Technologien wie der Telemedizin, höherer Durchdringungsgrad der IT, Vernetzung von Kliniken, Ärzten und Therapieeinrichtungen, Kostendruck und Bettenabbau sowie strengere Compliance-Anforderungen aufgrund zunehmender Technologisierung - all dies macht die zunehmende Kooperationsbereitschaft der beiden Technologiebereiche künftig zum Erfolgsfaktor. "Es ist das Modell der Zukunft" meinen Hiller und Baumann - ohne größere Bedenken, dass die "blühenden Landschaften" allzu lange auf sich warten lassen werden.
Dieser Artikel stammt aus der Health-IT-Ausgabe 4/2010, die sie kostenfrei als PDF herunterladen können.