Hacks, Urteile, Spaltungen und viel Geld

Das war das IT-Jahr 2015

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Mai

Angriffe aus dem Internet erreichten im gerade zu Ende gehenden Jahr eine neue Dimension. Im Mai wurde bekannt, dass Hacker über Monate Zugriff auf Daten in den IT-Systemen der obersten US-Steuerbehörde hatten. Zuvor war durchgesickert, dass es russischen Hackern offenbar im Vorjahr gelungen war, das Netz des Weißen Hauses zu entern. Cyber-Terroristen des "Islamischen Staats" (IS) legten zudem den französischen Sender TV5 Monde über Stunden hinweg lahm. Hacker aus China drangen in die Personalsysteme der US-Regierung ein. Andere Cyber-Gangster attackierten erfolgreich die Bodencomputer der polnischen Airline LOT. Und ein weiterer trauriger Höhepunkt: Security-Spezialist Kaspersky Labs musste zugeben, selbst Opfer eines ausgeklügelten Virenangriffs geworden zu sein.

In Deutschland standen vor allem politische Einrichtungen im Visier der Hacker. Anfang des Jahres hatte die prorussische Hacker-Gruppe CyberBerkut aus der Ukraine für Stunden die Internet-Seiten des deutschen Kanzleramts und Bundestags geentert. Im Frühjahr attackierten dann Unbekannte direkt das interne Netz des Bundestags. Den Experten gelang es nicht, die Schadsoftware zu stoppen. Schließlich musste im Sommer das gesamte System heruntergefahren und neu aufgesetzt werden. Woher der Angriff kam, ist bis heute nicht bekannt - oder wurde nicht mitgeteilt. Angesichts der Komplexität gehen die Experten von einem ausländischen Geheimdienst aus.

Der amerikanische Präsident Barack Obama hat die zunehmende Zahl an Cyber-Attacken auf Wirtschaft und Behörden als nationalen Notfall klassifiziert und härtere Sanktionen gegen Hacker und deren Unterstützer angekündigt. Die Aufarbeitung des eigenen Ausspähskandals rund um die NSA kam dagegen nur schleppend voran. Im Mai stimmten die Abgeordneten im Repräsentantenhaus mit überraschend großer Mehrheit dafür, den eigenen Geheimdiensten mehr auf die Finger zu schauen. Außerdem hatte zuvor ein US-Bundesgericht das massenhafte Sammeln von Telefon- und Internet-Daten als gesetzwidrig eingestuft. Auch der Bundesnachrichtendienst (BND) geriet in den Strudel der NSA-Affäre. Demnach habe der deutsche Geheimdienst den Amerikanern geholfen, europäische Firmen und Institutionen auszuspionieren. Die Verantwortlichen räumten Fehler ein, verteidigten die Kooperation mit der NSA jedoch grundsätzlich als unverzichtbar.

Für etliche Schlagzeilen sorgte 2015 wieder einmal der umstrittene Fahrdienstvermittler Uber. Die Company sammelte erneut Milliarden bei Geldgebern ein, vor allem um ihre internationale Expansion zu finanzieren, beispielsweise in China. Die Investorenbewertung von Uber soll mittlerweile bei 50 Milliarden Dollar liegen. Kratzer bekam das Image allerdings im Sommer, als das US-Magazin "Gawker" interne Geschäftszahlen veröffentlichte. Demnach kann Uber seinen Umsatz zwar schnell steigern - angeblich waren es im vergangenen Jahr rund 400 Millionen Dollar. Unter dem Strich stehen aber tiefrote Zahlen, allein im zweiten Quartal 2014 soll das Defizit 109 Millionen Dollar betragen haben.

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