Hacks, Urteile, Spaltungen und viel Geld
Das war das IT-Jahr 2015
Juni
Microsoft lüftete im Juni das Geheimnis um den Erscheinungstermin von Windows 10: Seit Ende Juli ist die neue Windows-Generation verfügbar. Microsoft hatte das System bereits seit geraumer Zeit mit mehr als vier Millionen "Windows-Insidern" getestet. Windows 10 bekam wieder ein Startmenü, soll schneller arbeiten und überdies mit Defender-Bordmitteln besonders sicher sein. Für die meisten Nutzer ist das Upgrade auf Windows 10 kostenlos. Microsoft will das System außerdem kostenlos aktualisieren und erweitern, solange die verwendete Hardware offiziell unterstützt wird.
- Heraeus, Hanau
Der Technologiekonzern Heraeus mit Sitz in Hanau ist nach eigener Darstellung ein weltweit führendes Familienunternehmen. CIO ist Martin Ackermann. - Martin Ackermann, Heraeus
Martin Ackermann, CIO bei Heraeus, sagt: "Wir sind aktuell weltweit auf Windows 8.1 mit Classic Desktop Shell. Auf Windows 10 zu wechseln, macht aktuell keinen Sinn. Daher planen wir Windows 10 frühestens zum nächsten Lifecycle einzusetzen. Also in circa 30 Monaten. Eine Ausnahme gibt es bei besonders mobilen Nutzern. Dort gegebenenfalls früher auf eine tolle Tablet-Lösung mit Windows 10 zu setzen, könnten wir uns gut vorstellen. Allerdings darf sich bis dahin die Hardware noch etwas weiterentwickeln." - Zott, Mertingen
Zott versteht sich als traditionsreiches bayerisches Familienunternehmen in der dritten Generation. Seit fast 90 Jahren produziert das Unternehmen Joghurt-, Dessert- und Käsespezialitäten. CIO dort ist Ingo Bachmann. Er führt aus: "Windows 10 in der von uns benötigten „Professional“-Version ist ja erst seit kurzem verfügbar. Als Microsoft-Kunde mit EA-Vertrag setzen wir uns natürlich mit dem Thema auseinander. Jedoch 'migrieren' wir selten, sondern liefern neue Arbeitsplätze jeweils mit dem neusten Betriebssystem aus." - Ingo Bachmann, Zott
Weiter sagt Zott-CIO Ingo Bachmann: "Sobald die automatische Installation in der Softwareverteilung eingerichtet ist und wir sowohl diesen Prozess als auch die Funktion der Geräte getestet haben, werden wir Windows 10 unseren Anwender zur Verfügung stellen – auf Neugeräten sowieso, auf Bestandsgeräten auf Wunsch. Das haben wir bislang bei allen Versionen so gehalten, sind damit immer gut gefahren und unsere Anwender können so neue Technologie frühzeitig nutzen."
Sehr zum Leidwesen der PC-Bauer sorgte Windows 10 aber nicht wie sonst üblich für eine Belebung des PC-Markts. Wie schon zuvor brach auch im dritten Quartal 2015 der Absatz weiter ein, wie Gartner und IDC berichteten. Microsoft habe den Herstellern wenig Zeit gelassen, Geräte mit dem neuen Windows vorzubereiten, begründeten die Analysten die weiter schwachen Absatzzahlen. Außerdem habe das kostenlose Upgrade-Angebot wohl viele Nutzer bewogen, ihre bisherigen Computer zu behalten.
Windows 10 ist indes ein wichtiger Baustein im Konzernumbau, den CEO Satya Nadella forcierte. Beispielsweise wurde das Management weiter gestrafft. Im Juni mussten der frühere Nokia-Chef Stephen Elop, der für die Unternehmenssoftware zuständige Kirill Tatarinov sowie Eric Rudder gehen. Die Gerätesparte wurde der Windows Group zugeschlagen (Windows and Devices Group = WDG), die Dynamics-Produkte wanderten unter das Dach des Bereichs Cloud and Enterprise (C+E).
Im Juli räumte Microsoft zum Abschluss des Geschäftsjahres 2015 zudem mit seinen Altlasten auf. Im Zuge der desaströsen, 9,5 Milliarden Dollar teuren Übernahme des Handy-Herstellers Nokia, die noch Nadella-Vorgänger Steve Ballmer eingefädelt hatte, schrieb Microsoft 7,6 Milliarden Dollar ab. Die Folge: Ein Quartalsverlust von 3,2 Milliarden Dollar - der höchste in der Firmenhistorie. Zudem kündigte der Konzern an, weitere 7800 Stellen in seinem Handy-Geschäft zu streichen.
Noch unter dem Eindruck des massiven Angriffs auf das Bundestagsnetz haben die Abgeordneten im Juni das IT-Sicherheitsgesetz verabschiedet. Dadurch entstehen für Betreiber kritischer Infrastrukturen neue Pflichten zur Einführung von Abwehrmaßnahmen sowie Nachweis- und Meldepflichten. Allerdings lässt der Gesetzesentwurf offen, wer ein Betreiber einer kritischen Infrastruktur ist.