Strategien


Falsches Serviceverständnis

Der Mythos vom IT-Kunden

05.06.2012
Von Christian Mezler-Andelberg

Mangelnde Wahlfreiheit

Die Rolle des Dienstleisters bedingt einen Kunden als Gegenüber. Kunde zu sein hebt das Selbstwertgefühl, denn als Kunde hat man die Macht, frei zu wählen, ob man einen Service will oder nicht beziehungsweise von wem man diesen Service will. Diese Wahlfreiheit ist eine elementare Basis für eine Kunden-Lieferanten-Beziehung. Der Kunde kann sich seinen Lieferanten aussuchen. Aber, und das wird oft vergessen, das muss auch in die Gegenrichtung funktionieren. Auch ein Lieferant oder Dienstleister muss entscheiden können, ob er einen Kunden bedient oder nicht. Genauso wie sich der Kunde den attraktivsten Lieferanten sucht, muss auch der Lieferant die Möglichkeit haben, Kunden und Services, die nicht profitabel sind, zu vermeiden.

Anders als Käufer auf dem Markt haben IT-Kunden keine Wahlfreiheit.
Anders als Käufer auf dem Markt haben IT-Kunden keine Wahlfreiheit.
Foto: getty images/Ojo Images/Workbook Stock

Was heute oft gelebt wird, ist eine Wahlfreiheit für die Kunden, aber einer Verpflichtung für die interne IT, sich um alle Firmenteile und Firmenangelegenheiten zu kümmern. Als externe Firma bedient man einen Kunden, solange sich der Business Case rentiert. Diese Möglichkeit gibt es aber intern in der Regel nicht. Kein CIO kann die Aufforderung seines Vorstandsvorsitzenden, "hier mal in die Bresche zu springen", ablehnen, ohne damit heftig an seinem Karriere-Ast zu sägen. Mit solchen Schiefständen kann eine interne IT langfristig nicht überleben.

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