Neuaufstellung

Deutsche-Bank-Umbau trifft Mitarbeiter und Aktionäre

06.03.2017
Die Neuaufstellung der Deutschen Bank fordert Opfer von Mitarbeitern und Aktionären. In Deutschland werden weitere Arbeitsplätze wegfallen. Der angekündigte Verkauf neuer Aktien ließ zudem den Kurs am Montag um rund 6 Prozent einknicken.
Deutsche-Bank-Chef John Cryan
Deutsche-Bank-Chef John Cryan
Foto: Mario Andreya - Deutsche Bank AG

Der Rückschlag auf dem Aktienmarkt fiel weniger schlimm aus als zunächst befürchtet. Experten lobten die Pläne von Bankchef John Cryan, der das von Skandalen gebeutelte Geldhaus im eigenen Land und international wieder voranbringen will.

"Es wird sicherlich einige Jobverluste in Deutschland geben", sagte Cryan am Montag in einem Interview mit dem Wirtschaftssender Bloomberg TV. Genaue Zahlen nannte er nicht. Zunächst begännen die Verhandlungen mit allen Beteiligten. "Wir machen es auf die deutsche Art", erklärte er. "Wir wollen zu einer Übereinkunft kommen."

Stellvertreter für den Chef

Die Deutsche BankDeutsche Bank hatte am Wochenende verkündet, die Tochter Postbank entgegen früheren Plänen nicht verkaufen zu wollen. Sie wird stattdessen in das Privat- und Firmenkundengeschäft eingegliedert. Durch eine gemeinsame Verwaltung und Technik sollen die Kosten reduziert werden. Auch das Investmentbanking wird neu aufgestellt. Gleichzeitig soll ein Minderheitsanteil an der Vermögensverwaltungstochter Deutsche Asset Management - bekannt für die DWS-Fonds - an die Börse gebracht werden. Top-500-Firmenprofil für Deutsche Bank

Damit einher gehen auch Veränderungen im Management: Der jetzige Finanzvorstand Marcus Schenck und der für das Privat- und Firmenkundengeschäft zuständige Vorstand Christian Sewing steigen zu stellvertretenden Vorstandschefs auf. Die beiden sollten ihn entlasten, sagte Cryan. Sein Terminkalender sei randvoll. "Es gibt so viel zu tun."

Ein Umbau läuft bereits

Die Deutsche Bank steckt schon mitten in einem Umbau, bei dem bis 2018 weltweit unter dem Strich 9000 Arbeitsplätze im eigenen Haus wegfallen werden, davon 4000 in Deutschland. Das Filialnetz schrumpft. "Wir haben noch etwas zu tun bei der Restrukturierung in Deutschland", sagte Cryan. Es gebe aber "gute Perspektiven" im hiesigen Markt. Zuletzt hatte die BankBank weltweit 99700 Mitarbeiter, davon 44600 in Deutschland. Die Postbank allein kam auf 18100 Beschäftigte. Top-Firmen der Branche Banken

Die Deutsche Bank hat seit längerem Probleme: Auf der einen Seite verdient sie im Einlagen- und Kreditgeschäft weniger wegen der niedrigen Zinsen, auf der anderen Seite machen ihr insbesondere die großen US-Banken das Leben im Investmentbanking schwer. Vor allem aber lasten die Skandale der Vergangenheit auf dem Geldhaus - es musste Milliarden zahlen in Rechtsstreitigkeiten. Zwei Jahre in Folge schrieb die Bank deshalb horrende Verluste. Im Herbst kamen am Finanzmarkt ernste Sorgen um die Kapitalausstattung der Deutschen Bank auf. Die Bundesregierung sah sich seinerzeit sogar genötigt, die Vorbereitung einer staatlichen Rettung zu dementieren.

Neue Aktien mit heftigem Abschlag

Ziel der Neuaufstellung ist es nun, mit einer stabileren Kapitalbasis bei Kunden und Partnern verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen und am Ende wieder zu wachsen. Die Deutsche Bank will über eine Kapitalerhöhung - also den Verkauf neuer Aktien - insgesamt 8 Milliarden Euro einnehmen und damit ihren Kapitalpuffer aufstocken. Je mehr Kapital eine Bank vorhält, als desto krisenfester gilt sie. Das letzte Mal hatte die Deutsche Bank die Investoren vor drei Jahren um frisches Kapital gebeten.

Die Kapitalerhöhung wird durch ein Bankenkonsortium abgesichert; Großaktionäre haben nach Angaben von Bankchef John Cryan bereits ihr Mitziehen signalisiert. Die neuen Papiere dürften 11,65 Euro kosten. Das ist ein Abschlag von fast 40 Prozent auf den Xetra-Schlusskurs vom Freitag bei 19,14 Euro. Den vergleichsweise geringen Kursverlust am Montagmorgen erklärten Analysten mit den gleichzeitig verkündeten Umbauplänen samt Kostensenkungen.

Analyst Philipp Häßler von der Equinet Bank verwies darauf, dass nun die Sorgen um die Kapitalausstattung der Bank verschwinden dürften. Analystin Magdalena Stoklosa von der US-Investmentbank Morgan Stanley lobte, dass die Bank entgegen früheren Plänen doch eine Dividende für das vergangene Jahr zahlen will: Die Ausschüttung - wenngleich sie mit 19 Cent je Aktie niedrig ausfalle - sei ein Zeichen der Zuversicht in die Erholung des Geschäfts. (dpa/rs)

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