Gefahr durch IT-Fachkräfte
Die 4 Typen des Wirtschaftskriminellen
Nach den Gerichtsverfahren, die Schneider untersucht hat, laufen zum Beispiel IT-Fachkräfte Gefahr, zum Gelegenheitsergreifer zu werden. Das hat mit mangelnder Kontrolle innerhalb der Unternehmen zu tun - Gelegenheitsergreifer besetzen aufgrund ihrer speziellen Fachkenntnisse oft eine exponierte Stellung. So hieß es über einen Angeklagten, er sei eine Koryphäe und "keiner habe genau gewusst, was der eigentlich den ganzen Tag gemacht hat".
Gerät jemand in einer solchen Position an einen Gelegenheitssucher, kann der ihn mitziehen. Meist schlägt der Gelegenheitssucher "eine erkennbar deliktische ‚Geschäftsidee’, von der beide einen Gewinn haben, vor", wie Schneider schreibt. Der Initiator der Straftat geht nicht selten systematisch vor und testet potenziell geeignete Kumpane aus, bis einer die Gelegenheit ergreift.
Schneider unterteilt die Delinquenten in vier Risikotypen:
Täter mit einem wirtschaftskriminologischen Belastungssyndrom: Sie sind typischerweise Gelegenheitssucher. Oft zeigen sie Auffälligkeiten im Leistungsbereich, das heißt, sie sind zum Beispiel Quereinsteiger mit diskontinuierlichen Erwerbsbiografien.
Sie stehen häufig an einem Wendepunkt in ihrem Leben: Ihre Taten fallen in eine Zeit des Kontrollvakuums, wie Schneider schreibt. Typisch wären Männer in der Midlife-Crisis, die sich von der eigenen Familie lösen und plötzlich mehr im Hier und Jetzt leben wollen. Gerne mit einer kostspieligen, jungen Liebhaberin. Oder mehreren. Schneider attestiert ihnen ein "fehlendes Verhältnis zu Geld und Eigentum".
Krisentäter: Sie können sowohl Gelegenheitssucher als auch Gelegenheitsergreifer sein. Typischerweise sind sie aufstiegsorientiert und haben einen kontinuierlichen Berufsweg hinter sich. Zum Straftäter werden sie durch berufliche oder private Krisen, die zu einem "inadäquaten Anspruchsniveau" führen, wie Schneider schreibt. Fliegen sie auf, geben sie die Taten zu.