Cloud, IT-Management-Software, ERP
Die am meisten unterschätzten Technologien
Generative AIGenerative AI und speziell ChatGPT haben die Unternehmenswelt 2023 in ihren Bann gezogen: Vorstände, Geschäftsführer und andere Führungskräfte schwärmen von der Technologie (und fürchten sie bisweilen). Ihr Enthusiasmus war gerechtfertigt, denn etliche Studien haben ergeben, dass KI einen großen Wertbeitrag und eine hohe Investitionsrendite generieren kann. Kein Wunder, dass seit Monaten darüber geredet wird. Alles zu Generative AI auf CIO.de
Aber bei allem Respekt: KI ist nicht die einzige erfolgskritische Technologie im Haus. Wie alle gehypten Innovationen steht sie auf den Schultern zahlreicher anderer Verfahren, die keinen Ruhm ernten - die also ziemlich "underhyped" sind. Oder auf deutsch: irgendwo zwischen "hässlichen Entlein" und "stillen Stars". Wäre es nicht an der Zeit, dass einige dieser übersehenen und unterschätzten Technologien die ihnen gebührende Aufmerksamkeit erhalten?
IT-Management-Software
Wenn sie ihre IT-Umgebung nicht im Griff haben, können CIOs und ihre Teams kaum den umfangreichen Tech-Stack managen, der für die Unterstützung von KI oder anderen innovativen Technologien erforderlich ist. IT-Management-Software hilft ihnen dabei, diese Aufgabe zu bewältigen, und zwar mit einem Höchstmaß an Stabilität und Zuverlässigkeit. "Was in die Kategorie der IT-Management-Tools fällt, wird oft stiefmütterlich behandelt, aber es sind nun mal die Arbeitspferde der IT", sagt John Buccola, CTO des Consulting- und Service-Unternehmens E78 Partners.
Zu den Tools, die Buccola in diese Kategorie der "heimlichen Helden" einordnet, gehören Active Directory sowie Lösungen für Access- und Identity-Management. "Sie vereinfachen heterogene Umgebungen", erklärt Buccola. Man müsse nicht über sie nachdenken, denn sie funktionierten einfach. "Das ist es, was die Leute von der IT erwarten." Weitere nennenswerte Lösungen in dem Bereich unterstützen das IT-Service-Management (ITSM) und die IT Infrastructure Library (ITILITIL) - dort geht es laut Buccola besonders darum, die IT-Ausgaben unter Kontrolle zu halten. "Man muss unbedingt sicherstellen, dass die Kosten derartiger Assets nicht außer Kontrolle geraten." Alles zu ITIL auf CIO.de
Cloud Computing
Vor 15 Jahren sorgte die Cloud für Furore. Inzwischen ist die Technologie fast schon normal. Aber wenn man darüber nachdenkt, verdient die Cloud immer noch viel Lob. Es sei eine der größten technologischen Veränderungen gewesen, die wir je erlebt haben, sagt Mark Taylor, CEO der Society for Information Management (SIM). "Aber sie ist in den Hintergrund getreten, weil KI im Rampenlicht aufgetaucht ist."
Auch wenn viele die enorme Transformationskraft der Cloud noch immer anerkennen, legen Untersuchungen nahe, warum die Bedeutung der Cloud geschrumpft ist. Einige Anhaltspunkte finden sich in der Cloud Business Survey 2023 des Beratungsunternehmens PwC. Demnach haben 78 Prozent der befragten Führungskräfte die Cloud in den meisten oder allen Geschäftsbereichen eingeführt. Allerdings gab mehr als die Hälfte an, dass sie die erwarteten Resultate wie Kostensenkungen, verbesserte Ausfallsicherheit und neue Umsatzkanäle nicht erzielen konnten.
PwC weist jedoch darauf hin, dass der Fehler nicht im Cloud Computing zu suchen sei, sondern in der Art und Weise, wie Unternehmen es nutzen: "Der Wechsel in die Cloud oder der dortige Betrieb von Teilen des Unternehmens ist nicht dasselbe wie die Nutzung von Cloud Computing." Was bedeutet das wirklich und was ist dazu nötig? "Etwa zehn Prozent der Befragten kennen offenbar die Antwort: Sie haben ihr Geschäft durch die Cloud neu erfunden und sie berichten von geringeren Hindernissen bei der Wertschöpfung. Selbst im aktuellen Geschäftsumfeld erwarten sie ein anhaltendes Umsatzwachstum von 15 Prozent oder mehr."
Cloud-basierte ERP-Systeme
Cloud-basiertes Enterprise Resource Planning (ERPERP) sei eine weitere Technologie im Hintergrund, die oft zugunsten neuer und strahlender Ansätze übersehen wird, berichtet Jeff Stovall. Der CIO von Abt Associates fügt hinzu, dass Cloud-basierte ERPs nur selten für ihre Bedeutung im Rahmen der digitalen Transformation gewürdigt werden. "Wir haben so viele Jahre mit ERP gearbeitet, wir haben diese ERP-Projekte jahrzehntelang durchgeführt, aber mit Cloud-ERPs verändert sich die Art und Weise, wie Unternehmen innovieren können", so Stovall. Alles zu ERP auf CIO.de
Durch die Umstellung von On-Premise auf die Cloud können Unternehmen ihre Geschäftsprozesse neu gestalten und verändern, wie zentrale Aspekte ihrer Arbeit erledigt werden. "Der Schritt ist ein Katalysator für die Transformation, aber der Faktor wird oft übersehen, weil wir uns so sehr an das Konzept von ERP gewöhnt haben, dass wir nicht über seine transformativen Fähigkeiten nachdenken." Stovall zufolge halten einige Unternehmen sogar an ihrem On-Premises-ERP fest, obwohl sie andere Teile ihrer IT-Umgebung und Geschäftsprozesse umgestalten wollen. Der Grund: Sie würden nicht erkennen, wie viel mehr sie erreichen könnten, wenn sie diesen Kernbereich und die von ihm unterstützten Prozesse modernisieren würden.
Tools für die Cloud-Migration
Yugal Joshi, Partner beim Forschungs- und Beratungsunternehmen Everest Group, nennt Cloud-Assessment-Tools als eine weitere Technologie, die zu wenig bekannt ist - und zu wenig genutzt wird. Cloud-Assessment- und Cloud-Migrations-Tools oder Cloud-Enablement-Plattformen helfen IT-Teams dabei, Anwendungen und Cloud-Infrastrukturen zu analysieren und zu verstehen, damit sie über die Informationen verfügen, die sie für eine solide Cloud-Roadmap benötigen.
Natürlich können auch andere Technologien wie IT-Audit-Software oder manuelle Bewertungen helfen. Allerdings erhöhen Cloud-Assessment-Tools laut Joshi nachweislich die Chancen für erfolgreiche Cloud-Initiativen. "CIOs denken manchmal, dass sie diese Tools nicht brauchen, weil die Umstellung auf die Cloud so allgegenwärtig geworden ist. Aber die Migration ist komplex, und die Auswahl an Cloud-Anbietern und -Angeboten hat zugenommen - was es noch schwieriger macht."
Grundlegende IT-Anwendungen
Aus ähnlichen Gründen bezeichnet Kumud Kokal, CIO von Farmers Business Network, die grundlegenden Technologien innerhalb der IT-Umgebung als unterbewertet - einst technische Wunderwerke, die heute jedoch niemand mehr zu schätzen wisse. Zu den Beispielen, die er nennt, gehören Systeme für die Gehaltsabrechnung sowie WiFi-Netzwerke. Diese mangelnde Wertschätzung habe eine Kehrseite, meint Kokal: CIOs würden häufig Probleme bekommen, wenn sie Geld für die Wartung dieser aus dem Blickfeld verschwundenen Technologien verlangen. "Niemand denkt mehr über die Infrastruktur hinter den Kulissen nach, aber die ist nun mal entscheidend."
Software zum Daten-Management
Obwohl KI die ganze Aufmerksamkeit einheimst, werden ihre Schlüsselkomponenten oft nicht beachtet. Etwa Daten: Während sich Unternehmen eifrig mit KI in all ihren Formen beschäftigen, vernachlässigen viele von ihnen Teile des Daten-Managements, berichtet Laura Hemenway, Gründerin und Chefin der Firma Paradigm Solutions, die große unternehmensweite Transformationen unterstützt. Selbst diejenigen, die sich mit der Datenverwaltung auskennen, spielten oft die wichtige Arbeit herunter, die ihre Tools dafür leisten.
Hemenway ist daher der Meinung, dass Datenverwaltungssoftware mehr Anerkennung verdient - auch wenn die damit verbundene Arbeit oft als mühsame Aufgabe angesehen wird, die bei weitem nicht so sexy ist wie ChatGPT. Dennoch ist ein solides Daten-Management der Dreh- und Angelpunkt für KI und Analysen, die viele erfolgskritische Abläufe moderner Organisationen unterstützen - von automatisierten Prozessen bis hin zum personalisierten Kunden-Support.
Spatial Computing, virtuelle Präsenz und Metaverse
Vor einigen Jahren gab es viel Wirbel um das Metaverse. 2021 folgte der Höhepunkt, als Facebook ankündigte, seinen Namen in Meta zu ändern - eine Anspielung auf das, was der Social-Media-Riese für die Zukunft der Datenverarbeitung und Interaktion sah. Doch ohne große Durchbrüche verpuffte das Interesse. Allerdings sollte man es nicht vorschnell abschreiben, warnt Taylor. Er ist der Meinung, dass dieser Bereich zu Unrecht herabgestuft wurde, deshalb steht er auf seiner Liste der unterbewerteten Technologien.
Taylor, der die Begriffe "Spatial Computing" und "Virtual Presence" dem "Metaverse" vorzieht, weist darauf hin, dass alle Technologien in dieser Kategorie immersive Erfahrungen in der virtuellen Welt ermöglichen. Marketing-Blasen von Anbietern, die nicht in der Lage waren, die versprochenen nahtlosen virtuellen Erfahrungen zu liefern, seien ein Hauptgrund dafür, dass der Hype schnell abgekühlt ist, so Taylor.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation cio.com