Siemens, Pleiten und Green IT
Die Geschichte von Fujitsu
2010: Server speziell für die Cloud
Den im März 2010 vorgestellten Primergy CX 1000-Server hat Fujitsu Technology Solutions (FTS) speziell für Cloud Computing-Anwendungen konzipiert. Zielgruppe sind große Unternehmen wie Hoster oder Service-Provider. Sie sollen von einem neuartigen Kühlkonzept (fehlende Frontabdeckung, Luft wird nach oben abgegeben, dadurch können Geräte Rücken an Rücken aufgebaut werden) profitieren. Das System ist zudem auf niedrigen Stromverbrauch und hohe Skalierbarkeit ausgelegt.
Cloud-Services / Dynamic Infrastructures
Eines der großen Themen von FTS ist "Dynamic Infrastructures", sprich die dynamische Zuweisung von IT-Ressourcen durch die Bereitstellung flexibler IT-Kapazitäten. Zum Angebot gehören IT-Infrastrukturlösungen, Infrastructure-as-a-Service und Managed Infrastructure-Services. Dafür hat Fujitsu TS 2010 in Nürnberg ein Cloud-Rechenzentrum mit 1.300 qm Fläche in Betrieb genommen. Das RechenzentrumRechenzentrum wird aktuell ausschließlich von einem Großkunden aus dem Behördenumfeld genutzt. Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de
- In ihrem Kompendium "Cloud Services" stellt Fujitsu 10 Thesen zur Weiterentwicklung der Cloud-Computing-Technologie vor.
Inwieweit diese 10 Thesen bereits heute zutreffen, darüber lässt sich sicherlich streiten. Ob die von Fujitsu aufgestellten Prognosen Realität werden, das wird sich in den nächsten zwei bis drei Jahren zeigen. - 1. IT als Gebrauchsgut wie Gas, Strom und Wasser
Cloud Computing lässt Konzepte wie "IT auf Knopfdruck" oder "IT aus der Steckdose" Wirklichkeit werden. Die Art und Weise, wie IT-Ressourcen bereitgestellt und genutzt werden, ändert sich grundlegend. Das gilt sowohl für Unternehmenskunden als auch den für Privatanwender, die digitale Bilder, Videos oder Musik-Dateien in den "Wolkenspeicher" auslagern. Gewerbliche Kunden bietet Cloud Computing ein erhebliches Einsparpotenzial, denn die Investitionen in Hard- oder Software lassen sich drastisch senken. Der Kunde bezahlt seine IT nach Verbrauch ("pay per use"). Damit wird IT zu einem Teil seier laufenden Betriebskosten. - 2. Mit Cloud Computing für das 21. Jahrhundert fit werden
Die standardisierten Angebote aus der Cloud minimieren nicht nur die Investitionskosten auf der Anwenderseite. Dank Cloud-Services erhalten Kunden jederzeit Zugriff auf IT-Expertise und Technologien, die für eine höhere Effizienz IT-basierter Geschäftsprozesse sorgen. IT aus der Cloud kann unter Umständen sogar schneller auf veränderte Business-Anforderungen – die insbesondere der globale Wettbewerb mit sich bringt – reagieren. Dank der "IT auf Knopfdruck" können Anwender IT-Ressourcen entsprechend ihren Bedürfnissen sowohl nach oben als auch nach unten skalieren. - 3. Für den Mittelstand geeignet
Die Auffassung, dass Cloud Computing nur etwas für Großunternehmen sei, ist falsch. Gerade mittelständische Firmen können von dieser Technologie profitieren. Der Grund: Cloud Computing ermöglicht diesen Kunden, schneller und flexibler auf Kundenanforderungen und veränderte Marktbedingungen zu reagieren. Gehen beispielsweise die Geschäfte gut und wächst die Firma, werden einfach neue IT-Ressourcen aus der "Wolke" hinzu gebucht. - 4. Hybrid Cloud ist die bevorzugte Variante der "IT aus der Wolke"
Die Abwanderung der Business-IT in die "Cloud" ist nicht mehr aufzuhalten. Das heißt aber nicht, dass Kunden ihre eigenen Rechenzentren komplett abschaffen. Die meisten Unternehmen werden zunächst ihr eigenes Rechenzentrum mithilfe von Virtualisierung in Richtung "Private Cloud" weiterentwickeln. Dort, wo es für diese Firmen sinnvoll und vorteilhaft ist, greifen sie auf Services aus einer Public oder Trusted Cloud zurück, die ein Cloud-Provider bereitstellt. Diese Services werden in die interne Infrastruktur integriert. - 5. Daten- und Rechtssicherheit sind gewährleistet
Viele potenzielle Nutzer stehen Cloud-Computing-Angeboten skeptisch gegenüber. Sie zweifeln daran, dass ihre Daten und Anwendungen bei einem Cloud-Service-Provider sicher sind. Daher müssen Cloud Provider garantieren, dass die gemeinsam genutzte IT-Infrastruktur, auf ihre Kunden zugreifen, mandantenfähig ist. Das heißt, Daten und Applikationen jedes Kunden müssen strikt von denen anderer Nutzer getrennt sein. Dies lässt sich mithilfe von Virtualisierung erreichen. - 6. Die Zukunft gehört der globalen IT-Fabrik
Mir der wachsenden Nachfrage nach Cloud Computing- und industrialisierten IT-Services werden die Rechenzentren von Cloud Providern in bislang unbekannte Leistungsklassen vordringen. Einige hundert Data Center mit 500.000 und bis zu einer Million installierter Maschinen werden dank Technologien wie Server-Virtualisierung den weltweiten Rechenleistungsbedarf abdecken. - 7. Das Kunden eigene Rechenzentrum wird überflüssig
In etwa zehn bis 15 Jahren wird Cloud Computing so ausgefeilt sein, dass ein Unternehmen sogar komplett ohne eigenes Data Center auskommen kann. Client-Systeme wie Arbeitsplatzrechner, Notebooks, Smartphones oder Tablet-PCs greifen dann ausschließlich auf Anwendungen und Daten zu, die in der "Wolke" lagern. Realistisch ist folgendes Szenario: Kunden halten im eigenen Haus nur noch eine kompakte IT-Infrastruktur vor, sozusagen das IT-Rückgrat. Der Großteil aller weiteren Ressourcen wird aus der Cloud bezogen. - 8. Der IT-Arbeitsplatz wird an Komplexität verlieren
Thin Clients und Desktop-Virtualisierung werden enorm an Bedeutung gewinnen, bis hin zu intelligenten Displays, die über ein einziges Kabel an LAN und Stromversorgung angeschlossen sind. Für die IT-Abteilung beim Kunden bedeutet dies einen geringeren Aufwand, was die Wartung von Clients und Servern betrifft. - 9. Reduktion der Treibhausgase
Der Trend zu mehr IT im Unternehmen als auch im privaten Umfeld ist ungebrochen. IT wird deshalb auch künftig erheblich zu den vom Menschen verursachten CO2-Emissionen beitragen. Cloud Computing trägt angesichts dieser Tatsache dank Technologien wie Virtualisierung beziehungsweise dem Betrieb virtueller Maschinen zu einer besseren Auslastung der IT-Infrastruktur und damit verbunden zu einem Abbau des nicht benötigten IT-Equipments bei. - 10. Das Ende des Systemandministrators
Cloud Services entbinden Unternehmen und deren IT-Verantwortliche nicht von der Pflicht, ihre Hausaufgaben zu machen. Sie müssen die Geschäftsprozesse klar strukturieren und entsprechende Schnittstellen schaffen, an die Cloud-Computing-Services andocken können. Das bedeutet, der CIO/IT-Leiter oder sein externer ITK-Dienstleister erffahren eine Aufwertung. Ihre Tätigkeitsfelder werde deutlich stärker als zuvor von strategischen Aufgaben geprägt sein. IT-Verantwortliche, die sich weiterhin eher als Systemverwalter verstehen, sind dagegen im Zeitalter von Cloud Computing fehl am Platz.
Fokus auf Forschung und Entwicklung
Die Fujitsu Gruppe investiert rund fünf Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung, um Innovationen voranzutreiben. Gleiches gilt auch für FTS. Aktuelle Neuheiten des Unternehmens sind unter anderen ein kabelloser Monitor, der Tablet PC Stylistic Q550 speziell für den Unternehmenseinsatz, die Lifebooks S761/C und P771/C mit integriertem Beamer oder der sprechende Roboter Teddybär, der dank 13 in seinem Körper integrierter Sensoren auf Berührungen reagieren kann. Über eine Kamera auf der Nase erkennt er die Gesichtsausdrücke von Menschen. Laut Fujtsu eignet sich der Roboter-Teddy für einsame Menschen, die wegen einer Allergie keine lebenden Tiere halten können.
2011/2012: Fujitsu auf dem Weg zum Komplettanbieter
20011 und 2012 stehen bei Fujitsu Technology Solutions (FTS) ganz im Zeichen der Cloud und der strategischen Ausrichtung hin zu einem Komplettanbieter für Hardware, IT-Infrastruktur, Services und auch Software - letzteres zunächst aus der Cloud. Seit Februar 2012 bietet das Unternehmen dazu den "Fujitsu Cloud Store" an, über den Kunden auf eine Reihe von Software-as-a-Service- (SaaSSaaS) Angebote zugreifen können. Alles zu SaaS auf CIO.de
Der B2B-App-Store bedeutet für Fujitsu den Einstieg in das Geschäft mit Business-Anwendungen, ohne dass der Konzern im großen Stil eigene Anwendungen vermarktet. Denn mit Ausnahme einer hauseigenen CRM-Lösung stammen die Produkte ausschließlich von Softwarepartnern, die diese mit Hilfe von Fujitsu in die Cloud stellen. Die Partner kümmern sich weiterhin um Vertrieb, Marketing und die Pflege ihrer Kundenbeziehungen. Bislang scheint der Cloud-Store aber noch nicht ganz die Erwartungen zu erfüllen.
Neben dem App-Store bietet Fujitsu eine Reihe von Produkten speziell für Cloud-Anwendungen an, darunter den Server CX 1000 sowie die Blades BX400 und BX900. Der CX1000 setzt beispielsweise auf ein Kühlkonzept, das die Abwärme kaminartig nach oben ableitet, damit sich die Systeme platzsparend aufstellen lassen. Mit den Dynamic Infrastructure Blocks (DI Blocks) können sich die Kunden Systeme aus Komponenten wie Server, Speicher, sowie Netzwerk- und Virtualisierungssoftware konfigurieren. Mit der System-Management-Lösung ROR (ServerView Resource Orchestrator Cloud Edition) verwalten sie ihre Serverressourcen im Data Center.
Neben Cloud ComputingCloud Computing setzt FTS als zweiten Wachstumstreiber auf die Partnerschaft mit SAP bei der neuen Datenbanktechnik HANA, die Abfragen tausendfach beschleunigen soll. Die zugehörige Infrastruktur liefert Fujitsu aus Augsburg. FTS plant zudem, den Augsburger Standort aufzuwerten. Das Unternehmen will künftig Warenbeschaffung, Produktionsplanung und Logistik von der bayerischen Stadt aus steuern. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de
All dies wird Rolf Schwirz, der bisherige CEO von FTS, nicht mehr aus nächster Nähe erleben. Nach zwei Jahren an der Spitze des Unternehmens verlässt er Fujitsu im November 2012 überraschend und wechselt nur einen Monat später in den Vorstand des Computertechnik-Spezialisten Kontron, um dessen langjährigen Vorstandschef Ulrich Gehrmann abzulösen. Bei Fujitsu übernimmt übergangsweise Rod Vawrey, President of Global Business Group and Corporate Senior Vice President Fujitsu Limited, die Aufgaben von Schwirz.