Healthcare IT


IT verbessert Prozesse kaum

Die Grenzen der IT-Industrialisierung

18.08.2009
Von Hartmut  Wiehr

3. Konsequenzen für den IT-Alltag in den Krankenhäusern


Die Einführung der Abrechnung nach DRGs hat die Wirtschaftlichkeit einer Klinik in den Vordergrund gerückt. Vor allem in den unterstützenden Prozessen, von der Material- und Arzneimittelversorgung bis zum Patiententransport, sind viele Aufgaben zentralisiert. Sie sind nicht nur für die verschiedenen Abteilungen und Institute eines Krankenhauses zusammengefasst, sondern oft für viele Kliniken beispielsweise einer Stadt.

Die "Rezepte“ der Industrie zur Steigerung der Qualität und Senkung der Kosten taugen nur bedingt: Der Materialanteil in Kliniken ist sehr viel kleiner als beispielsweise in einer Fabrik, die Automobile herstellt, die Dienstleistungen der Ärzte und der Pflege bilden den größten Kostenblock, je nach Fall die Hälfte bis zwei Drittel der Ausgaben. Die Industrie kann die Lohnkostensteigerung zum Teil auffangen durch Automatisierung und durch Verlagern lohnintensiver Tätigkeiten in Billiglohnländer. Standardisierbare Dienstleistungen in Callcentern beispielsweise werden durch IT automatisiert und verlagert in Länder mit billigeren Löhnen. Die Tätigkeiten in einem Krankenhaus sind praktisch nicht automatisierbar, selbst wenn in Japan immer mehr Roboter zur Altenbetreuung eingesetzt werden.

Die in der Industrie seit vielen Jahren etablierten und zertifizierten Qualitätsmanagement-Systeme sind dort ein integraler Bestandteil des täglichen Geschehens. Sie helfen dabei, niedrige Fehlerquoten der Produkte zu erzielen. In vielen Branchen sind jedoch die Anforderungen der ISO 9001 bezüglich der Qualitätsmanagement -Systeme durch zusätzliche Forderungen ergänzt, so in der Automobilindustrie durch die ISO/TS 16949:2002, bei Medizinprodukten durch die ISO 13485 und durch die Medical Device Directive (MDD), oder in der Flugzeugturbinenherstellung durch die Lieferantenzulassung des Luftfahrtbundesamtes.

In allen wirtschaftlichen Bereichen, in denen hohe Sicherheit notwendig ist, gelten verschärfte Regeln, entweder getrieben durch den Markt oder veranlasst durch den Gesetzgeber aus Sorge um das Wohl der Bevölkerung. Die Nutzung eines Exzellenzmodells allein reicht mithin nicht aus, um Qualität und Sicherheit umfassend zu verbessern. Das Modell der European Foundation for Quality Management (EFQM) eignet sich besonders für Unternehmen und Organisationen, die bereits auf dem Weg zur Exzellenz sind und die bereits Ansätze zur ständigen Verbesserung als Bestandteil des Geschäftslebens implementiert haben.

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