Healthcare IT


IT verbessert Prozesse kaum

Die Grenzen der IT-Industrialisierung

18.08.2009
Von Hartmut  Wiehr

In Deutschland wird das Qualitätsmanagement-System einer Klinik häufig nach KTQ (Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen) zertifiziert – eine Sache, die nicht weh tut und auch wenig bringt nach Meinung von Insidern. Eine internationale Variante ist eine Zertifizierung des Qualitätsmanagement-Systems nach ISO 9001, vor allem mit der Ergänzung TS 15224: "Health Services - Quality Management Systems - Guide for the use of EN ISO 9001:2000“. Viele orthopädische Kliniken zum Beispiel lassen ihr Qualitätsmanagement-System nach ISO 9001 zertifizieren.

Insgesamt kommt man nicht um die Tatsache herum: Die IT kann im Healthcare-Bereich nicht ihren Anspruch einlösen, die Geschäftsprozesse umfassend zu verbessern. IT-Systeme verbessern zwar einzelne Abläufe oder periphere Prozesse, beispielsweise die Abrechnung oder die Lagerverwaltung. Die medizinischen Leistungsprozesse der Diagnose und Therapie lassen sich jedoch nur selektiv unterstützen. Am weitesten fortgeschritten ist die IT-Unterstützung noch bei einzelnen Funktionen, beispielsweise der Radiologie, der Labordiagnostik oder in der Anästhesie.

Die Datenmengen, die die IT zu bewältigen hat, nehmen andererseits ständig zu. Insofern kann die IT auch als die Achillesferse im klinischen Ablauf betrachtet werden. Ihre im Alltag der Kliniken noch festzustellende geringe Akzeptanz hängt u.a. mit der schlechten Benutzerfreundlichkeit (Usability) zusammen. Ein großes Hindernis in der Einführung von IT-Systemen ist die notwendige und unumgängliche Änderung der Abläufe in den Krankenhäusern. Ohne diese Änderung lohnt sich der Einsatz der IT nicht. Und ohne solche Veränderungen werden die Mitarbeiter in den Krankenhäusern der IT weiterhin kritisch und ablehnend gegenüberstehen.

Teil II lesen Sie demnächst auf cio.de. Der Artikel befasst sich mit den Konsequenzen der Prozessoptimierung für die Healthcare-IT

(*) Johann Walter ist Lehrbeauftragter der Medizinischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg im Master-Studiengang "Medical Process Management“ und Autor des Buches "Geschäftsprozessmanagement umsetzen“ (Hanser, 2009).

Harald Mang ist Professor für Anästhesiologie an der Universität Erlangen-Nürnberg.

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