Hamburger IT-Strategietage


Bosch CIO Pritsch

"Die IoT-Cloud ist die wichtigste Produkteinführung der letzten Jahre"

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.
Elmar Pritsch, Group CIO der Robert Bosch GmbH, sprach mit CIO-Herausgeber Horst Ellermann über Innovationen, das Internet der Dinge und neue Mitarbeiter.
Hamburger IT-Strategietage 2018: Bosch Group CIO Elmar Pritsch (l.) im Gespräch mit Moderator Horst Ellermann.
Hamburger IT-Strategietage 2018: Bosch Group CIO Elmar Pritsch (l.) im Gespräch mit Moderator Horst Ellermann.
Foto: Foto Vogt

Das Herz von BoschBosch schlägt für AutomobileAutomobile, IndustrieIndustrie und Home. 7.500 Mitarbeiter arbeiten in der IT, 20.000 in der Software-Entwicklung. Group CIO Elmar Pritsch ist deswegen ein bekannter Mann. Noch bekannter ist er, seitdem er 2017 im Wettbewerb von "CIO" und "Computerwoche" zum "CIO des Jahres" gewählt wurde. Top-500-Firmenprofil für Bosch Top-Firmen der Branche Automobil Top-Firmen der Branche Industrie

Pritsch antwortet auf die Frage nach seinem Bekanntheitsgrad im Unternehmen: "Viele werden die Leistungen unserer Corporate IT kennen. Das ist wichtiger, als mich zu kennen." Der Titel "CIO des Jahres" hilft dabei, Bosch als innovatives Unternehmen zu sehen.

Der Bosch-CIO sieht ein deutliches Zusammenwachsen der Software mit dem Produkt: "Früher war alles Embedded Software, Black Boxes. Sie können aber kommunizieren und produzieren wertvolle Daten, die wir in unsere Systeme aufnehmen können, um neue Einsichten zu generieren. Wir spielen dann wieder neue Software ein mit neuen Funktionen - ein Kreislauf, der eine neue Zusammenarbeit erfordert."

Sehr wichtig sei das Thema SecuritySecurity. Dabei gelte es stets, die ganze Kette zu betrachten, da sich Angreifer gern das schwächste Glied aussuchten. Oft sei das der Mensch, wie man am Beispiel von Passwörtern sehen könne. "Damit es kein Einfallstor gibt, müssen wir ein gesamthaftes System schaffen, in dem die Hürde möglichst hochgelegt wird." Alles zu Security auf CIO.de

Die IoT-Cloud von Bosch bezeichnete Pritsch als die "wichtigste Produkteinführung der letzten Jahre." Ein Drittel seiner Zeit widme er sich diesem Thema, "der Zukunft des Konzerns". Pritsch: "Wir brechen in eine vernetzte Welt auf. Informationen und Daten haben einen Wert."

Es beginne, wenn das Produkt erstmals eingeschaltet werde: Wer hat das gemacht? Wie lautet die Adresse? "Sonst kann ich das Produkt nicht mehr in seinem Lebenszyklus erreichen." Dabei seien auch Fragen der IT-Architektur wichtig: "Wie gestalte ich diese, um eine Durchgängigkeit zu erzielen?"

Eigene Bosch Cloud aus strategischen Gründen

Bei Bosch bleibt die CloudCloud im Unternehmen - aus gutem Grund: "Es ist etwas anderes, wenn man die Cloud selber aufbaut und betreibt. Wir haben sehr viel gelernt. Wir können Weichen einbauen, um Traffic auszuleiten, Know-how und Kompetenz selbst aufbauen. Wir wollen unabhängig bleiben von einem großen Anbieter, der eventuell ebenfalls in den Home-Bereich vordringen will", sagte Pritsch. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de

Der Bereich IoT sei für viele Unternehmen gerade "eine spannende Phase". Jeder versuche sich ein eigenes Öko-System aufzubauen. "Der Markt ist dafür aber nicht groß genug", findet Pritsch. "Sie bleiben in der Größe unterkritisch, es wird einen Konsolidierungsprozess geben." Man könne noch nicht sagen, wer zu den Gewinnern gehören wird. "Wir werden sehen, wer sich mit mehr Volumen behaupten kann", sagte er weiter.

Der Bosch-CIO hofft auf einen Erfolg der deutschen IoT-Anstrengungen: "Die Kraft, die wir in unserem Land haben, sollten wir nutzen, und Industrie 4.0 nicht nur als Lobbyarbeit interpretieren. Wenn es der Mittelstand nutzt, könnte es zu einem Exportschlager werden. Und wir würden auch in den kommenden zehn Jahren unserem Führungsanspruch gerecht."

Um die Themen künstliche Intelligenz und andere Fragen beschäftigen sich rund 20.000 Entwickler in großen Forschungszentren in Paolo Alto (USA), Bangalore (Indien) und Renningen bei Stuttgart.

Für alle Unternehmen sei es derzeit aber nicht einfach, genug IT-Mitarbeiter zu finden, sagte Pritsch. Wichtig sei für die Attraktivität eines Unternehmens, dass die Entwickler mit dem von ihnen geschriebenen Code Reichweite erzielen könnten. Das sei bei Bosch der Fall. Auch die Ausstattung der Arbeitsplätze spiele bei der Talentgewinnung eine Rolle - nicht mehr der Firmenwagen.

Bosch ist größter Skype-Nutzer weltweit

Mit Microsoft hat Bosch einen Partnerschaftsvertrag über den "Next Generation Workplace" abgeschlossen und Ende 2016 den Roll-Out von rund 300.000 Installationen beendet. Jetzt ist Bosch größter Skype-Nutzer weltweit. "Es macht deutlich mehr Spaß, mit den Kollegen zu chatten", findet Pritsch.

Auch Open Standards und Open SourceOpen Source spielen eine Rolle. Bei der "Bosch Connected World 2018" in Berlin hatte das Unternehmen 700 Entwickler zu einem Hackathon eingeladen, um die Systeme zu testen. Alles zu Open Source auf CIO.de

Dass man bald nur noch sein Handy im Unternehmen brauche, glaubt Pritsch nicht. Es komme immer darauf an, was man mit einem Gerät machen wolle. "Als Software-Entwickler muss man die Möglichkeit haben, viele Fenster offen zu haben, die werden auf ein High-class-Endgerät nicht verzichten", glaubt er. Der CIO aber nutze oft nur noch sein Smartphone und klappe den Rechner nur noch selten auf. Auch die Festnetzanschlüsse bei Bosch gehen drastisch zurück.

Bosch werde, so Pritsch, weiter daran arbeiten, seine Produkte intelligenter zu machen, Algorithmen einzubauen ("da probieren wir uns noch aus") und das eigene IoT-Ökosystem auszubauen sowie mit den Business CDOs zusammen Geschäftsfälle erfolgreich abzubilden. "Es gibt bei uns mehrere CDOs. Bei Mobilität, Industrie und Home haben wir Kollegen, mit denen wir die digitale Transformation heben. Es ist ein unschätzbarer Wert, als Counterpart jemanden zu haben, der aus dem Business kommt", findet der Group-CIO.

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