Debeka führt Open-Source-System ein

Die Linux-Versicherung

06.05.2002
Von Patrick Goltzsch

Vorstand schnell überzeugt

Mit der Entscheidung für Linux einen in Deutschland bislang ungewöhnlichen Weg einzuschlagen hat den Projektleitern "einige schlaflose Nächte bereitet", so Meyer. Doch die IT-Abteilung überzeugte den Vorstand: Plattformunabhängigkeit, offene Standards und leichte Administration galten auch hier als gute Argumente.

Die Umsetzung des Projekts begann im April 2001, als der Netzwerkspezialist ADA das Rollout übernahm. Nach und nach wurde die neue Technik in den einzelnen Außenstellen eingerichtet und Datex-P vorwiegend durch ISDN ersetzt. Nach einem Jahr Laufzeit wurde die Umstellung jetzt im April abgeschlossen, und das Projekt hat sich finanziell bewährt. Mehr als zehn Prozent der ursprünglich veranschlagten Kosten konnten gespart werden. Hier machten sich die im letzten Jahr stark sinkenden Hardware-Preise und der Kampf unter den großen Anbietern bemerkbar.

Auf der Software-Seite entfielen zwar die Lizenzgebühren, doch die mussten für selbst entwickelte Java-Programme aufgewendet werden. Karl Heinz Toussaint, Leiter der Hauptabteilung IT-Systeme, sieht sich dennoch in der Entscheidung für die plattformunabhängigen Java-Programme bestätigt und verweist auf die umstrittene Lizenzpolitik von MicrosoftMicrosoft. Dort müssen Kunden künftig alle Versionssprünge mitmachen. Alles zu Microsoft auf CIO.de

Nach einem halben Tag eingearbeitet

In den Außenstellen kommt KNUT gut an. "Die meisten haben sich gefreut, dass die Anwendungen schneller liefen", sagt Toussaint. "Dabei war unser Ziel nur, die Geschwindigkeit beibehalten zu können." Im Hamburger Kundenzentrum bestätigen die Mitarbeiter den Eindruck der Zentrale. Bereitwillig wird das Terminal vorgeführt, und beim Starten füllt sich der Bildschirm mit der Linux-typischen Auskunftsfreudigkeit. "Ach, das ist jetzt Linux!", lautet der Kommentar der Mitarbeiter in den Zweigstellen.

Ohne Eingriff des Anwenders baut sich die grafische Benutzeroberfläche auf, der Browser startet und eröffnet den Zugriff auf die Programme. Ein halber Tag Schulung nur sei nötig gewesen, nachdem die Terminals im Januar installiert worden waren. Der Umgang mit der Maus musste nach Jahren auf der kargen Textoberfläche geübt werden.

In den nächsten Monaten stehen noch Erweiterungen für KNUT an. Sobald die Entscheidung für eine Nutzerverwaltung gefallen ist, sollen die Funktionalitäten der Terminals mit E-Mail- und Office-Anwendungen ausgebaut werden. Im Gespräch ist derzeit das Produkt One Webtop von Sun Microsystems.

Es mag ungewöhnlich sein für eine Firma, so freimütig über ihre IT-Infrastruktur und die eingesetzten Lösungen Auskunft zu geben. "Aber", so Toussaint, "es handelt sich um Open SourceOpen Source, und deshalb informieren wir gern." Die Projektleiter Meyer und Kulisch gingen noch ein Stück weiter: Zusammen mit dem Kollegen von Suse skizzierten sie in der März-Ausgabe der Zeitschrift iX in einen technischen Überblick auch die im Laufe des Projekts aufgetretenen Probleme. Andere können sich nun daran orientieren, es den eigenen Bedürfnissen anpassen und damit wiederum das Spektrum der möglichen Einsatzszenarien erweitern. So entsteht der für Open Source typische, sich selbst verstärkende Regelkreis. Alles zu Open Source auf CIO.de

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