Projekte


IT-Strategie bei Praktiker

Die Preisschläger

Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.
Unter Deutschlands Baumärkten herrscht ein harter Verdrängungswettbewerb. Damit sein Unternehmen schnell agieren kann, stellt Christoph Diekmeyer, IT-Leiter von Praktiker, jedem Fachbereich einen IT-Mitarbeiter an die Seite.

Der Frust war da. Auch wenn Christoph Diekmeyer nicht so gerne darüber redet - er schaut lieber nach vorne als zurück. "Es hatten sich zu viele Aufgaben angehäuft“, erzählt er. Die IT war überfordert. In der Praktiker-Zentrale im beschaulichen Örtchen Kirkel, eingebettet in Kuhweiden, Obstgärten und Wäldern, brodelte es. Gute Ideen wurden nicht umgesetzt, weil die Technik nicht mehr hinterherkam - "und das frustriert einen Marketing-Chef schon“.

Unzufriedene Marketing-Chefs kann sich Praktiker aber nicht leisten. Schon gar nicht in Zeiten, in denen die Konsumenten zögern und hausgemachte Probleme die gesamte Branche belasten. Wie die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young in ihrer 2005 veröffentlichten Studie „Baumärkte in der Strategiefalle“ feststellten, herrschte in diesem Segment zu lange eine ungebremste Expansion, die zu einem kontinuierlichen Rückgang der Produktivität führte.

Ähnlich wie andere Handelsunternehmen reagieren die Baumärkte mit einem vehementen Preiskampf. Auch bei Praktiker gilt es, die Kunden mit immer neuen Marketing-Aktionen an die Kassen zu locken. „Hammerpreise“ oder „20 Prozent auf alles“ heißen die Kampagnen des ehemaligen Metro-Zöglings, der seit kurzem wieder an der Börse notiert. Da muss auch die IT spuren. „Um solche Aktionen umzusetzen, brauchen wir eine enge Verzahnung zwischen der IT und den Fachbereichen“, erkannte Diekmeyer. Nur so ist die nötige Schnelligkeit zu erreichen. Nur dann kann man als Erster eine Aktion starten oder – wenn die Konkurrenz schneller war – zumindest rasch reagieren.

Die reine Technik spielt da nur eine untergeordnete Rolle, die Herausforderung besteht vielmehr darin, eine passende Organisation aufzubauen. Eines von Diekmeyers Geboten lautet: „IT arbeitet nie zum Selbstzweck“. Um die Verbindungen im Unternehmen möglichst eng zu gestalten, stellte er jedem Fachbereich einen Ansprechpartner aus seiner Abteilung zur Seite. Dieser soll gleich bei der Entstehung neuer Ideen aus Marketing oder Vertrieb mit eingebunden sein. „Das sehe ich als einen Erfolgsfaktor für Praktiker, aber auch für die IT“, sagt Diekmeyer.

Die Theorie klingt überzeugend einfach, doch sie umzusetzen hat seine Tücken. „Natürlich dauert es seine Zeit“, räumt Diekmeyer ein. „Dass man hin und wieder mal aneckt, dass es Stolpersteine gibt, ist klar.“ Kommunikationskultur ist seiner Ansicht nach das A und O. „Die muss gelebt werden“, betont er.

Zur Startseite