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Die Social-Media-Strategie bei Continental

Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Verlustängste der Manager

Conti-CIO Brunken sieht die Rolle der IT als "integrierender Koordinator", nicht nur für Social-Media-Initiativen. Aufgabe der IT bei Continental sei es, durch Technologie die StandardisierungStandardisierung des Rahmenwerks über die Business-Units und Divisionen hinweg zu leisten. "Ohne diese Plattform sind sie global nicht netzwerkfähig." Das Continental-Management wählte hier den Vergleich mit den mittelalterlichen Geschlechtertürmen in Norditalien, die zum eigenen Ruhm und gegen die Nachbarn errichtet wurden. Alles zu Standardisierung auf CIO.de

Zur besseren Kommunikation werden nun Brücken zwischen den Türmen gezogen. Regionale Instanzen und geschäftliche Einheiten rücken näher zusammen, klassische Silos werden mithilfe der Kommunikation in Richtung einer Netzwerkorganisation entwickelt. "Social Media hat das Potenzial für eine hohe Effizienzsteigerung in der Kommunikation", sagt Brunken.

Natürlich gibt es auch Risiken, wie bei jeder gravierenden Veränderung. Über allem, das untermauert die KPMG-Studie, stehen Verlustängste der Manager - Verlust von geistigem Eigentum, Verlust von Daten, Verlust von Kontrolle, aber auch die Angst vor kritischen Äußerungen der Mitarbeiter sowie ein negativer Einfluss auf die eigenen Marken. "Durch die intensive Einbindung der Mitarbeiter wird die Verantwortung für die Sicherheit und die Qualität der Inhalte dezentralisiert", berichtet KPMG-Berater Paas aus der Praxis.

"Müssen wir künftig Medienkompetenz in die Ausbildung der Mitarbeiter aufnehmen?", fragt sich da nicht nur CIO Brunken. Der IT-Manager sieht noch ein anderes Risiko neben den in der Studie verzeichneten Punkten: "Auch die hohen Erwartungen an Social Media bergen Gefahren - man darf über den Hype nicht vergessen, dass dahinter immer noch solide Projektarbeit stehen muss."

Solide Projekte kosten Geld, ein nicht unwesentlicher Faktor in der Enterprise-IT. Die Rentabilität eines derartigen Projekts lässt sich jedoch kaum mit Fakten bestimmen - "aber bei E-Mail und Telefon rechnet ja auch keiner den wirtschaftlichen Nutzen für das Business nach", argumentiert Brunken. Diese Technologien würden nicht infrage gestellt, sie seien inzwischen selbstverständlich. "Ich bin fest davon überzeugt", sagt der Continental-CIO, "dass Social Media über die nächsten Jahre genauso eine Selbstverständlichkeit in Unternehmen wird."

Noch viele Diskussionen vor uns

Letztlich ist und bleibt Social Media ein kulturelles Phänomen, das sich nicht allein durch Technik in den Griff kriegen lässt. Nur wenn das Top-Management bereit ist, den Wandel zu unterstützen und anzutreiben, kann die Kommunikation auf eine neue Ebene gehoben werden. Hinzu kommt die Bereitschaft der Mitarbeiter zu Veränderungen - nicht jeder findet die neue Interaktion und Transparenz gut, im Gegenteil. Umdenken vom Management zu fordern ist die eine Sache, sich selbst zu verändern die andere; das gelingt nur selten auf Knopfdruck. "Wir müssen die Menschen einfach machen lassen und ihnen den nötigen Freiraum geben", argumentiert Brunken, "und alle Beteiligten müssen sich auf viele kurze Lernzyklen einstellen." Trotz des bereits erfolgten Startschusses für das Projekt bleibt der promovierte Maschinenbauer jedoch Realist: "Vor uns liegen noch viele Diskussionen und viel Arbeit."

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