Kennzahlen: Firmen sollten sich aufs Wesentliche beschränken
Die Tücken des Messens
Problematisch ist allerdings nicht nur das mögliche Ausufern von Kennzahl-Projekten. „So selbstverständlich wie heute Kennzahlen verwendet werden, genauso vielfältig sind die Schwächen, die damit einhergehen“, warnt Richard Vizethum, Managementberater bei Coretelligence. Das Beratungshaus kritisiert insbesondere eine zu starke Kennzahlengläubigkeit in vielen Unternehmen, obwohl deren Aussagekraft zum Teil fragwürdig sei.
Bequemlichkeit verursacht Schwächen
Coretelligence meint damit eine Reihe von typischen Schwächen: Die Interpretation der Kennzahlen werde oft subjektiven Einschätzungen überlassen. Häufig sei unklar, wie die Zahlen zustande kommen. Wenn etwa die Stornoquote ermittelt werde, gehe daraus nicht hervor, welche Ursachen zur Auftragsstornierung führen. Überhaupt sei oft nicht nachvollziehbar, warum sich Kennzahlen verändern, weil auch nicht beeinflussbare Faktoren wie Kundenverhalten oder Wettbewerbsbedingungen mit hinein spielen.
Ferner würden Kennzahlen oft isoliert betrachtet, ihr Kontext sei nicht transparent. „Die Beschränkung auf bloße Zahlen in den Reports lässt den Entscheider allein“, so Coretelligence weiter. Die Kritik: Aus den analysierten Kennzahlen lassen sich keine praktischen Handlungsempfehlungen ableiten. Hinzu komme, dass die Zahlen oft widersprüchlich seien. „In der Praxis sind inhaltlich identische Kennzahlen in verschiedenen Datenbankanwendungen oft mit unterschiedlichen dimensionalen Ausprägungen und in unterschiedlicher Granularität vorhanden“, so die Berater. Derartige Schwächen seien in fast allen Unternehmen anzutreffen. Vizethum begründet dies mit der allgemeinen Tendenz, auch sehr komplexe Verhältnisse auf einfache Zahlen zu reduzieren und sich so bequeme Entscheidungsgrundlagen zu schaffen.