Apps gegen Krankenstand
Digitale Helfer gegen Stress
App registriert Matratzenbewegungen
Das Start-up Soma Analytics adressiert mit einer speziellen App Personalabteilungen von Unternehmen in der Größenordnung von 1.000 Mitarbeitern. Beschäftigte können sie auf ihrem eigenen Smartphone installieren. Über das Mikrofon misst die Anwendung Emotionen in der Stimme beim Telefonieren. Erfasst wird auch, ob eine SMS hektisch oder in Ruhe getippt wird.
Selbst im Bett registriert Soma Analytics noch Matratzenbewegungen, um Rückschlüsse auf den Schlafrhythmus zu ziehen. Sammelt man diese Daten länger, kann ein Algorithmus den Stresslevel bestimmen und Vermeidungsstrategien vorschlagen. Anwender erhalten wöchentliche Reports. All das natürlich nur, wenn der Mitarbeiter einverstanden ist.
Die Personalabteilung kann mit den anonymisierten Daten ausmachen, in welcher Abteilung oder zu welcher Tageszeit das Stresspotenzial am größten ist. Der Einfluss von Stress auf Mitarbeiterfluktuation soll sich so vermindern lassen.
Datenschutz-Bedenken hätten die Beschäftigten selten, sagt Soma-Analytics-Chef Johann Huber. "Viele wollen wissen, wie hoch das eigene Stresslevel ist." Bei einigen mittelständischen Kunden sei die App im Einsatz.
- Arbeitsbelastung
Am problematischsten ist die hohe Arbeitsbelastung. 51 Prozent der Befragten gaben dies als Stressgrund an. Deutschland liegt damit im Schnitt, auch in den anderen elf Ländern ist ein ähnlich hoher Anteil der gleichen Meinung. - Unterbesetzung
Ein weiterer Stressgrund: personelle Unterbesetzung. 41 Prozent der Befragten sehen das als wichtigen Grund für Stress bei der Arbeit an - ein Wert, der fast in allen Ländern ähnlich ist. - Büroklatsch
Dass unangenehme Kollegen oder fieser Büroklatsch zu Stress führen kann, ist allgemein bekannt. Dementsprechend führen auch 31 Prozent der Befragten das als Stressgrund an - der Anteil derer, die das ähnlich sehen, liegen in allen anderen Ländern fast gleich hoch - außer in Brasilien: 60 Prozent der Befragten geben unangenehme Kollegen und fiesen Büroklatsch als Stressgrund an. - Chefqualitäten
Wenn der Chef sich eher um sein Handicap kümmert, statt ordentlich zu führen: 28 Prozent der Befragten sind mit der Management-Fähigkeit des Chefs unglücklich. Das Unvermögen des führenden Managers, das zu Stress führt, scheint in Luxemburg relativ unbekannt zu sein - nur 11 Prozent der Befragten sind dort mit den Befragten unglücklich, in Dubai sind es gar neun Prozent. - Druck von oben
Unangemessener Druck vom Chef nannten 27 Prozent der Befragten hierzulande als Stressgrund. In Brasilien sind es dagegen 44 Prozent. - Stressfrei
Keinen Stress haben dagegen nur sieben Prozent der deutschen Befragten. Genauso niedrig ist der Anteil derer, die ihren aktuellen Job nicht mögen. - Verantwortung
Was sorgt im Büro für Stress? Der Personaldienstleister Robert Half hat im höheren Management nach den wichtigsten Gründen gefragt. Dabei gaben 18 Prozent der Befragten zu viel Verantwortung oder ständiges an die-Arbeit-denken auch in der Freizeit als Grund für Stress bei der Arbeit an. Nur in Tschechien können die Beschäftigten außerhalb des Arbeitsplatzes schwerer abschalten - dort gaben 28 Prozent an, dauernd an die Arbeit denken zu müssen. Auf der anderen Seite der Skala ist Luxemburg: nur fünf Prozent haben dort dieses Problem.
Gleich zwei Anti-Stress-Apps bietet der kalifornische Anbieter Azumio für jedermann zum Download. Eine schnelle Diagnose verspricht der "Stress Check": Mit dem Finger deckt man die Kamera des Smartphones ab. Das Gerät misst so den Herzschlag und verspricht Rückschlüsse auf die Belastung des Organismus. Mit dem "Stress Doctor" zeichnet das Smartphone zudem die Atemfrequenz auf. Verlaufen beide unrhythmisch, deute dies häufig auf stressbedingtes Unwohlsein hin, so die Anbieter.
Ob solche Anwendungen verlässlich sind oder nicht: "Für Unternehmen können sie immer nur eine Ergänzung zum betrieblichen Gesundheitsmanagement sein", sagt Weiler. "Eine App kann möglicherweise Symptome wie zum Beispiel eine veränderte Herzrhythmusfrequenz feststellen, aber sie kann die Ursache dafür nicht erkennen. (Handelsblatt)