Das große Zittern vor dem Fest
EADS vor Stellenabbau
EADS-Chef Tom Enders hat mehrfach harte Einschnitte und Stellenstreichungen angekündigt. Zwar sprudeln die Gewinne des Luft- und Raumfahrtkonzerns, doch der Löwenanteil kommt von der florierenden Tochter Airbus, deren Namen EADS im kommenden Jahr auch für den Gesamtkonzern übernimmt. In der schwächelnden Rüstungsparte Cassidian sieht es hingegen trist aus. Am Montag will der Konzern den Arbeitnehmervertretern die Kürzungspläne in Umrissen vorstellen. Die Spannung steigt - und die Furcht vor den Auswirkungen des angekündigten Konzernumbaus.
Neben der Umbenennung von EADS in Airbus soll nämlich viel mehr passieren. Dazu gehört auch die Zusammenlegung der Raumfahrttochter Astrium mit Cassidian und Airbus Military zur neuen Sparte Airbus Defence & Space. Gemeinsam haben die Unternehmen etwa 40.000 Mitarbeiter. Aus informierten Kreisen wurde in den vergangenen Wochen bekannt, dass EADS plant, bis zu 20 Prozent dieser Stellen zu streichen, also bis zu 8.000 Jobs. Die Gewerkschaften reagierten entsetzt, riefen zu Protesten auf. Noch ist offen, welche Zahl am Montag verkündet wird, doch die Gerüchteküche brodelt. EADS selbst schweigt dazu beharrlich.
Im Umfeld des Unternehmens wird nach dpa-Informationen damit gerechnet, dass die Zahl zunächst deutlich unter den genannten 8.000 Stellen liegen dürfte. Denkbar sei, dass EADS stattdessen den Abbau auf mehrere Jahre strecken, an der Planzahl im Hintergrund aber festhalten könnte. Zugleich ist die Sorge groß, dass der Konzern angesichts der Größenordnungen nicht ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommen könnte. Offen ist, ob EADS am Montag auch Aussagen zu einzelnen Standorten macht.
Intern, so ist zu hören, habe es nach Bekanntwerden der groben Eckdaten Streit geben, etwa zwischen der französisch geführten Astrium und der vom deutschen Manager Bernhard Gerwert geleiteten Rüstungssparte Cassidian. Gerwert wird auch die neue Sparte Airbus Defence & Space führen. Gerade in Frankreich sei der Widerstand gegen mögliche Kürzungen zulasten von Astrium besonders groß. Die Gewerkschaften jedenfalls haben bereits deutlich gemacht, dass sie um die Arbeitsplätze und Standorte kämpfen wollen.
Das Rüstungsgeschäft von EADS bekommt die Sparpolitik der europäischen Regierungen deutlich zu spüren. Und im internationalen Wettbewerb ist es schwierig, Waffensysteme wie den Eurofighter zu verkaufen. Probleme wie beim Transportflugzeug A400M kommen hinzu, neue ProjekteProjekte werden geschoben, Bestellungen etwa für Hubschrauber gestrichen. Neuere Geschäftsfelder wie die Grenzsicherung oder Cyber-Anwendungen zum Schutz vor Hackerangriffen sind dagegen noch zu klein, um Ausfälle in der klassischen Wehrindustrie zu ersetzen. Alles zu Projekte auf CIO.de
Enders wollte den Problemen mit Größe begegnen und EADS mit dem britischen Rüstungsriesen BAE Systems zusammenschließen. Doch vor allem die Bundesregierung stemmte sich gegen die Pläne, das Projekt scheiterte. Enders kündigte gleich danach ab, dass nun alles auf den Prüfstand müsse - erstes Ergebnis war der große Konzernumbau. Nun folgen die weiteren Schritte. Aus Sicht der Gewerkschaften lässt sich Enders dabei von Renditewünschen des Finanzmarktes treiben. Das wolle und werde man nicht mitmachen, heißt es bei der IG Metall. (dpa/rs)