Keine Hierarchien, keine Taktik - einfach Mal entspannen

Echte Freunde statt ein Business-Netzwerk

09.03.2009
Von Klaus Werle

Lebhaft - und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. "Wenn ich in einer Talkshow war, heißt es schon mal: "Mensch, warst du fahrig", sagt der Eon-Chef. Vor ihm steht feines Rosenthal-Porzellan, ein dicker Teppichboden dämpft Schritte und Stimmen, kein Laut dringt vom quirligen Rheinufer herauf in die Kommandobrücke des Energiekonzerns. "Wenn man täglich Presseclippings über Eon und sich selbst erhält, glaubt man schnell, man wäre überall im Fokus", sagt Bernotat. "Den Freunden ist das gar nicht so präsent, und das hilft mir selbst, die Dinge anders zu sehen."

Echte Freundschaften halten ewig

Ehrliches Feedback, andere Perspektiven, "Erdung" - die für Manager so wichtigen Nebenwirkungen sind am stärksten, wenn die Freundschaft die richtige Mischung aus Ähnlichkeit und Anderssein auszeichnet. Häufig hat das verbindende Element seinen Ursprung weit in der Vergangenheit: Untersuchungen zeigen, dass die engsten Freunde oft aus Studium oder ersten Berufsjahren stammen - auch Bernotat lernte seine Clique in seiner Zeit bei Shell in Hamburg kennen; der Herrenmodenhändler war damals sein Nachbar.

"Fast ebenso häufig entstehen private Freundschaften auch aus beruflichen Verbindungen - und zwar bei allen, nicht nur bei Managern", betont Psychologe Refisch. Die Grenze ist oft fließend: Joschka Fischer etwa ist Patenonkel eines Kindes von Allianz-Finanzvorstand Paul Achleitner; Alexander Dibelius, Deutschland-Chef von Goldman Sachs, ist Freund und Trauzeuge von Metro-Vorsteher Eckhard Cordes, managte aber auch die Chrysler-Übernahme, als der noch bei Daimler war - wo hört Geschäft auf, wo beginnt das Private?

Führungskräfte, meint Coach Eberhard Hauser, tendierten besonders dazu, Freundschaften stärker unter Effizienzaspekten zu sehen, allein schon aus Zeitnot: "Es muss etwas dabei herauskommen." So erklärt sich auch das verbreitete Phänomen, dass aus Geschäftspartnern, etwa in Extremsituationen, später oft Freunde werden: Der Banker, mit dem man bei einem Merger wochenlang zusammenarbeitet, oder der Pressesprecher, der einen durch die Untiefen einer Imagekrise lotst.

Gerhard Niesslein (55), seit November Vorstandssprecher der IVG Immobilien, lernte seinen besten Freund vor 15 Jahren bei einem privaten Dinner kennen: Der Anwalt Robin Fritz (53) vertrat einen Klienten gegenüber der Helaba, wo Niesslein damals im Vorstand saß - man kam ins Gespräch. "Wer seinen Job mit Überzeugung macht, der hat auch viele Freunde aus diesem Umfeld", meint der Jurist und gebürtige Österreicher.

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