Entwicklung
Ende des Routerzwangs - das kommt auf Sie zu
Wartung, Auswirkungen auf den Routermarkt und Fazit
Zunächst einmal ist die Routervermietung gegen monatliches Entgelt auch ein Geschäft, das nun zumindest teilweise wegfällt. Nicht zuletzt deshalb haben sich die Netzbetreiber lange gegen das Ende des Routerzwangs gewehrt. Sie argumentieren zudem, dass sie sich um die Konfiguration, Updates und damit auch um die Sicherheit kümmerten – sofern sie es wirklich taten.
Tatsächlich fällt dieser Service weg, wenn man nicht freiwillig beim gemieteten Router bleibt. Bei einer Störung wird sich mancher Verbraucher von seinem Provider in Zukunft also anhören müssen, dass es „am Router liegt“ und man dafür nicht zuständig sei. Das aber ist zum Glück äußerst selten.
Die zusätzliche Arbeit auf Kundenseite besteht in der Regel in der einmaligen Eingabe der persönlichen Zugangsdaten beziehungsweise im Kabelnetz der Übermittlung von MAC-Adresse und Gerätenummer. Konfiguriert man seinen Router dann noch so, dass Firmware-Updates automatisch installiert werden, sobald der Hardwarehersteller diese bereitstellt, hat man sogar einen Sicherheitsgewinn. Die Provider ließen sich nämlich gerne schon manchmal Monate Zeit, um neue Software „in ihrem Netz zu testen“ und auszurollen.
Und schließlich gilt: Geht der eigene Router kaputt, muss der Besitzer ihn natürlich selbst ersetzen.
Größere Störungen durch „fremde“ Router sind auch in den Kabelnetzen langfristig nicht zu erwarten, sofern die netzspezifischen Anforderungen erfüllt sind. Weil die Gerätehersteller auf die Schnittstellenbeschreibungen jedoch so lange warten mussten, sind anfangs sicher nicht gleich alle Kabelrouter einsetzbar, weil sie von den Netzbetreibern nicht sofort freigeschaltet werden.
Derzeit verfügt ein einzelner Routerhersteller in Deutschland über einen Marktanteil von rund 50 Prozent: AVM mit seiner Fritzbox. Das ist gewaltig und resultiert auch daher, dass viele Provider in ihrem Miet- oder Kaufprogramm bisher gar keine andere Hardware führten. Ob AVM seine herausgehobene Position halten kann, ist angesichts der veränderten Rahmenbedingungen offen. Denn einerseits sind die Geräte des Berliner Unternehmens durchaus zuverlässig, funktional und einfach zu bedienen, andererseits aber auch vergleichsweise teuer. Genau da liegt die Chance für günstige Anbieter wie TP-Link und Co.: Mancher Nutzer gibt sich mit weniger zufrieden – ganz so wie bisher in Zeiten des Routerzwangs.
"Lassen Sie Ihrem Provider noch etwas Zeit."
Selbst leidgeprüft vom Routerzwang, lautet mein Fazit zum nun gesetzlich festgelegten Ende: längst überfällig. Der bisherige Zustand lässt sich damit vergleichen, dass Ihnen das Verkehrsministerium als Betreiber des Straßennetzes vorschreiben wollte, dass Sie darauf nur mit einem ganz bestimmten Automodell fahren dürften. Absurd? Ja, aber genau so sah die jahrelange Praxis mancher Provider aus.
Als Kunde profitieren Sie von der Wahlfreiheit, auch wenn sich mancher Nutzer mit dem Neuen erst vertraut machen muss – so wie beim Umstieg vom fiktiven Einheitsfahrzeug auf das Auto der Wahl. Doch keine Angst – wer einen PC oder ein Smartphone bedienen kann, kann auch einen Router konfigurieren.
Am Schluss noch ein Tipp: Neu ist die Situation auch für Ihren Provider. Lassen Sie ihm gegebenenfalls ein paar Wochen Zeit, bis Sie Ihren Zwangsrouter außer Betrieb nehmen. Dann haben sich die Umstellungsprozesse (hoffentlich) eingespielt, was dann für alle Beteiligten weniger Stress bedeutet. (PC-Welt/mb)