Abschied vom Lebenswerk
Ferdinand Piëch verkauft sein Aktienpaket
In der Autobranche gab es lange eine Art Gleichung: "VolkswagenVolkswagen = Ferdinand Piëch". Doch das gilt schon lange nicht mehr. Nun schrumpft der Einfluss des Autopatriarchen im VW-Konzern auf fast null. Der nun verkündete, weitgehende Ausstieg aus der einflussreichen VW-Dachgesellschaft Porsche SE ist ein weiterer Schritt in einer Entfremdung vom eigenen Lebenswerk. 2015 sorgte Piëch mit der Äußerung für Furore, er gehe "auf Distanz" zum damaligen VW-Chef Martin Winterkorn - im Rückblick begann Piëch damals, sich von seinem Lebenswerk Volkswagen zu entfernen. Größer als heute kann die Distanz kaum sein. Top-500-Firmenprofil für Volkswagen
Jahrzehntelang war er eine dominante Figur in der Autobranche. Als Chef von AudiAudi und später Volkswagen konnte er Erfolge vorweisen, mit harter Hand drückte er Kosten, trimmte das Unternehmen auf effizientere Strukturen und höhere Gewinne und machte VW zum heutigen Mehrmarken-Konzern. Sein autoritärer Führungsstil war gefürchtet. "Mein Harmoniebedürfnis ist begrenzt", schrieb er in seiner Autobiografie von 2003. Top-500-Firmenprofil für Audi
Piëch räumte den Vorstandschefsessel 2002 und übernahm das Führungszepter im VW-Aufsichtsrat. Seine Macht schien unbegrenzt, 2012 hievte er sogar seine Frau Ursula in den VW-Aufsichtsrat. Er galt als Strippenzieher und Königsmacher hinter den Kulissen. Als Vorstandschef Bernd Pischetsrieder 2006 gehen musste, soll Piëch daran Einfluss gehabt haben. Sein damaliger "Zieh-Sohn" Winterkorn übernahm - und sollte 2015 von Piëch mit der Distanzierungsäußerung ebenfalls fallengelassen werden.
Doch dieser Plan ging schief. Den Machtkampf verlor der einst Übermächtige, auch weil andere Vertreter des Porsche/Piëch-Clans nicht mitmachten, darunter sein Cousin Wolfgang Porsche. Piëch warf vor ziemlich genau zwei Jahren die Brocken hin und legte alle VW-Ämter nieder. In der Öffentlichkeit wurde er nur noch selten gesehen, der gebürtige Österreicher zog sich zurück auf seine Residenz in Salzburg.
Nur das Aufsichtsratsmandat bei der Porsche SE blieb ihm noch - die Familie Porsche/Piëch, die auf Firmengründer Ferdinand Porsche zurückgeht, hält 100 Prozent der Stimmrechte an der Firma. 14,7 Prozent davon gehörten bisher Piëch.
Familienintern rumorte es. Man könne sich Familie nicht aussuchen, sagte sein Cousin Wolfgang Porsche. Familienmitglieder sollen Druck gemacht haben, damit Piëch aus dem Aufsichtsrat ausscheidet. Der 79-Jährige dürfte das als Affront verstanden haben - schon seit 1981 sitzt er in dem Porsche-Kontrollgremium. Mitte März bot Piëch seinen Verwandten den Großteil des Aktienpakets an, die griffen nun zu. Damit rückt die nächste Generation - die Ur-Enkel des Firmengründers Ferdinand Porsche - stärker in den Fokus.