Nur wenige machen ernst
Flexibler arbeiten
"90 Prozent der an flexibler Arbeit interessierten Mitarbeiter wollen mit der Arbeitszeit runtergehen, zehn Prozent Überstunden auf einem Langzeitkonto bunkern, das sie später entweder in eine vorübergehende Vier-Tag-Woche, Zwei- bis Dreimonatiges Sabbatical oder "gleitende Altersruhe" auflösen", erläutert Angela Fauth-Herkner. Die Vorteile liegen für die Beraterin, die bereits in den 80er-Jahren im Modehaus Beck in München flexible Jahresarbeitszeit, Teilzeit und in Einzelfällen gar Job-Sharing von Filialleitern möglich machte, auf der Hand: "Nehmen Sie das Kurz-Sabbatical: Die Motivation steigt gewaltig mit Blick auf eine dreimonatige Auszeit. Führungskräfte organisieren sich viel besser. Zudem lösen sich die Mitarbeiter von dem Gedanken an die Präsenzpflicht, und Manager lernen, dass FührungFührung teilbar ist." Investiert ein Großunternehmen etwa 20000 bis 40000 Euro für die Entwicklung von gangbaren Flexibilisierungsmodellen, werde das Dreifache durch eine effizientere Planung und Steuerung eingespart, so Fauth-Herkners Rechnung. Alles zu Führung auf CIO.de
Weniger optimistisch ist Volker Hielscher. Der Wissenschafter im Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft ISO aus Saarbrücken veröffentlichte vor wenigen Monaten die Studie "Prekäre Balancen" und musste feststellen, dass "Beschäftigte zwar gerne Gleitzeit nutzen, um im Alltag einen gewissen Puffer zu haben". Im Allgemeinen habe es jedoch wenig Neigung gegeben, flexible Arbeitszeitmodelle richtig zu nutzen. Arbeitszeitkonten, also das Ansammeln von Überstunden, wurde in den Firmen zwar immer mehr angeboten und auch genutzt, so Ergebnisse der Befragung von 73 Mitarbeitern aus sieben Unternehmen. "Allerdings waren das oft Konten ohne Vollmacht. Denn es gab kaum Konzepte, die sich damit beschäftigen, wie Kontenstände abzubauen sind", so Hielscher.
Maximal 70 Stunden ansparen
In einem der befragten Unternehmen einigte sich der Betriebsrat mit der Unternehmensleitung mühsam auf ein Modell, in dem maximal 70 Stunden angespart werden durften, bei 35 Überstunden zudem der Vorgesetzte darüber informiert werden muss. "Unternehmen bieten oft mehr an, als schließlich von den Mitarbeitern genutzt wird", kommentiert Hielscher.
Diese Erkenntnisse kann der Autokonzern BMW bestätigen. Obwohl es aus der Personalabteilung heißt: "Sie müssen dem Arbeitgeber nur klarmachen, was er davon hat, dann geht alles", nutzen ganze 57 Führungskräfte (in Prozenten: 0,1) das Angebot des Arbeitgebers, in Teilzeit zu arbeiten - vier Prozent weniger als die übrige Belegschaft. Jeder 20. Mitarbeiter nutzt die Möglichkeit, sich zu Hause einen Telearbeitsplatz einzurichten, 0,8 Prozent gehen in die "Kinderpause", und 0,6 Prozent machen eine Auszeit (Sabbatical).
IT-Manager von Stigt traf zunächst auf Vorbehalte und Abstimmungsbedarf. "KPN hat das Modell nicht besonders promotet, aber letztlich die Genehmigung dafür gegeben", so van Stigt, der offiziell seit vier Jahren als Interims-Manager eingestellt ist und bis zum zweiten Quartal des Jahres 2005 die IT-Umstrukturierungen im Konzern begleiten soll. Sein einfacher Nenner für eine Zeit, in der viele tausend Mitarbeitern ihren Job verloren, lautet: "Alles wissen von den Kunden, mit weniger Systemen und weniger Leuten - auf Web-Basis". Als van Stigt kam, "herrschte Chaos unter den IT-Systemen, das mehr oder weniger heimlich die Büros erfasst hat". Die Umstrukturierung zu einer schlankeren, aufgeräumten IT hat van Stigt als 4-Tage-Manager verantwortet. Eine wichtige Station und damit der vorläufige Abschluss seines Konsolidierungsprozesses bei KPN: unternehmensweit ein Order-Entry-System mit einem Billing-System ("Hier waren vorher mehr als 20 im Einsatz") - passend zum Start des digitalen Fernsehens in Holland Mitte Oktober 2004.