CIOs schreiben selbst

Gedanken zur Reform des deutschen E-Governments - Teil 1

12.10.2006
Von Harald Lemke

Diese Beispiele zeigen, dass die grundlegenden Anforderungen an E-Government international sind, sie könnten auch auf Deutschland übertragen werden. Das Beispiel 311 verdeutlicht aber auch die interdisziplinären Erfolgsfaktoren für bürgernahes E-Government:

  • Das Bürgerinteresse steht im Mittelpunkt der Organisationsentwicklung, nicht die über
    Jahrzehnte gewachsenen Zuständigkeiten der Verwaltung.

  • Die Politik muss sich durchsetzen, um gewachsene Verwaltungsstrukturen zu überwinden.
    Dass diese Anstrengung nicht ohne Lohn sein muss, zeigt das Beispiel NYC: Die Service-
    Line 311 gilt dort als wesentlicher Grund für den politischen Erfolg von Bürgermeister
    Bloomberg.

  • Die ebenenübergreifende Organisation der Telefonie erfordert Verwaltungsprozesse und
    Geschäftsmodelle, in denen die Prozesskosten mit hinreichender Genauigkeit erfasst und
    verrechnet werden können.

  • Die ebenenübergreifende Nutzung der Technologie erfordert ein Mindestmaß an
    Standardisierung und Konsolidierung der Verwaltungsnetzwerke, damit ein Bürgergespräch
    z.B. direkt aus der Kommunalverwaltung in die Landesverwaltung weitergeleitet werden
    kann und umgekehrt.

  • Eine Einführung solcher Modelle erfordert gesetzgeberische Maßnahmen, um die
    rechtlichen Rahmenbedingungen solcher Mischverwaltungen zu schaffen.

Diese Erfolgsfaktoren zeigen umgekehrt auch beispielhaft, wie die wirkliche Adaption neuer Technologien in der Verwaltung verhindert wird, wenn sie nicht politisch und strategisch angegangen wird.

Harald Lemke ist Staatssekretär und Bevollmächtigter für E-Government und Informationstechnik im Hessischen Finanzministerium.

Zur Startseite