Fehler machen und zulassen
Glück braucht kein Zufall zu sein
CIO.de: Wie einschneidend müssen Veränderungen sein, damit sie zu unserem Glück beitragen?
Hermann Scherer: Man muss dafür nicht ständig den Job wechseln. Es reichen auch kleine Veränderungen wie ein anderer Weg in die Arbeit oder ein neues Kochrezept. Solche Abwechslungen öffnen den eigenen Horizont und genau durch dieses Abweichen von Routinen bieten sich weitere Chancen.
Eine Fehlerkultur etablieren
CIO.de: In Unternehmensprozesse stark eingebundenen Managern fällt es sicher erst einmal schwer, trotz Abhängigkeiten chancen-intelligent zu handeln. Was ist Ihre Erfahrung?
Hermann Scherer: Wenn Manager sich an Gewohntem festklammern, ist das meiner Meinung nach häufig nur ein Vorwand. Denn Festhalten fällt nun einmal leichter als Loslassen. In manchen Fällen kann es aber sicherlich so sein, dass man wegen starker Abhängigkeiten bestimmte Chancen nicht ergreifen kann. Ob so ein Arbeitsumfeld das Richtige für einen ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
CIO.de: Welche Unternehmen machen es denn richtig?
Hermann Scherer: Oft sind es gerade diejenigen, die die Regeln des Marktes ignoriert und außer Kraft gesetzt haben. Im Möbelbereich war es selbstverständlich, dass die Ware geliefert und aufgebaut wird. Erst Ikea hat mit den Regeln gebrochen und ist mit seiner Strategie extrem erfolgreich.
CIO.de: Können Chefs nachhelfen, damit ihre Mitarbeiter Glückskinder werden?
Hermann Scherer: Vieles lässt sich nicht direkt beeinflussen. Ich bin zum Beispiel skeptisch, ob eine verordnete Kreativstunde sinnvoll ist. Viel wichtiger ist meiner Meinung nach eine Unternehmenskultur, die Fehler zulässt. Wer Fehler machen darf, traut sich mehr und ergreift Chancen eher.
Hermann Scherer baute erfolgreich mehrere Unternehmen auf und hat sein Business-Wissen in zahlreichen Büchern festgehalten. Sein aktuelles Buch Glückskinder ist im Campus Verlag erschienen (237 Seiten, 19,99 Euro).