Das Google-Imperium
Googles Magie verfällt
Wer bestimmte Krankheiten hat, könnte zum Opfer von geschickten Werbeversuchen skrupelloser Pharmafirmen oder Scharlatane werden. Kriminelle fänden in den Daten mannigfaltige Möglichkeiten, Verbrechen vor zubereiten. Wer verreisen will, wird zum potenziellen Einbruchsopfer, wer Geheimnisse hat, zum Erpressungsfall. Und für jeden Tierfreund, Comicfan, Freizeitfotografen oder Hobbykoch ließe sich mit fingier ten Warenangeboten oder Spendenaufrufen ein ganz persönliches Szenario konstruieren, um ihn mit einer trickreichen Masche ab zuzocken. So präzise, wie Google Anzeigen neben Suchworten platziert, ließen sich Möglichkeiten maßschneidern, um Menschen zu betrügen und zu bedrohen.
Bisher gibt es keinen Hinweis darauf, dass Google seine eigenen Datenschutzrichtlinien verletzt, etwa indem es Benutzerprofile an andere Unternehmen verkauft. Google hat, wenn man das ernst nimmt, was Larry Page und Sergey Brin öffentlich erklären, trotz seiner technischen Möglichkeiten nicht vor, die Daten zu etwas anderem zu verwenden als zum Platzieren von Werbung. Erst im Juli 2008 erneuerte Google-Managerin Marissa Mayer dieses Versprechen mit den Worten "Vertrauen ist die Basis für alles, was wir tun". Deshalb versucht Google, alles in Sachen Computersicherheit zu tun, damit seine Daten nicht in kri mi nelle Hände fallen.
Der Vertrauensvorschuss, den die Nutzer dem Unternehmen mit den Trilliarden Buchstaben und Ziffern geben, die sie irgendwo in eine Google-Maske, eine MailMail oder in eine Ortsmarke eintippen, ist in der Tat gigantisch. Bei etlichen Surfern scheint das Bewusstsein, dass die Privatsphäre einen wichtigen und schützenswerten Raum darstellt, nicht mehr besonders ausgeprägt. Viele können mangels Informationen gar nicht abschätzen, dass sie durch die Nutzung von Google-Diensten ihre Zustimmung dazu erteilen, dass das Unternehmen alle Klicks und Informationsschnipsel vollständig und für lange Zeit speichert. Alles zu Mail auf CIO.de
Eine Garantie, dass Google die freiwillig zugeteilte Macht nicht missbraucht, bekommen die Nutzer nicht. Und ein Versprechen ist etwas anderes als ein einklagbares Recht oder ein Gesetz, an das sich jeder halten muss. Deshalb lautet das klare Fazit: Für das, was auf dem Spiel steht, ist ein Versprechen nicht ausreichend.
In anderen Bereichen der Wirtschaft ist es aus gutem Grund gängige Praxis, dass sich die Gesellschaft nicht allein auf den erklärten Willen eines Unternehmens verlassen muss. Niemand würde auf die Idee kommen, dass es ausreicht, wenn der Betreiber eines Atomkraftwerks oder einer Chemieanlage verspricht, sein Möglichstes zu tun, damit es zu keinem Störfall kommt. Es gibt rechtliche Vorgaben, wie eine Anlage betrieben werden muss, es gibt Kontrollen und Sanktionsmöglichkeiten.