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Nicht zu jeder Schraube passt eine Mutter

Grenzen der Standardisierung

Heinrich Seeger arbeitet als IT-Fachjournalist und Medienberater in Hamburg. Er hat über 30 Jahre IT-journalistische Erfahrung, unter anderem als Gründungs-Chefredakteur des CIO Magazins. Er entwickelt und moderiert neben seiner journalistischen Arbeit Programme für Konferenzen und Kongresse in den Themenbereichen Enterprise IT und Mobile Development, darunter IT-Strategietage, Open Source Meets Business, droidcon und VDZ Tech Summit. Zudem gehört er als beratendes Mitglied dem IT Executive Club an, einer Community von IT-Entscheidern in der Metropolregion Hamburg.

Die Heidelberger Druckmaschinen AGHeidelberger Druckmaschinen AG etwa operiert auch nach der Abtrennung des verlustreichen Zeitungs- und Digitaldrucks weltweit noch an 14 Standorten und in 250 Vertriebsniederlassungen. CIO Michael Neff kann daher nicht ohne Rücksicht auf Verluste standardisieren. Er fühlt sich "stark hin- und hergerissen" zwischen der "homemade"-Ausrichtung der 80er-Jahre, die an maximaler Flexibilität orientiert war, und einer kostenoptimierten "Package-IT". Top-500-Firmenprofil für Heidelberger Druckmaschinen AG

"Ich predige seit 2000 die Standardisierung", sagt Neff, "will aber so flexibel wie möglich bleiben." Will heißen: Die beste Lösung am Markt ('Best of Breed') würde er wohl kaum einer billigeren Standardlösung opfern. Denn im Vordergrund steht für Neff, der zu den dienstältesten IT-Managern in Deutschland gehört, das "globale Consulting-Verhältnis" der IT gegenüber den Fachbereichen - mit der Verpflichtung, für Geschäftsprozesse mit optimaler Effizienz und Effektivität zu sorgen.

Komplexität und die Größenfalle

Für Helmut Krcmar, Professor für Wirtschaftsinformatik an der TU München, ist die von Neff beschriebene Aufgabenstellung weitgehend generalisierbar. Die nicht zu den globalen Fortune-500 zählenden MDAX-Unternehmen haben es nach seiner Ansicht aufgrund geringerer Skaleneffekte jedoch schwerer als Konzernriesen. Unternehmen mit globalen Produktions- und Verkaufsaktivitäten stünden allesamt vor ähnlichen Herausforderungen, unabhängig von ihrer Größe. "Industrieunternehmen mit einer begrenzten Zahl an Produktionsstandorten und weltweitem Vertrieb müssen zum ei9nen die Produktions-IT beherrschen", erklärt der Professor. "Zum anderen müssen sie aber auch weltumspannend präsent sein - auch wenn nicht an allen Orten große Volumina abzuwickeln sind." Oft müsse eine groß Zahl von Partnern bedient werden. So tappten die "großen Mittelständler", als die sich einige MDAX-Unternehmen ja gern bezeichnen, leicht in die Größenfalle. "Mechanismen zur Unterstützung der Kundenbeziehungen", da ist sich der Professor mit Berater Dietrich einig, "lassen sich nicht standardisieren."

Kundennähe sowie optimale Effizienz und Effektivität: Diese hehren Ziele sind mit einer IT, die durch rigorose Standardisierung primär das Kostenoptimum im Blick hat, nicht zu erreichen, betont auch Gunter Reinhardt. Der Technikvorstand der IWKA AG, einer Holding für mehr als 80 mittelständische Unternehmen, spricht von "organisierter Dezentralität" als optimaler Lösung für die IWKA-Konzernstruktur.

"Organisierte Dezentralität bei IWKA"

"Das Unternehmen ist dezentral gewachsen. Wir müssen vollkommen unterschiedliche Unternehmenstypologien - vom Maschinenbauer, der Unikate fertigt, bis zur Serienproduktion von Automotive-Parts und Robotern - unter einen Hut bekommen", sagt Reinhart, der früher Direktor des Instituts für Produktionstechnik an der TU München war. "Mit dieser IT-Organisation verbinden wir die Flexibilität, Kreativität und Schnelligkeit dezentraler, mittelständisch geprägter Unternehmenseinheiten mit den Synergien und den Skaleneffekten, die sich in einem mittelgroßen Konzern erzielen lassen", so der IWKA-Vorstand.

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